Mit Schirmen gegen Krähenkot
Die Stadtverwaltung hat den Stadträten ein Update in Sachen Saatkrähen gegeben. Demnach ist die Zahl der streng geschützten Vögel im Stadtgebiet weiter gestiegen.
Dachau – Die Vorschläge der Regierung von Oberbayern, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei, sind laut Oberbürgermeister Florian Hartmann von „völligem Realitätsverlust“ geprägt.
OB wirft Regierung Realitätsverlust vor
Krähenkot auf Autos oder Jacken von Passanten, lautes Gekrächze vor allem in den Morgenstunden: Seit Jahren sorgen die streng geschützten Saatkrähen, die zu Hunderten in den Bäumen rund um die Schleißheimer Straße oder den Bahnhof sitzen, unter Dachauern für Ärger.
Das einzige Mittel, wie man den schlauen Vögeln noch beikommen könnte, wäre nach Ansicht von Experten der Abschuss. So hatte der Münchner Stadtjäger Wolfgang Schreyer vor einem Jahr den Stadträten erschütternd ehrlich erklärt: Solange sich am Artenschutzrecht nichts ändert und die Tiere ausschließlich durch – wie es im Behördendeutsch heißt – nicht letale Vergrämungsmaßnahmen verscheucht werden sollen, wird sich in Dachau die Situation nicht verbessern. „Ihr habt den Kampf verloren“, so Schreyer damals zu den konsternierten Stadträten. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin alle kostspieligen Pläne, die Krähen etwa mittels Falken vertreiben zu wollen, wegen Aussichtslosigkeit eingestellt (wir berichteten).
Krähenpopulation ist weiter gewachsen
Am Dienstag wollten die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Florian Hartmann dennoch wieder über das Thema reden. Er wolle seinen „aktuellen Kenntnisstand“ mitteilen, so Hartmann. Demnach sei die Krähenpopulation in Dachau im vergangenen Jahr weiter gewachsen – und zwar um satte 43 Prozent von 519 auf 743 Brutpaare.
Zwar habe das Bauamt nach Kräften versucht, Krähennester aus Bäumen zu holen und Brutbäume auszuasten, doch seien diese Maßnahmen „offensichtlich wirkungslos“ gewesen. Die einzig positive Nachricht, so der OB, sei in diesem Zusammenhang höchstens die, dass es ohne die städtischen Nest-Klau-Aktionen „heute vielleicht noch mehr Krähen“ im Stadtgebiet geben würde.
Was Hartmann aber noch mehr aufregte als die Tatsache, dass die schwarzen Vögel sich in immer größeren Teilen der Stadt ungestört vermehren können, ist die Antwort der zuständigen übergeordneten Behörden auf seine Hilferufe. Das jüngste Schreiben der Regierung von Oberbayern an ihn sei von „komplettem Realitätsverlust“ geprägt. Ihm fehle sowohl das Verständnis, als auch die Fantasie, wie man als Behörde „so was ernsthaft“ schreiben könne!
„Zelte oder Segel über Parkflächen“ zu spannen
Als Antwort auf seine Bitte um eine praktikable und erfolgversprechende Lösung in der Saatkrähenproblematik riet nämlich Regierungsdirektor Dr. Klaus Neugebauer doch allen Ernstes, „Zelte oder Segel über Parkflächen“ zu spannen, „um die Situation vor Ort zu beruhigen“. Außerdem könne die Stadt den Bürgern doch „Gutscheine oder Angebote für Reinigungen“ machen, „um Verunreinigungen von Kfz zu reduzieren“? Zu den weiteren „vielfältigen Ansätzen“, wie sie Neugebauer vorschwebten, gehörten auch „Schirme zum Schutz vor Krähenkot“.
Eine sinnvolle „Weiterentwicklung ihres Saatkrähenmanagements“ ist nach Ansicht der Münchner Behörde auch, Tabuzonen im Dachauer Stadtgebiet einzurichten. Wörtlich heißt es dazu in Neugebauers Schreiben: „Ziel der Tabuzonen ist es zum einen, der Art in ausreichenden Umfang ungestörte Rückzugsräume zur Verfügung zu stellen und zum anderen in allen anderen bewohnten, konfliktträchtigen Bereichen ein schnelles Umsetzen von Maßnahmen zu ermöglichen.“
Die Resonanz auf diese vorgeschlagenen „Maßnahmen zur Akzeptanzförderung“ fiel im Gremium eindeutig aus: Kopfschütteln und Lachen. „Das schlägt dem Fass den Boden aus“, so Hartmann. CSU-Sprecher Peter Strauch bat dringend, die „nicht erlaubte Flinte nicht ins Korn zu werfen“! ÜB-Stadtrat Peter Gampenrieder gab ebenfalls zu bedenken, dass es „dem Bürger nicht vermittelbar ist, dass wir es jetzt einfach laufen lassen“.
Interkommunale Lösung wird angestrebt
Der Oberbürgermeister kündigte daher an, am „Saatkrähen-Gipfel“ am 29. November in Gröbenzell teilnehmen zu wollen. Eine „interkommunale“ Lösung sei angesichts der artenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen wohl die einzig gangbare Lösung. So könne man tatsächlich Tabuzonen einrichten, die aber – anders als von der Regierung vorgeschlagen – nicht mitten im Stadtgebiet liegen und sogar Kinderspielplätze umfassen, sondern weiter außerhalb, in Wäldern oder den Amperauen, angesiedelt würden.
Anders als die Regierung von Oberbayern hatte das Bundesumweltumweltministerium in Berlin dem Dachauer OB übrigens durchaus Hoffnungen gemacht, dass es für Kommunen „Ausnahmegenehmigungen“ zur Bejagung der Krähen gebe. Auf seine Nachfrage aber, wie man an eine derartige Ausnahmegenehmigung komme, habe er „keine weitere Auskunft“ mehr bekommen...
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