Deutsche Lebensmittelkette ist insolvent: „Moralapostel, die die Welt retten wollen“
Für die Supermarktkette hatte es so gut angefangen: 2019 hatte das Berliner Start-up noch einen Auftritt in der Sendung „Höhle der Löwen“. Jetzt hat ein Gericht das Insolvenzverfahren eröffnet.
Berlin – Der Traum von einem Supermarkt, in dem nur gerettete Lebensmittel verkauft werden, ist erstmal geplatzt. Die Insolvenz der Lebensmittelkette Sirplus, bekannt aus der Sendung „Höhle der Löwen“, wurde nun vom Gericht bestätigt. Am Mittwoch (3. April) wurde der Rechtsanwalt Dr. Florian Linkert offiziell zum Insolvenzverwalter bestellt. Bis Ende Mai soll nun ein Sanierungsplan erarbeitet werden, um das Unternehmen möglicherweise noch zu retten. Bereits Ende 2023 hatte das Unternehmen seine Mitarbeiterzahl von 90 auf 30 reduziert.
Insolvenz von Sirplus im Januar beantragt - Online-Shop liegt weiter brach
Die Insolvenz wurde bereits Anfang Januar eingereicht. Damals erklärte der Co-Gründer des Unternehmens, Raphael Fellmer, dass man nicht schnell genug auf die veränderte Marktlage habe reagieren können und sich schwer damit getan hat, neue Investoren zu finden. „Gerade für unsere vielen Kleinst-Investor:innen tut es mir leid, dass wir das Ruder nicht herumreißen konnten. Die verpasste Professionalisierung in den vergangenen Jahren hat sich nun schmerzhaft gerächt. Andererseits haben wir in der neuen Teamkonstellation in den zurückliegenden Monaten eine steile Lernkurve durchlaufen und sind genau deshalb optimistisch, in einem neu aufgestellten Setup ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsmodell entwickeln zu können“, so Fellmer in einer Pressemitteilung damals.
Das Berliner Start-Up Sirplus wurde 2017 mit der Vision gegründet, Lebensmittel aus der Mülltonne zu retten und weiterzuverkaufen. Das Unternehmen eröffnete in Berlin gleich fünf sogenannte „Rettermärkte“ – die aber nach der Corona-Pandemie 2021 geschlossen werden mussten. Stattdessen wollte man sich auf den Online-Handel konzentrieren und gerettete Lebensmittel nicht nur deutschland-, sondern sogar europaweit verkaufen. Seitdem der Insolvenzantrag gestellt wurde, können jedoch keine Lebensmittel auf sirplus.de bestellt werden.
Sirplus bei „Höhle der Löwen“: Es kam zum Eklat
Erstmals bekannt wurde Sirplus durch die Sendung „Höhle der Löwen“, wo die beiden Gründer Fellmer und Martin Schott 700.000 Euro von den Investoren haben wollten. Damals gingen die beiden Jungunternehmer davon aus, dass ihr Unternehmen elf Millionen Euro wert sei – und in den darauffolgenden fünf Jahren 26 Millionen Euro Gewinn machen würde. Das hielten die „Löwen“ für überschätzt, weshalb sie keines der Unternehmer zu einem Investment hinreißen konnten. Kritisiert wurden die Lebensmittelretter damals für das Geschäftsmodell: „Ihr sagt, Lebensmittel retten? Ne. Ihr kauft Lebensmittel ganz billig ein und verkauft sie teurer weiter. Ihr macht ein normales kaufmännisches Geschäft. Und tretet hier an wie die Moralapostel, die die Welt retten wollen“, so Georg Kofler damals in der Sendung.
Trotzdem haben die beiden Gründer nach der Sendung anderweitige Investoren gefunden. Auch mithilfe eines Crowdfundings gelang es Sirplus, den ersten Rettermarkt in Berlin zu öffnen. Ob die Firma nach Abschluss der Restrukturierung weiter an ihrer Vision einer Welt ohne Lebensmittelverschwendung wird arbeiten können, bleibt erstmal unklar. Bis Sommer sollen aber laut Bekanntmachung des Gerichts Entscheidungen getroffen werden.