Comeback als Bassistin? Brigitte Fassbaender über ihren 85. Geburtstag
1994 hat sie sich von der Opernbühne verabschiedet. Seitdem ist der Terminkalender von Brigitte Fassbaender eher voller geworden. Am 3. Juli feiert sie ihren 85. Geburtstag. Und hat so einige Pläne.
Das passt doch perfekt. Unterm Kranzhorn, fast in Steinwurfweite vom Inn, betreut sie die Wiederaufnahme von Wagners „Ring des Nibelungen“, es ist der Höhepunkt ihres Regie-Lebens. Und zeitgleich ist da der 85. Geburtstag am 3. Juli – an dem ihr die Tiroler Festspiele eine kurze Auszeit gewähren. „Ich habe Erl-frei und bin zu Hause, um dort meinen Lieblingsnachtisch zu essen“, sagt Brigitte Fassbaender. „English Summer Pudding. Der ist so lecker, da könnte ich mich reinlegen. Wie im Schlaraffenland. Vielleicht gibt’s ja noch einen Lieblingssalat dazu, aus Gesundheitsgründen.“
Nach wie vor ist es schwierig, die Opernlegende zu treffen. Der Terminkalender ist voll, worüber die Fassbaender gespielt-genervt klagt. Nach dem Tiroler Festival geht’s nach Bregenz, wo sie für die dortigen Festspiele im Theater am Kornmarkt Puccinis „Gianni Schicchi“ herausbringt. Danach erneut Meisterklassen, immer wieder Regie, im Mai setzt sie in Frankfurt ihre Wagnerei fort, da gibt es den „Parsifal“.
Ihr Erler „Ring“ ist ausverkauft
„So etwas wie Renten-Ruhe ist bei mir nicht drin“, sagt Brigitte Fassbaender. „Ich bin dankbar, dass ich noch gefragt bin. Und wenn ich noch Kraft und Energie habe, was man mir ja nachsagt, dann mache ich das. Ich bin nach wie vor am glücklichsten in der Arbeit.“ Keine andere Sängerin hat eine solche Zweitkarriere hingelegt. 1994, nach ihrem Abschied von der Opernbühne, wechselte sie bekanntlich nicht nur in den Regie-Stuhl, sondern wurde Chefin, am erfolgreichsten als Intendantin am Tiroler Landestheater in Innsbruck.
Ihre Kunst gibt die Fassbaender gern und oft weiter. Die Meisterkurse sind mittlerweile fast so legendär wie ihr Gesang. Wer ihren Octavian, ihre Dorabella, ihren Sesto, ihre Lieder hört, ist auf ewig verdorben für andere Interpretationen. Trotz aller intellektueller Hinterfragung ist die gebürtige Berlinerin immer Handwerkerin geblieben. Das strahlt aus auf ihre pädagogische Arbeit, vor allem aber auf ihre Inszenierungen. Da ist nicht der Konzeptschweiß entscheidend, sondern die intensive Arbeit an den Figuren, die sie mit den jungen Kolleginnen und Kollegen entwickelt.
Ihr Erler „Ring“ für die Tiroler Festspiele fand international große Beachtung. Auch weil Brigitte Fassbaender vorführt, dass es da eine zutiefst menschliche Deutung geben kann neben den andernorts typischen Dramaturgenkrämpfen. Die zwei Wiederaufnahme-Zyklen in diesem Sommer waren schnell ausverkauft, der künftige Erler Intendant Jonas Kaufmann wird diese Tetralogie nicht mehr zeigen. Der „Ring“ sei ihr nicht schwergefallen „als inszenatorisches, handwerkliches Ereignis“, meint die Fassbaender. „Aber er ist natürlich abenteuerlich und unaufhörlich in einem präsent. Ich würde wahnsinnig gern nochmals einen inszenieren, einfach, um viel zu vertiefen. Da ist noch unendlich viel zu entdecken.“
Drittes Buch und eine CD mit Chansons
Regie-Angebote gibt es übrigens bis 2029, was die nun 85-Jährige selbst ein wenig wundert. Künftig sollen es aber nicht mehr drei Inszenierungen pro Jahr sein, „eine reicht“ – ob der Vorsatz hält? Wobei sie sich gerade über sich selbst ärgert. Elisabeth Sobotka, künftige Intendantin der Berliner Linden-Oper, hat ihr dort „Die schweigsame Frau“ angeboten – mit Christian Thielemann am Pult. Die Fassbaender lehnte freundlich ab, mit der Strauss-Oper komme sie nicht zurecht. „Das war zu vorschnell.“
Weil: Da ist noch ein Traum. Einmal in der Geburtsstadt inszenieren. Nun, es gibt drei Opernhäuser, die Telefonnummer der Fassbaender ist den Verantwortlichen bekannt. Und sonst? „Ich will noch ein drittes Buch schreiben.“ Ihre Autobiografie kam 2019 heraus. Dann verfasste sie für private Zwecke ein zweites („ein unglaublicher, gewollter Quatsch“), ein drittes gärt in ihr. Tja, und dann könnte sich noch Sensationelles anbahnen: Die Fassbaender denkt an eine CD, zunächst einmal für den engen Freundes- und Bekanntenkreis. „Mit Chansons, die ich mit Bassstimme singe, als Basso profondo. Ob ich davon wirklich was die Öffentlichkeit hören lasse, weiß ich noch nicht.“