Rentenlücke schließen - Möglichkeiten der Altersvorsorge: Die private Rentenversicherung
Neue Klassik: Weniger Garantie, mehr Rendite
Die „Neue Klassik“ in der privaten Rentenversicherung bietet Verträge mit höheren Renditechancen durch geringere Garantien und einen höheren Aktienanteil. Mit diesem Modell soll das Problem der niedrigen Zinsen umgangen werden. Da weniger Garantien übernommen werden, können mehr Mittel in risikoreichere Anlagen wie Aktien fließen, was sowohl das Verlustrisiko als auch das Gewinnpotenzial erhöht.
Diese Produkte garantieren zwar den Rückkaufswert und eine lebenslange Rente, bieten aber in der Ansparphase oft eine geringere oder gar keine Garantieverzinsung. Einige Verträge garantieren auch die Rückzahlung der eingezahlten Beiträge oder ein Mindestkapital bei Rentenbeginn, andere nicht. Zudem variieren die Bedingungen stark, was den Vergleich dieser Verträge erschwert.
Ein Beispiel für eine Sonderform der neuen Klassik ist die Indexpolice, bei der ein Teil der Beiträge in Aktienfonds investiert wird. Hier ist zwar der Erhalt der Beiträge garantiert, nicht aber die Verzinsung. Die möglichen Gewinne sind jährlich begrenzt, Verluste muss der Versicherte selbst tragen. Die tatsächliche Rendite ist schwer vorhersehbar und hohe Vertriebs- und Verwaltungskosten können die Rendite zusätzlich schmälern.
Insgesamt birgt die Neue Klassik für den Versicherten höhere Risiken, bietet aber auch Chancen auf höhere Renditen, je nach Marktentwicklung.
Wie wird die private Rentenversicherung ausgezahlt?
Bei der privaten Rentenversicherung unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Hauptarten: der aufgeschobenen Rente und der Sofortrente.
1. Aufgeschobene Rente
Die aufgeschobene Rentenversicherung ist die gebräuchlichste Form, bei der der Verbraucher über viele Jahre regelmäßig Beiträge einzahlt und nach Ablauf der Ansparphase eine Rente erhält. Dabei kann zwischen einer konstanten Rente, bei der die Auszahlungshöhe lebenslang gleich bleibt, und einer dynamischen Rente gewählt werden. Die dynamische Variante beginnt mit einem geringeren Auszahlungsbetrag, der sich aber potenziell erhöhen kann, wenn der Versicherer ausreichend hohe Überschüsse erwirtschaftet. Einige Anbieter bieten auch eine Kombination beider Modelle an, bei der ein Teil der Überschüsse hochgerechnet und als Basis für eine konstante Zahlung festgelegt wird, während der andere Teil variabel an die tatsächlichen Erträge angepasst wird. Je nachdem, ob es sich um eine klassische Rentenversicherung, eine fondsgebundene Rentenversicherung oder eine Variante der neuen Klassik handelt, unterscheidet sich die Art der Verzinsung des angesparten Kapitals.
Bei der aufgeschobenen privaten Rentenversicherung bieten viele Versicherer zudem das so genannte Kapitalwahlrecht an. Damit können Sie nach der Ansparphase entscheiden, ob Sie das angesparte Kapital als Einmalzahlung oder in Form einer monatlichen Rente erhalten möchten. Zu beachten ist jedoch, dass die steuerlichen Rahmenbedingungen bei einer Einmalzahlung unter Umständen ungünstiger sind als bei einer laufenden Rentenzahlung.
2. Sofortrente
Wenn Sie sich für eine Sofortrente im Rahmen einer privaten Rentenversicherung entscheiden, zahlen Sie einen bestimmten Betrag, zum Beispiel 40.000 Euro, einmalig ein und erhalten dafür ab sofort eine monatliche Rente. Die Sofortrente eignet sich besonders für ältere Menschen, die eine hohe Lebenserwartung haben und daher von lebenslangen Rentenzahlungen profitieren können. Die Höhe dieser Zahlungen richtet sich nach dem eingezahlten Betrag, den die Versicherung in eine garantierte Mindestrente umwandelt. Darüber hinaus können zusätzliche Überschüsse ausgeschüttet werden, die jedoch variabel und nicht garantiert sind. So kann auch bei dieser Form der Rentenversicherung eine Dynamik vereinbart werden, um von künftigen Gewinnen des Versicherers zu profitieren.
