Freie Geiseln aus Israel berichten über Hamas-Gefangennahme: „Dachten sie würden uns lynchen“
Die freigelassen israelischen Geiseln berichten über ihre Erfahrungen während ihrer Gefangennahme durch die Hamas. Besonders der Hunger machte ihnen zu schaffen.
Tel Aviv – Die am Samstag freigelassenen Geiseln haben ihre Erfahrungen während der Gefangenschaft im Gazastreifen geteilt. Neben dem großen Hunger besorgten sie auch mögliche Angriffe in den letzten Augenblicken ihrer Haft.
Krieg in Israel: Freigelassene Geiseln sprechen über Haftbedingungen
Die Bilder der freigelassenen Hamas-Geiseln gingen um die Welt. Nun wurde ebenso bekannt, dass die Lebensmittel in den letzten zwei Wochen der Geiselnahme knapp wurden. Dies führte dazu, dass ihre Ernährung kaum mehr als Fladenbrot und geringe Mengen an Reis umfasste, berichteten die Geiseln laut Jerusalem Post.

Einige Geiseln erzählten auch von ihrer Besorgnis, dass die Hamas oder andere Personen aus dem Gazastreifen, sie angreifen würden, bevor sie sicher nach Hause zurückkehren konnten. Zeugenberichten zufolge sollen die Fahrzeuge, die sie nach Ägypten brachten, immer wieder mit Steinen beworfen worden sein. „Bis zum letzten Moment waren wir uns nicht sicher“, sagte eine Geisel gegenüber dem Sender N12: „Wir dachten, sie würden uns auf dem Weg nach Israel lynchen.“
Hamas-Geiseln berichten über Nahrungsknappheit und emotionale Belastungen
Merav Mor Munder, die Cousine der am Freitag freigelassenen Keren Munder, schilderte gegenüber N12: „Es gab Tage, an denen es keine Vorräte gab, also aßen sie nur Fladenbrot. Sie wurden nicht gefoltert, aber es gab Tage, an denen sie kaum etwas zu essen hatten.“
Eine weitere Geisel, Hannah Katzir, erfuhr bei einer der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie israelischen Rundfunk hören durfte, von der Ermordung ihres Sohnes. Erst nach ihrer Befreiung erfuhr sie, dass auch ihr Ehemann entführt worden war und sich immer noch im Gazastreifen befinden würde.
Weitere Geisel-Freilassung offenbar am Sonntag erfolgt
Im Rahmen der Feuerpause im Gaza-Krieg hat die islamistische Hamas nach israelischen Armeeangaben eine weitere Gruppe von Geiseln dem Roten Kreuz am Sonntag (26. November) übergeben. 14 Israelis sowie drei Ausländer seien am Sonntag den IKRK-Mitarbeitern übermittelt worden, teilte die israelische Armee mit. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Zuvor hieß es aus Ägypten, dass 13 Israelis und 39 Palästinensern am Sonntag freigelassen werden. Die ägyptische Regierung habe eine entsprechende Liste erhalten. Am selben Tag wurden 120 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen entsandt, von denen zwei mit Treibstoff und zwei weitere mit Gas zum Kochen beladen waren.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen zweitägigen Besuch in Israel begonnen. Er traf am Nachmittag zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in Tel Aviv ein. Dass die beiden höchsten Repräsentanten des deutschen Staates mitten im Gaza-Krieg in das Land reisen, soll ein besonderes Zeichen der Solidarität setzen. Sie folgen der Einladung des israelischen Präsident Izchak Herzog.