Das Miesbacher Warmfreibad bleibt 2024 geschlossen. Brache, Sanierung oder Instandsetzung - wie es weiter geht, ist offen. Umso braucht es jetzt klare Entschlossenheit. Ein kommentierender Rückblick von Merkur-Redakteur Dieter Dorby.
Jetzt ist es passiert: Das Miesbacher Warmfreibad hat seine Betriebserlaubnis verloren, und die Stadt ist zum Handeln verdammt. Nach gefühlt über 20 Jahren ist das bewährte „noch ein Jahr“ keine Allzwecklösung mehr. Wie geht es jetzt weiter? War’s das jetzt mit dem Baden in Miesbach? Oder wird das Dauerthema endlich umgesetzt?
Ich kann mich noch gut an meinen ersten Bericht zum Freibad erinnern. Das war im Mai 2015. Zusammen mit Badmitarbeiter Siegfried Splisteser, Bürgermeisterin Ingrid Pongratz und Referent Erhard Pohl besichtigten wir das leere L-förmige Becken, die ausgeblichene, schwächelnde Folie (Bildunterschrift: „Wenn man draufdrückt, spritzt es“), den bröckelnden Beton, die völlig uneffiziente, veraltete Technik. Und daneben die Schlierach, in die das verbrauchte Warmwasser einfach unrecycelt abfließt. Alles geradezu belastend verschwenderisch.
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Dann der Kampf, Bayerns Politik für die Notwendigkeit von Förderprogrammen zur Sanierung der unzähligen Freibäder im Freistaat zu motivieren. Landtagsabgeordneter Markus Rinderspacher (SPD) war da, und CSU-Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner setzte sich erst als Bauministerin, dann als Landtagspräsidentin dafür ein – mit Erfolg: Das erste Förderprogramm kam im Juli 2019, aber Miesbach war nicht bereit, weil das Geld fehlte. Also abspecken, dann doch wieder die große Lösung, das Vertagen auf den neuen Stadtrat im Kommunalwahljahr 2020. Und dann wieder neue Haushaltsprobleme.
Planen, scheitern, hoffen
Autoren von Daily Soaps könnten hier viel lernen. Planen, scheitern, hoffen und wieder von vorn – nach dem Motto: Täglich grüßt das Warmfreibad. Die Stadt garniert dies mit immer neuen Pflichtaufgaben und -ausgaben, die teuer sind und keinen Aufschub dulden. Aktuell soll der Haushalt auf die Badsanierung zugeschnitten werden, doch gleich im nächsten Tagesordnungspunkt folgte der Umbau der Entwässerung im Gewerbegebiet Nord für über 600.000 Euro (Bericht folgt). Umsetzung? Sofort! Die Betriebserlaubnis ist abgelaufen, und die aktuelle Gesetzeslage will es so.
Natürlich haben alle Positionen im Stadtrat ihre Berechtigung: dass die Finanzpolitik nicht zielorientiert ausgerichtet ist; dass Pflichtaufgaben Vorrang haben; dass das Bad sozial total bedeutend ist; dass die Umsetzung der Badsanierung nicht konsequent genug angepackt wurde. Aber was tun?
Den großen Wurf wollen
Ich denke, man sollte sich den großen Wurf – Sanierung mit alleroberster Priorität im Haushalt – trauen. Oft genug beschworen hat man diese Grundsatzentscheidung ja schon. Aber wenn’s ums Springen geht, kommen die Bedenken – und die Angst, das Dauerthema loszulassen.
Positiv ist aber Pohls Botschaft, dass die übergeordneten Behörden bereit sind, die Stadt nach besten Kräften zu unterstützen. Hier gilt es, den Dialog zu suchen und optimistisch zu sein – gerade wegen der Top-Förderung. Am Ende wird es für die Stadt immens befreiend sein, diesen Klotz nach all den Jahren endlich los zu haben. Ich würde diesem Dauerthema journalistisch auf jeden Fall keine Träne nachweinen.
ddy