Am Freitagabend machte die seit 100 Jahren bestehende Burggener Musikkapelle den Auftakt des Festwochenendes, das drei Tage lang gefeiert wurde. Anlass war das Doppeljubiläum, das der Verein heuer mit der vor 150 Jahren gegründeten Feuerwehr begeht.
Burggen – Los ging das Burggener Festprogramm am Freitag mit einem Sternmarsch. Von verschiedenen Aufstellungsorten führte der musikalische Weg die 47 aktiven Musiker der Burggener Kapelle sowie die Kapellen aus Altenstadt, Bernbeuren, Ingenried, Rettenbach, Schongau und Schwabbruck zum Roatherhaus, wo sie von vielen Besuchern mit Applaus begrüßt wurden. Und auch der anschließende von Susanne Ferch und ihrem Vorgänger Herbert Sprenzel abwechselnd dirigierte Gemeinschaftschor aller Kapellen beflügelte die sehr gute Stimmung noch mehr.
Hernach ging es für alle mit der Gastgeberkapelle vornweg zur örtlichen Reithalle. Dort sorgten die Rettenbacher Blasmusik und später die Stadtkapelle Schongau für viel Stimmung. Und mit den zumeist von jungen Damen auf großen Servierbrettern über die Köpfe der Besucher hinweg zügig zu den Tischen transportierten Backhendln, Ochsenbraten, Schnitzeln und Woknudeln sowie Bier und alkoholfreien Getränke ließen sich bei vielen Hunger und Durst schnell bändigen.
„Stück Seele des Dorfs“: Bayerische Musikkapelle feiert 100-Jähriges
Gleichwohl stand noch ein offizieller Teil an, bei dem der 1. Vorstand der Musikkapelle Nico Möst den Anfang machte. Nach der Begrüßung mehrerer Ehrengäste, zu denen auch der Bezirksleiter des Bezirks Oberland vom Musikbund von Ober- und Niederbayern, Max Kriesmair, gehörte, mahnte er, dass 100 Jahre auch die „Verantwortung, dieses wertvolle Erbe zu bewahren und in die Zukunft zu tragen“ mit sich bringe. Ihn freue es, dass so viele Musiker „bei uns dabei sind, die unsere Tradition weiterleben“.
„Der Sternmarsch heute, das war der Wahnsinn“, zeigte sich Bürgermeisterin Sandra Brendl-Wolf bei ihrer Ansprache noch immer von den Erlebnissen am Roatherhaus zutiefst beeindruckt. Es sei ihr eine große Freude und Ehre, an diesem Abend „do zum sei“. Die Musikkapelle bezeichnete sie als „weit mehr“ als einen Verein und nannte viele Ereignisse „von Neujahr bis Weihnachten“, wo die Kapelle präsent sei und die Menschen miteinander verbinde und so „ein Stück Seele“ des Dorfes sei. Sie erinnerte auch an die Anfänge 1925, als Michael Faller mit den Worten „Burggen braucht eine Musikkapelle“ diese gegründet hatte. „Keine Instrumente, keine Noten, kein Geld“ habe es gegeben. Dafür aber „Mut, Begeisterung und eine unbändige Liebe zur Musik“, so die Bürgermeisterin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei sie zudem zum „Symbol des Neuanfangs“ geworden. Die Musikkapelle beweise, dass Gemeinschaft funktioniert und „Werte wie Idealismus, Freude und Fleiß auch heute noch tragen“. Umso schöner sei es, dass viele junge Idealisten nachrücken. Man brauche immer wieder Menschen, die für das Spielen in einer Kapelle brennen. Dabei sei die Jugendarbeit „das Allerwichtigste, um einen Verein am Leben zu erhalten“, sagte hernach Max Kriesmair.
Auch wenn die Feuerwehr zuvor schon mit der Absicherung der marschierenden Musikkapellen entlang der Burggener Straßen einiges zu tun hatte, ließ es sich deren 1. Kommandant Patrick Furch nicht nehmen, Nico Möst und Susanne Furch stellvertretend für die Kapelle mit einem Geschenk zu gratulieren. Letztere ist nicht nur die 1. Dirigentin, sondern auch Furchs Ehefrau.
Ehrung als Überraschung
Zum guten Schluss stand noch eine Ehrung aus, die für denjenigen eine Überraschung war. „Es war letztes Jahr Schluss für Herbert“, lüftete Nico Möst schließlich das Geheimnis und bat den früheren Dirigenten Herbert Sprenzel auf die Bühne. Der hatte nach seiner seit 1999 währenden Dirigentschaft im vergangenen Jahr nach 25 Jahren den Taktstock an Susanne Furch übergeben. Passenderweise am Jubiläumstag wurde er für sein langjähriges musikalisches Wirken und der Treue zur Musikkapelle Burggen zu deren Ehrendirigent ernannt.
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Nach dem gelungenen Start am Freitag lockte am Samstag ein Weinfest mit den Alpengruß-Musikanten wieder zahlreiche Besucher in die Reithalle, bevor am gestrigen Sonntag die Feuerwehr als weiterer Jubilar im Mittelpunkt stand (Bericht folgt).