Er war Richter mit Leib und Seele: Abschied von einer „starken Persönlichkeit“

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Geschätzter Jurist: Friedrich Vogel ist mit 84 Jahren gestorben. © Privat

Am Alter von 84 Jahren ist der Jurist Friedrich-Karl Martin Vogel gestorben. Eine große Trauergemeinde nahm bei der Beisetzung in Arzbach Abschied.

Wackersberg/Arzbach – „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“ Dieser Satz von Albert Schweitzer prägte den Trauergottesdienst für Friedrich-Karl Martin Vogel. An den ehemaligen Präsidenten des Sozialgerichts München erinnerte sich eine große Trauergemeinde bei der Urnenbeisetzung am Samstag in Arzbach. Vogel war bereits Ende Mai im Alter von 84 Jahren gestorben.

Von Breslau bis nach Arzbach: Friedrich Vogel baute ehemaligen Bauernhof wieder auf

40 Jahre lang hatte der Jurist zusammen mit seiner Frau Doris und den Kindern Benno und Meike in Arzbach gelebt. Ihr Zuhause war ein ehemaliger Bauernhof aus Sachsenkam, den sie unweit des Friedhofs denkmalgerecht wieder aufbauen ließen. „Das war eine Riesenanstrengung“, erzählte er später. „Gut, dass ich im Innenausbau viel selber machen konnte.“ Kein Wunder: Er hatte vor dem Abitur eine Maschinenschlosserlehre gemacht.

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„Das war bestimmt eine harte Zeit für ihn“, sagte der evangelische Pfarrer von Lenggries, Matthias Schricker. Er erinnerte an die wichtigen Lebensstationen von Friedrich Vogel, die mit der Geburt in Breslau ihren Anfang nahmen. Bemerkenswert: „Der Vater war evangelischer Theologe.“ Auf der Flucht in den Nachkriegsjahren verschlug es die Familie Vogel zunächst nach Baden und nach Essen. Nach dem Abitur studierte Vogel Theaterwissenschaft und dann Jura in Würzburg. Dort lernte er auch seine Frau Doris kennen, mit der er nach der Heirat im Jahr 1972 nach München zog. Nach verschiedenen Stellen am Arbeitsgericht wechselte Friedrich Vogel 1992 zur Sozialgerichtsbarkeit.

„Er hat sein Berufsleben neben dem Arbeitsrecht in besonderer Weise dem Sozialrecht gewidmet“

„Er war bei uns sehr willkommen“, sagte der jetzige Präsident Günther Kolbe in seiner sehr persönlichen Trauerrede. Vogel war von 2001 bis zu seinem Ruhestand 2006 Präsident des Sozialgerichts München. „Er hat sein Berufsleben neben dem Arbeitsrecht in besonderer Weise dem Sozialrecht gewidmet“, sagte Kolbe. „Er war mit Leib und Seele Sozialgerichtspräsident.“ Seine Zuneigung zum Recht und zur Sozialgerichtsbarkeit habe Vogel an viele Kolleginnen und Kollegen weitergegeben.

Kolbe erinnert sich noch gut an seine richterliche Einarbeitungszeit: „Ich durfte als Zuschauer an einer Sitzung unter Vorsitz von Friedrich Vogel teilnehmen. Und dabei konnte ich sowohl sein souveränes, kompetentes Wirken als auch die freundliche und gelassene Zugewandtheit bestaunen.“ Vogels Art sei „ein gutes Beispiel dafür, wie fachkundig und zugleich würdevoll auch heute unsere Sozialrichterinnen und Sozialrichter vorgehen, wenn Bürgerinnen und Bürger bei uns Schutz und Hilfe suchen“. Als starke Persönlichkeit habe Vogel mit Charakter, Haltung und Tatkraft seinen ihm anvertrauten Menschen und dem Land gedient.  

Musikalisch mitgestaltet wurde die Trauerfeier von Johannes Wilhelm (Orgel) und Anton Margreiter (Trompete). (Alois Ostler)

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