„Werde es verkrafte“: Mehltretter (SPD) verliert Bundestagsmandat, doch etwas anderes schmerzt ihn mehr

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Leiden und doch lächeln: Der Abgeordnete Andreas Mehltretter (vorne Mitte) und seine Sozialdemokraten bewiesen in der Niederlage Haltung. „Ich werde es verkraften“, sagt der 33-Jährige, der sein Bundestagsmandat verliert, am Wahlabend. © Lehmann

Nach nur dreieinhalb Jahren endet für Andreas Mehltretter (SPD) die Zeit im Bundestag. Der Abgeordnete trägt es mit Fassung. Doch eines schmerzt ihn sehr.

Freising - Das Loki‘s im Pullinger Sportheim hat schon viele Emotionen erlebt. Hier, im Stammlokal des Freisinger SPD-Kreisverbands, jubelten die Sozialdemokraten im September 2021 über den durchaus überraschenden Einzug ihres Kandidaten Andreas Mehltretter in den Bundestag. Nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse war das Stimmungsbild am selben Ort ein komplett anderes. Angesichts des historisch schlechtesten Wahlergebnisses, das seine Partei jemals bei einer Bundestagswahl eingefahren hat, sagte der 33-Jährige dem FT am Sonntagabend: „Vor dreieinhalb Jahren haben wir hier gefeiert, heute haben wir gelitten. Es ist ein sehr bitterer Abend.“

Mehltretter trifft das Wahldebakel der SPD auch persönlich. Rund 19 Prozent hätte seine Partei bundesweit einfahren müssen, damit der Freisinger eine realistische Chance gehabt hätte, sein Mandat zu verteidigen. „Da sind wir leider zu weit weg“, wusste der Abgeordnete schon nach der ersten Hochrechnung und hatte es auch im Vorfeld bereits geahnt. Der Freisinger betont: „Ich werde es verkraften.“

Ampel-Aus kommt wichtiger Abstimmung zuvor

Eines allerdings schmerze ihn schon sehr, wie er sagt: dass das Geothermiegesetz, an dem er monatelang mitgearbeitet habe, nicht mehr, wie vorgesehen, in der Legislaturperiode verabschiedet habe werden können. „Wenn man ehrlich ist, hat man als einfacher Abgeordneter nicht endlos viele Möglichkeiten, sich inhaltlich einzubringen“, sagte er bereits im Rahmen der Fishbowl-Debatte vor acht Tagen. Das Geothermiegesetz hätte dazu geführt, dass diese Art der Energie für Interessierte schneller und mit weniger Aufwand realisierbar geworden wäre. Die Abstimmung war für November geplant. „Doch dann ist eine Woche zuvor die Ampel-Regierung zerbrochen.“

Wäre mit dem von der sozialdemokratischen Basis favorisierten Verteidigungsminister Boris Pistorius als Spitzenkandidat ein besseres Ergebnis gelungen als mit Bundeskanzler Olaf Scholz? „Ich traue mir diese Mutmaßung nicht zu“, meint Mehltretter. „Sicher ist aber, dass es uns nicht gelungen ist, Scholz zum Zugpferd zu machen.“ Dass sein Erststimmenergebnis besser ist als das Zweitstimmenergebnis der SPD im Wahlkreis Freising ist da auch kein großer Trost. „Wenn man einen Lichtblick suchen möchte, dann das. Es freut mich vor allem für mein Wahlkampfteam, weil hier viel Ehrenamt drin steckt.“

Erst Familie und Freunde, dann neue Pläne

Bis spätestens 25. März muss sich der neue Bundestag konstituieren. Dann ist Mehltretters Mandat in Berlin Geschichte. Dafür hat er wieder mehr Zeit für Freunde und Familie, wie er sagt. „Und dann werden neue Pläne geschmiedet.“

Alle Ergebnisse und Entwicklungen rund um die Bundestagswahl bietet der Live-Ticker des Freisinger Tagblatts.

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