Was bestimmt die Höhe der Rente?
Der Rentenfaktor ist ein zentraler Begriff in der Rentenversicherung, der die Höhe der monatlichen Rente bestimmt, die ein Versicherter aus seinem angesparten Kapital erhält. Er fungiert als Umrechnungsgröße, die angibt, wie viel Rente man für einen bestimmten Kapitalbetrag erhält. Beispielsweise ergibt ein Faktor von 30 bei einem Kapital von 100.000 Euro eine monatliche Rente von 300 Euro und bei einem Faktor von 20 eine Rente von 200 Euro. Bei klassischen Rentenversicherungen wird der Rentenfaktor häufig bei Vertragsabschluss festgelegt und bleibt unverändert, was eine gewisse Sicherheit bietet. Die tatsächliche Rentenhöhe kann jedoch durch nicht garantierte Überschüsse variieren, deren Rentenfaktor erst zu Rentenbeginn festgelegt wird.
Bei Fondspolicen, die kein festes Kapital garantieren, gibt es meist auch keine festgelegte Mindestrente. Der Rentenfaktor ist den Versicherungsunterlagen zu entnehmen, kann aber während der Ansparphase angepasst werden. Dies hängt von den Versicherungsbedingungen ab und kann je nach Anbieter variieren. Endgültig steht der Rentenfaktor erst bei Rentenbeginn fest.
Was ist die Rentengarantiezeit?
Private Rentenversicherungen sind nicht primär auf die finanzielle Versorgung von Hinterbliebenen ausgerichtet, allerdings bieten viele Verträge die Option einer Rentengarantiezeit. Stirbt der Versicherte während der Rentengarantiezeit, erhalten die Hinterbliebenen bis zum Ende der Garantiezeit die Rentenzahlungen. Stirbt der Versicherte während der Ansparphase, erhalten die Hinterbliebenen in der Regel das angesparte Kapital.
Welche Alternativen gibt es?
Es ist ratsam, Alternativen zur Rentenversicherung für die Altersvorsorge zu prüfen, da hohe Kosten und geringe Renditen die Rentabilität mindern können. In geförderten Formen wie Riester- oder Rürup-Verträgen oder als betriebliche Altersvorsorge kann sie jedoch sinnvoll sein.
Direktversicherung oder Pensionskasse: Dies sind gängige Formen der betrieblichen Altersvorsorge, die häufig auf der klassischen Rentenversicherung basieren. Die Direktversicherung ist vor allem in kleineren Unternehmen verbreitet. Die betriebliche Altersvorsorge wird häufig staatlich gefördert und ist besonders attraktiv, wenn der Arbeitgeber Beiträge leistet.
Riester-Rentenversicherung: Viele Riester-Verträge basieren auf Rentenversicherungen und bieten eine staatliche Förderung. Allerdings können hohe Versicherungskosten die Förderung schmälern. Es gibt aber auch Riester-Rentenversicherungen mit geringeren Kosten.
Rürup-Rente: Diese Form der Altersvorsorge richtet sich vor allem an Selbstständige und Besserverdienende. Sie ergänzt die gesetzliche Rente oder Ansprüche aus Versorgungswerken und ist wegen ihrer steuerlichen Vorteile in bestimmten Fällen interessant, allerdings oft sehr unflexibel. Ob eine klassische Rentenversicherung hier die beste Wahl ist, sollte sorgfältig geprüft werden.
ETFs als Möglichkeit die Altersvorsorge selbst in die Hand zunehmen
Wenn Sie Ihre Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen möchten, sollten Sie über eine Investition in börsennotierte Indexfonds (ETFs) nachdenken. ETFs sind eine kostengünstige und effiziente Möglichkeit, Geld anzulegen. Sie bilden bestehende Aktienindizes wie den DAX oder den Weltaktienindex MSCI World ab, indem sie die im Index enthaltenen Aktien direkt kaufen oder sich deren Wertentwicklung von einer Bank zusichern lassen. Da kein aktives Management durch Fondsmanager erforderlich ist, sind die laufenden Kosten gering und betragen in der Regel nur 0,2 bis 0,5 Prozent der Anlagesumme. Zudem können ETFs einfach und kostengünstig über Online-Depots von Direktanbietern erworben werden.
