Diese Amokfahrt beschäftigt Deutschland noch immer: Kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast . Ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren kamen dabei ums Leben.
Der Täter war an einem breiten Gehweg zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren, schnell wurde das Sicherheitskonzept kritisiert. Und Sicherheitsauflagen verschärft. Doch diese strengen Auflagen sorgen auch dafür, dass sich einige Karnevalsgesellschaften nicht imstande sehen, Verantwortung für die Karnevalszüge zu übernehmen.
Kosten gehen „in die Hunderttausende“ - erste Karnevalsumzüge abgesagt
„Bei großen Umzügen gehen diese Kosten in die Hunderttausende, bei kleineren sind sie fünfstellig. Das schnürt vielen ehrenamtlichen Vereinen den Atem ab“, erklärt Klaus-Ludwig Fess (57) vom „Bund Deutscher Karneval“, gegenüber „Bild“.
So sollte es auch in Bayern rund um die dortigen „Faschingszüge“ bunt werden – doch die ersten wurden bereits abgesagt. In Aschaffenburg wurde der Zug abgesagt, um sowohl den belasteten Einsatzkräften als auch den Bürgerinnen und Bürgern, die nach dem Messerangriff im Park Schöntal unter Stress leiden, Rechnung zu tragen.
Auch in Kempten im Allgäu wurde der Faschingszug abgesagt, da der Veranstalter die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht umsetzen kann, berichtet „BR24“.
Auch in Thüringen kam es zum Karnevals-Knall: Der größte Karnevals-Umzug des Landes – in Erfurt – fällt dieses Jahr aus. Die Kosten für das Sicherheitskonzept seien zu hoch, berichtet Antenne Thüringen. Thomas Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval sagt, man habe noch versucht, eine andere Lösung zu finden, etwa, in dem man den Weg verkürze. Doch die Zeit war zu knapp.
„Sinnvolle Durchführung einfach nicht möglich“
Im Saarland ist ebenfalls ein beliebter Fastnachtsumzug abgesagt worden: der „Macherbacher Faasendfreitag“. Der Grund: „Sicherheitsbedenken von allen Seiten und geforderte, gesteigerte Sicherheitsvorkehrungen machen eine sinnvolle Durchführung einfach nicht möglich“, heißt es vom Ortsvorsteher.
In Nordrhein-Westfalen steht der Rosenmontagszug in Neukirchen-Vluyn auf der Kippe. „Bei diesem anspruchsvollen Sicherheitskonzept sehen wir keine Möglichkeit, unserer Verantwortung als Veranstalter des Zuges gerecht zu werden“, teilte die Neukirchen-Vlü-Ka-Ge laut „Rheinischer Post“ mit. Wesentlicher Bestandteil des neuen Konzepts: Fahrzeuge, die alle Einmündungen auf der Zugstrecke blockieren müssen. Laut Veranstalter müssten 90 Autos platziert werden. „Diese Autos wären nach unserem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Blockade nicht versichert.“
Immerhin: Die Stadt will helfen, es gibt noch Hoffnung für die Jecken. Die Stadt Neukirchen hat nach einem gemeinsamen Gespräch zwischen Vereinen, Polizei und Verwaltung am Freitag (7. Februar) erklärt, dass man sich darauf geeinigt habe, sich den aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu stellen. (mg)
Von Martin Gätke (mg)