Bluttat in Milbertshofen: Jagd auf den Mord-Verdächtigen
Der Mann, der am Montagnachmittag einen 24-Jährigen in Milbertshofen erschossen haben soll, ist weiterhin auf der Flucht. Die wichtigste Spur ist das Foto des schwarzen Audi A3 des mutmaßlichen Täters. Die Polizei hofft auf weitere Zeugen.
Ein schwarzer Audi A3 mit grob gefächerten schwarzen Felgen: Mit diesem Auto ist der Mann geflüchtet, der am Montagnachmittag in Milbertshofen einen 24-jährigen Münchner erschossen haben soll (wir berichteten). Ein Anwohner der Schmalkaldener Straße hat mit seiner Balkon-Kamera eine Aufnahme gemacht, als der mutmaßliche Täter den Motor startete und lospreschte – mit „hohem Tempo in Richtung Ingolstädter Straße“, wie die Kriminalpolizei mitteilt. Seitdem ist der Mann auf der Flucht und „die komplette Ermittlungsmaschinerie ist hochgefahren“, wie Stephan Beer, Leiter der Mordkommission, erklärt.

Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass die beiden Männer sich kannten. „Es gab eine Täter-Opfer-Beziehung“, so Beer. „Was die beiden mit dem Tatort verbindet, wissen wir aber nicht.“ Denn: Keiner der beiden Beteiligten wohnt in dem Viertel, in dem der Mord geschah. Sie haben sich hier nur verabredet, gerieten auf offener Straße in Streit und prügelten sich, bis einer eine Pistole zog und abdrückte – dieser Tathergang gilt als wahrscheinlich. Ein einziger Schuss traf den 24-Jährigen Deutschen, der an Ort und Stelle auf dem Bürgersteig zusammenbrach. Obwohl Passanten sofort den Krankenwagen riefen und er im Krankenhaus versorgt wurde, erlag er noch am Montagabend seinen Verletzungen. Gestern wurde er im Institut für Rechtsmedizin obduziert. Die Polizei geht auch der Frage nach, ob der mögliche Täter ebenfalls verletzt ist. „Recherchen in den Münchner Krankenhäusern, ob ein verdächtiger Patient aufgenommen wurde, gehören zu unseren Ermittlungen“, sagt Beer. Auch die Blutspuren auf dem Pflaster werden getestet, ob sie vielleicht von zwei Personen stammen.

Den schwarzen Volvo, der mit offenem Kofferraum am Tatort stand, ordnen die Ermittler nun dem Opfer zu. Was in ihn hineingelegt oder herausgeholt werden sollte, ist noch völlig unklar. Der Wagen wurde inzwischen abgeschleppt und wird jetzt kriminaltechnisch untersucht. So wie der Tatort. Gestern waren noch einmal um die 20 Polizisten dort, die praktisch jeden Stein umdrehten, um nach Hinweisen zu suchen. Sie wühlten mit Stäben im Gebüsch, kratzten in den Ritzen zwischen Pflastersteinen, leuchteten in Kellerschächte und krochen auf den Boden, um unter sämtliche Autos zu schauen. Auch ein Anwohner-Pärchen wurde befragt. Beer: „Es ist toll, wie uns die Leute hier helfen! Wir haben schon einige sehr gute Zeugenaussagen.“ Vor allem aber haben Nachbarn auch schon drei Videos eingereicht, auf denen sie die Tat aufgenommen haben. Die Qualität sei zwar mittelmäßig, so der Chef der Mordkommission, trotzdem seien sie von großem Wert und würden gerade analysiert.

Die Nachbarn aus dem Viertel sind geschockt. „Das ist hier eigentlich eine ruhige Gegend“, sagt ein Mittvierziger auf dem Fahrrad. Neben ihm liegt ein kleiner Blumenaltar, den Unbekannte für den Erschossenen angelegt haben. „Wir waren am Montag völlig entsetzt, dass so etwas direkt vor unserer Haustür stattfindet.“ Seit 2014 ist in München die Zahl der Mord- und Totschlagsdelikte um mehr als 56 Prozent gestiegen: 2023 gab es 72 Fälle, vor zehn Jahren nur 46. Das ist im aktuellen Sicherheitsreport der Polizei zu lesen.
Zeugenaufruf
Wer hat am Montag gegen 16.45 Uhr den Mord in Milbertshofen beobachtet, Bilder oder Videos gemacht? Hinweise an Tel. 2910-0. Fotos und Videos können unter https://medienupload-portal01.polizei.bayern.de hochgeladen werden.