Eine breit gestreute Anlage in Aktienindizes, kombiniert mit sicherheitsorientierten Anlagen wie Tages- oder Festgeld, bildet einen soliden Kern für Ihre Geldanlage.
Im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds, die mit hohen Verwaltungs- und Ausgabeaufschlägen verbunden sind und oft nicht die gewünschte Mehrrendite erzielen, bieten ETFs eine transparente und kostengünstige Alternative. Überlegen Sie daher, ob eine solche Strategie auch für Ihre persönliche Altersvorsorge geeignet sein könnte und lassen Sie sich gegebenenfalls von einem unabhängigen Finanzexperten beraten, um die beste Entscheidung für Ihre finanzielle Zukunft zu treffen.
Strategien für bestehende Rentenversicherungen bei Unzufriedenheit
Wenn Sie bereits eine Rentenversicherung haben und unzufrieden sind, ist eine vorzeitige Kündigung oft nicht die beste Lösung. Viele Policen bieten erst nach anfänglichen Kosten eine Phase, in der das Kapital weiter angespart wird. Gerade ältere klassische Rentenversicherungen können eine attraktive Garantieverzinsung aufweisen, die aktuell sehr wertvoll sein kann. Es empfiehlt sich daher, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen und zu überlegen, ob eine Anpassung sinnvoll ist, zum Beispiel durch eine Beitragsreduktion oder eine vorübergehende Aussetzung der Zahlungen.
Ein Verkauf der Police kann finanziell vorteilhafter sein als eine Kündigung, da Sie einen höheren Rückkaufswert erzielen können. Der Rückkaufswert ist der Betrag, den Sie erhalten würden, wenn Sie Ihre Versicherung vorzeitig kündigen. Eine weitere Möglichkeit ist die Beleihung der Police. Bei der Beleihung einer Versicherungspolice, nehmen Sie einen Kredit auf, wobei der Rückkaufswert Ihrer Police als Sicherheit dient. Bei einem Hypothekendarlehen bleiben Ihre Versicherungsansprüche bestehen und die Versicherung läuft weiter, während Sie den Kredit erhalten, den Sie im Laufe der Zeit zurückzahlen. Dies kann eine nützliche Option sein, um kurzfristig an Bargeld zu kommen, ohne Ihre langfristige Vorsorge aufzugeben.
Die Kündigung sollte die letzte Möglichkeit sein und ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Vertrag noch neu ist und Sie durch die Kündigung einen Teil der anfänglichen Kosten vermeiden können. In den ersten Jahren sind die Kosten einer Rentenversicherung relativ hoch, während der Sparanteil gering ist. Es ist daher ratsam, andere Möglichkeiten wie den Verkauf oder die Beleihung der Versicherung zu prüfen, bevor Sie sich für eine Kündigung entscheiden.
Fazit
Die private Rentenversicherung ist eine wichtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente, die oft nicht ausreicht, um die Ausgaben im Alter zu decken. Diese Versicherungsform bietet verschiedene Anlagemöglichkeiten, darunter klassische, fondsgebundene und hybride Modelle sowie innovative Ansätze wie die „Neue Klassik“. Sie ermöglicht es, systematisch Kapital für das Alter anzusparen, indem die Beiträge in verschiedene Anlageformen fließen und später in Rentenzahlungen umgewandelt werden. Diese Flexibilität bei der Ein- und Auszahlung, gepaart mit steuerlichen Vorteilen bei der Rentenauszahlung, macht sie zu einer attraktiven Option für die private Altersvorsorge. Zu beachten sind jedoch die potenziell niedrigen Renditen klassischer Policen und die Risiken marktabhängiger Modelle. In jedem Fall empfiehlt es sich, Alternativen wie ETFs oder andere Sparformen in Betracht zu ziehen, um eine diversifizierte und kostenbewusste Altersvorsorge zu gewährleisten.