Motivationsspritze: Feuerwehr-Führung verzichtet auf Sold und lädt Mannschaft zu Ausflug ein

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In geselliger Runde: Die Eichenauer Feuerwehr hat einen Ausflug in den Kart-Palast nach Bergkirchen gemacht. © FFW Eichenau

Mehr Wertschätzung fürs Ehrenamt: Das ist ein Wunsch, den auch die Eichenauer Feuerwehr hegt – gerade in diesen Zeiten witterungsbedingter Extremsituationen.

Eichenau – Eine Motivationsspritze verpasste sie sich selbst: Die Kommandanten und Funktionsträger verzichteten auf ihren Sold, damit sprang dann ein Ausflug für die Mannschaft heraus.

Das gibt es nicht alle Tage: Auf der Kartbahn in Bergkirchen liefern sich Feuerwehrleute ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In einem Affenzahn rauschen die Rennautos durch den Kurven-Parcours, die Fahrer sind mit Helm und Handschuhen geschützt. Der Puls ist ruhig, das Gesicht entspannt: Dass jede Minute zählt, dass sind die meisten hier gewohnt. Nur die Fahrzeuge sind normal größer, rot und machen „tatütata“.

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Es war ein bislang einmaliger Einsatz für 50 der 75 aktiven Feuerwehrleute aus Eichenau. Alle Ehrenamtlichen, die in der Wehr eine bestimmte Funktion übernommen haben, spendierten ihre Aufwandsentschädigung für die vergangenen zwei Jahre. Damit unternahm die Mannschaft einen Ausflug in den Kart-Palast an der Landkreisgrenze.

Mindestens drei Einsätze pro Woche

Für Kommandant Maximilian Grain ein kleines Opfer, das viel bewirkt. Es sei eine wichtige Motivationsspritze für das ganze Team. Nur, wie es der Teufel will: „Natürlich gab es genau zu der Zeit einen Alarm.“ Aber niemand musste aus dem Rennanzug in die Feuerwehrmontur hüpfen. Man hatte vorgesorgt: Die Nachbarwehr sprang ausnahmsweise ein.

Das ist schon eine ganze Zeit lang her, doch kürzlich zog die Feuerwehr Eichenau eine Jahresbilanz in ihrer Mitgliederversammlung. Um die 170 Einsätze wurden gezählt. Es ist also gar nicht weiter verwunderlich, dass ausgerechnet am Tag des Ausflugs wieder die Piepser losgingen. Dies passiert nämlich mittlerweile dreimal die Woche.

Hier geht es auch um jede Minute: Auf der Kartbahn konnten sich die Aktiven ein Rennen liefern.
Hier geht es auch um jede Minute: Auf der Kartbahn konnten sich die Aktiven ein Rennen liefern. © FFW Eichenau

Der Kommandant sagt klar: „Das kann man gar nicht mehr so nebenbei machen.“ Für ihn ist die Feuerwehr schon so etwas wie ein Zweitjob. „Ich tue mir mittlerweile schwer mit dem Begriff Hobby.“ Die Aufwandsentschädigung decke bei Weitem nicht den Aufwand, zumindest nicht bei einer Feuerwehr auf eher städtischem Gebiet wie das in Eichenau. Grain wünscht sich mehr Würdigung von Seiten des Staates.

Immer mehr Sonderaufgaben

Vor allem aber: weniger das Gefühl, für alles herhalten zu müssen. Die Feuerwehr würde zunehmend mit Sonderaufgaben belastet. Frei nach dem Motto: Hier haben wir eine Drehleiter, also können wir die auch benutzen, um zum Beispiel Bäume vom Schnee zu befreien. Nur: „Dafür braucht es ebenso Einsatzkräfte, die die Drehleiter bedienen.“ Irgendwann sei das alles nicht mehr leistbar.

Hinzu komme noch die schlechte finanzielle Lage der Kommune. „An allen Ecken und Enden wird gespart.“ So waren im Haushalt keine Reparaturkosten für das Drehleiter-Fahrzeug vorgesehen. Diese betragen 7000 Euro. Der Gemeinderat hat die Mittel allerdings nachträglich bewilligt. Dafür (und für jede weitere Unterstützung) äußert Grain in einer Pressemitteilung auch ausdrücklich Dankbarkeit.

Wechselbad der Gefühle

In den vergangenen Wochen war es für die Feuerwehr ein Wechselbad der Gefühle. Die Einsätze wegen Hochwasser haben sich zwar laut Grain in Grenzen gehalten. Der Starzelbach war relativ brav, wenn überhaupt sei wie in Olching das hohe Grundwasser ein Problem gewesen. Aber bei den Bürgern gebe es nur zwei Typen: „Die einen, die noch wollen, dass die Feuerwehr mit dem Handtuch ihre Bude trocken wischt. Stichwort: Vollkasko-Mentalität. Und die, die einen erst am nächsten Tag anrufen, wenn schon alles vollgelaufen ist, weil sie einen nachts nicht stören wollten.“

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