Mehr Gehalt ohne Krankmeldungen: FDP sieht Bonus positiv und nennt Betrag
Die FDP spricht sich gegen die Wiedereinführung von Karenztagen aus. In der Debatte um den Krankheitsstand legt Lindners Partei ein Positionspapier vor.
Berlin – „Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen“, hat der CEO der Allianz, Oliver Bäte, gegenüber dem Handelsblatt kritisiert. Der Unternehmenschef plädierte daher für eine Wiedereinführung von Karenztagen – und stieß so eine Debatte über den Krankheitsstand in Deutschland an. In der Praxis würde das bedeuten, dass Arbeitnehmern in den ersten Tagen ihrer Krankheit kein Gehalt ausgezahlt würde.
Wenige Wochen vor Bundestagswahl 2025: FDP-Vorschlag in Debatte um Krankheitsstand in Deutschland
Für den Vorstoß erntete der Allianz-CEO Kritik. Auch die FDP-Bundestagsfraktion spricht sich gegen die Forderung aus und legt in einem Positionspapier einen Gegenvorschlag vor. In dem Papier sprechen sich die Liberalen dagegen für einen Bonus aus, den Arbeitgeber für jeden Kalendermonat ohne Krankmeldung steuer- und abgabenfrei und zusätzlich zum Grundgehalt gewähren könnten.

Insgesamt könne ein maximaler Freibetrag für derartige Boni beispielsweise bei 3000 Euro pro Kalenderjahr liegen, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Und: „Vorzugswürdig gegenüber einer de-facto Bestrafung einer Krankmeldung erscheinen positive Anreize für Nicht-Krankmeldungen.“
Krankheitsstand in Deutschland: FDP-Fraktionsvize plädiert vor Bundestagswahl 2025 für Anreizmodelle
Der Krankheitsstand in Deutschland liegt statistisch im internationalen Vergleich hoch. In der Bundesrepublik gilt – anders als in einigen anderen Ländern – seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Ökonomen und Verbände warnen vor den volkswirtschaftlichen Folgen des hohen Krankenstands in Deutschland. So führe dieser zu einem geringeren Wirtschaftswachstum und höheren Ausgaben der Sozialversicherungen.
Dennoch kritisierten auch Wirtschaftsexperten den Vorschlag des Allianz-Chefs. Sie verweisen auch auf mögliche Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen. FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle warnte davor, Arbeitnehmern pauschal Antriebslosigkeit oder gar Faulheit zu unterstellen. „Unabhängig vom Einzelfall ist der Krankenstand in Deutschland aber zu hoch“, sagte er. Anreizmodelle seien besser geeignet, als sofort Lohnkürzungen in Betracht zu ziehen.
Debatte um Karenztag: Linken-Chef fordert von Kanzlerkandidaten vor Bundestagswahl Bekenntnis
Auch aus den Reihen anderer Parteien hatte der Vorstoß des Allianz-CEOs für Kritik gesorgt. Der Sozialflügel der CDU lehnte den Karenztag ab. Dieser sei „gänzlich inakzeptabel“, sagte Dennis Radtke, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) dem Tagesspiegel. Linken-Parteichef Jan van Aken forderte von den Kanzlerkandidaten der CDU, SPD und Grünen vor der Bundestagswahl am 23. Februar ein Bekenntnis zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. (dpa/pav)