Kritik an gefeierter Anti-AfD-Werbung von Edeka: Nur zum „Image aufpolieren“

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Auf TikTok erklärt eine Frau aus Thüringen, warum sie die Edeka-Werbung mit bunten Gemüse- und Obst-Sorten „nur auf den ersten Blick gut“ fand.

Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen wurde die AfD stärkste beziehungsweise zweitstärkste Kraft. Eine Anti-AfD-Werbung, die das Lebensmittelunternehmen Edeka kurz zuvor in einigen Bundesländern in großformatigen Anzeigen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der Zeit und auf Social Media schaltete, hat also nicht viel bewirkt.

Zu sehen sind in der Werbung die Farbcodes verschiedener Gemüse und Obstsorten, keine so türkisblau wie das AfD-Logo. „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, schreibt Edeka. „Und wo wir bei Wahlen sind: Nicht nur bei Obst und Gemüse ist Blau der natürliche Feind gesunder Vielfalt. Auch in Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“

Edeka „konnte gar nicht bei der Zielgruppe ankommen, bei der sie es wollte“

Schon im Vorhinein gibt es Kritik an der Edeka-Anti-AfD-Kampagne. Sie habe die Werbung nur auf den ersten Blick gut gefunden, kritisiert eine Frau aus Ostdeutschland in einem TikTok-Video (siehe unten). „Edeka hat seine Werbung in der überregionalen Zeit und in der FAZ veröffentlicht. Damit kommt sie überhaupt nicht bei der Zielgruppe an, bei der sie ankommen sollte.“

Edeka-Werbung gegen AfD: „Das wäre ein Statement gewesen“

Überregionale Zeitungen würden immer noch eher von Westdeutschen gelesen, sagt die TikTokerin @klasse_gesellschaft. „Hier im Osten haben regionale Zeitungen einen viel größeren Stellenwert“, sagt sie. Recht geben ihr mehrere Studien zum Thema Mediennutzung in Ost- und Westdeutschland zum 30-jährigen Jubiläum der deutschen Einheit.

„Die Bindung an die großen, reichweitenstarken Printmarken ist im Osten nicht so groß ist wie im Westen“, heißt es in einer Langzeitstudie des ARD/ZDF. „Überregionale westdeutsche Qualitätspresse wird im Osten so gut wie nicht gelesen und die großen Medienhäuser aus Hamburg, München und Frankfurt haben wenig in Infrastruktur und Personal im Osten investiert“, steht in einem Arbeitspapier der Otto-Brenner-Stiftung.

„Bei mir werden die TA, die TLZ und die OTZ gelesen“ (Anmerkung der Redaktion: Thüringer Allgemeine, Thüringische Landeszeitung, Ostthüringer Zeitung), sagt die junge Frau aus Thüringen. „Die Werbung dort zu veröffentlichen, das wäre ein Statement gewesen“, sagt sie. So mache es eher den Eindruck, man habe dort veröffentlicht, wo man sowieso Beifall bekomme. Getreu dem Motto: ‚Nazis raus‘ ruft es sich leichter dort, wo es keine Nazis gibt“.

Die TikTokerin @klasse_gesellschaft kritisiert die Edeka-Anti-AfD-Werbung, die laut den Wahlergebnissen aus Thüringen auch wenig erfolgreich gewesen zu sein scheint.
Die TikTokerin @klasse_gesellschaft kritisiert die Edeka-Anti-AfD-Werbung, die laut den Wahlergebnissen aus Thüringen auch wenig erfolgreich gewesen zu sein scheint. © Screenshot TikTok @klasse_gesellschaft

Edeka reagiert auf Kritik an Anti-AfD-Werbung

Ein User geht sogar noch ein Stück weiter und kommentiert unter dem TikTok-Video: „Du unterstellst, dass Edeka damit Menschen im Osten ansprechen wollte. Ich vermute, die Kampagne soll vor allem im Westen Zustimmung finden und dort das Image aufpolieren.“ Was sagt Edeka zu diesen Vorwürfen?

„Die Anzeige ist in überregionalen Medien erschienen, die bundesweit gelesen und wahrgenommen werden. Unsere Social-Media-Clips wurden zusätzlich überall in Deutschland ausgestrahlt“, sagt eine Unternehmenssprecherin zu BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Das sei zudem nicht die erste Aktion von Edeka zum Thema Vielfalt. Im Januar 2024 bei den Demos gegen Rechts seien auch Edeka-Kaufleute und Mitarbeitende dabeigewesen, auf Social Media habe man damals ebenfalls „klar Position bezogen“ gegen die AfD , die auch auf TikTok omnipräsent ist.

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