Ist Russlands Sergej Lawrow bei Wladimir Putin in Ungnade gefallen? Gerüchte über ein Zerwürfnis halten sich. Jetzt hat sich Putin persönlich dazu geäußert.
Moskau – „Was für ein Unsinn! Lawrow ist nicht in Ungnade gefallen“, widersprach Wladimir Putin den Gerüchten bei seinem Besuch in Kirgisistan vehement. „Er hat seinen eigenen Terminkalender“, fügte Russlands Präsident laut Ria Novosti hinzu. Damit begründete er die erneute Abwesenheit des Außenministers bei der Reise zum OVKS-Gipfel in Bischkek. Laut Putin bereite Lawrow gerade ein Treffen mit US-Partnern zum Ukraine-Krieg vor. Hat Lawrow aus Kreml-Sicht also keine „Schande“ auf sich geladen?
Hintergrund sind Berichte aus US-Medien, wonach Lawrow Putin verärgert habe, weil nach einem seiner Telefonate mit den USA das geplante Trump-Putin-Treffen in Budapest von Seiten Washingtons abgesagt worden sei. Lawrow habe das Telefonat mit seinem US-Gegenüber Marco Rubio „diplomatisch vermasselt“, hatte ein ehemaliger Kreml-Beamter dem Guardian durchgestochen.
Zerwürfnis im Kreml? Putin rückt heikle Gerüchte zurecht
Demnach hatte Lawrow stur an den russischen Maximalforderungen im Ukraine-Krieg festgehalten. Das führte bei den US-Diplomaten zu Kopfschütteln. Laut Financial Times war der Anschein entstanden, dass Lawrow nicht ernsthaft mit den USA verhandeln wolle, „was auch immer Putin wollen mag“, zitierte das Blatt eine an dem Gespräch beteiligte Person. Laut Guardian hatte sich Putin schon vor diesem Vorfall irritiert davon gezeigt, dass Lawrows diplomatisches Fingerspitzengefühl nachgelassen habe.
Im Anschluss glänzte Lawrow dann bei wichtigen politischen Ereignissen Russlands mit Abwesenheit. So fehlte er etwa bei einer von Putin geleiteten Sitzung des russischen Sicherheitsrates, als einziger Minister, wie Ria Novosti berichtet. Er sei „einvernehmlich abwesend“ gewesen, berichtete eine Quelle der Zeitung Kommersant hierzu.
Dass Lawrow nun auch in Kirgisistan beim Treffen von Putins Gegenorganisation zur NATO fehlte, warf erneut Fragen auf. Die wollte Putin offenbar rasch beseitigen. (Verwendete Quellen: Ria Novosti, Guardian, Financial Times, Independent)