Polizisten tötet Schwarzen mit 96 Schüssen – Skandalvideo entfacht Aufschrei in USA

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Auf der Plattform X kursieren Aufnahmen der Body Cams der Beamten, die Reed mit 96 Schüssen töteten. © Collin Rugg/X/Screenshot

Die Debatte um Polizeigewalt in den USA ist wieder entfacht: Während einer Verkehrskontrolle feuerten Beamte 96 Schüsse auf einen 26-Jährigen.

Chigago – In den USA ist ein junger schwarzer Mann bei einer Polizeikontrolle erschossen worden. Die Beamten feuerten in 41 Sekunden 96 Schüsse auf den 26-jährigen Dexter Reed aus Chigago ab. Reed war in seinem Auto unterwegs und wurde von der Polizei angehalten, weil er angeblich nicht angeschnallt gewesen war.

Der Fall ereignete sich bereits 21. März, doch sorgt erst jetzt für Aufsehen. Grund dafür ist, dass Behörde für polizeiliche Rechenschaftspflicht in Chicago (Civilian Office of Police Accountability, COPA) am Dienstag (09. April, Ortszeit) Videomaterial des Vorfalls veröffentlichte. Die Behörde ist zuständig bei Schusswaffeneinsatz und polizeilichem Fehlverhalten.

Skandalvideo zeigt Ausmaß von Gewalt: Polizisten schossen 96 Mal auf Dexter Reed

Die Videos, die von Body-Cams der Beamten aufgenommen wurde, zeigen, wie Beamte aus einem Zivilfahrzeug aussteigen und Reeds Auto umzingeln. Sie fordern ihn auf, seine Autotür zu entriegeln und zu öffnen. Eine Sprecherin der COPA erklärt bei einer Pressekonferenz zu dem Fall, dass Reed dieser Aufforderung nicht nachgekommen sei und die Polizisten daher ihre Schusswaffen auf den 26-Jährigen gerichtet hätten.

Dann ist zu sehen, wie sich die Beamten sich zurückziehen und Reed weiter auffordern, sein Fahrzeug zu verlassen. Plötzlich sind Schüsse zu hören. Der junge Mann taumelt aus dem Fahrzeug und bricht auf der Straße zusammen. Kurze Zeit später wird er im Krankenhaus für tot erklärt.

Erste Untersuchungen zeigen: Dexter Reed soll zuerst geschossen haben

Die Untersuchungen in dem Fall laufen derzeit noch. Laut der COPA scheint eine erste Überprüfung des Filmmaterials aber zu bestätigen, dass Reed zuerst geschossen haben soll. Dabei habe er angeblich einen der Beamten getroffen. Die Polizisten feuerten daraufhin zurück. Auf Reeds Beifahrersitz wurde später eine Waffe gefunden. Das Chicago Police Department teilte dem US-Fernsehsender CNN allerdings auch mit, dass es „keine Entscheidung über diese Schießerei treffen kann, bis alle Fakten bekannt und die Ermittlungen abgeschlossen sind.“

In den USA hat der Tod des 26-Jährigen erneut eine Debatte über Polizeibrutalität ausgelöst. Vor einer Chicago Polizeistation protestierten Aktivisten diese Woche gegen die übermäßige Gewaltanwendung der Beamten. Auch der Anwalt der Familie, Andrew Stroth, kritisierte das Vorgehen der Polizei schwer. Ihm zufolge hätten sich die Beamten fehlerhaft verhalten, weil sie in Zivil waren und nicht angekündigt hätten, Polizeibeamte zu sein. Der Bürgermeister von Chigago, Brandon Johnson, versprach der Familie derweil eine „transparente“ Untersuchung.

Die Familie trauert um ihren Sohn und Bruder. In einem Interview dem Sender Fox32 Chigago drückte die Mutter des Mannes ihren Schock über die Situation aus: „Er fuhr einfach in seinem Auto herum. Sie haben ihn getötet“, sagte sie unter Tränen.

Dexter Reed Sr.
Der Vater von Dexter Reed spricht vor dem Hauptquartier des Civilian Office of Police Accountability. Sein Sohn wurde bei einer Verkehrskontrolle von Polizeibeamten erschossen. © Ashlee Rezin/Chicago Sun-Times/AP/dpa

Polizeigewalt – besonders gegenüber Schwarzen – ist den USA schon lange ein massives Problem. Immer wieder schockieren Fälle von brutalen Übergriffen auf Minderheiten die dortige Bevölkerung. Nach der Tötung des US-Amerikaners George Floyd durch den Polizisten Derek Chauvin protestierten Menschen 2020 sogar weltweit. 2023 kommt das Justizministerium der Vereinigten Staaten dann zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Polizeigewalt um ein systemisches Problem handle. Beamte würden exzessive Gewalt gegenüber Minderheiten anwenden. (jus)

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