Verdienen am Ukraine-Krieg: So viel Geld erhalten Putins Soldaten für den Dienst
Um die Armee zu vergrößern, setzt der Kreml auf finanzielle Anreize. Dieses System kostet Milliarden. Russische Familien profitieren.
Moskau – Erst kürzlich wurde bekannt, dass die russische Regierung deutliche Einschnitte bei eigentlich wichtigen Förderprogrammen für die Industrie vornimmt. Viele Millionen Rubel, die eigentlich in die Zukunftsfähigkeit des Landes fließen sollten, bleiben so aus. Es fehlt schlichtweg das Geld, weil Öl und Gas nicht mehr so hohe Gewinne abwerfen wie früher. Dasselbe Problem zeigte sich bereits bei der Bezahlung russischer Soldaten.
Millionen-Zahlungen für Russlands Soldaten – Krieg treibt die heimische Wirtschaft an
Russische Soldaten, die sich für den Ukraine-Krieg verdingen, können je nach Leistung (oder Schicksal) gewaltige Differenzen in ihrer Besoldung aufweisen. Im Juli 2024 berichtete das Nachrichtenportal Newsweek von einer Rekrutierungs-Werbung, ausgesandt im russischen Staatsfernsehen, in der von 5,2 Millionen Rubel (umgerechnet etwa 57.310 Euro) die Rede war. Diese Summe sollten neue Rekruten aus der Moskau-Region während ihres ersten Jahres im Krieg erhalten.
Hinzu kam damals eine Einmalsumme über 1,9 Millionen Rubel (etwa 20.940 Euro) für die Vertragsunterzeichnung. Die Summe für das erste Jahr betrug dementsprechend 7,1 Millionen Rubel (rund 78.250 Euro).
Dabei schwanken die Zahlen zwischen den Distrikten drastisch. In der südlich gelegenen Region Samara zum Beispiel bot das Militär neuen Rekruten eine Rekordsumme von vier Millionen Rubel an (rund 44.090 Euro), wenn sie sich hochriskanten Angriffstrupps anschlossen. Das hatte die Moscow Times unter Berufung auf die Nachrichtenseite Vyorstka berichtet. In einigen Regionen haben sich die hohen Besoldungen (und vor allem die Kompensationen für Verletzung) zu einem Treiber der Konsumlaune entwickelt.
Wirtschaftswachstum zum ultimativen Preis – Kreml zahlt Millionen für im Krieg Gefallene
Dazu kommt der zweite wichtige Bestandteil für die Besoldung von Putins Soldaten: eine Spezialsumme, die der Kreml für verwundete oder getötete Soldaten vorsieht. Auch hier schwanken die Zahlen mittlerweile deutlich. Im Juli 2022 zum Beispiel berichtete die Nachrichtenagentur Reuters noch davon, dass verletzte russische Soldaten Anspruch auf eine Kompensation in Höhe von etwa 44.000 Euro hätten, falls sie an der Front verletzt werden.
„Es ist unsere Pflicht, die Familien unserer Gefallenen und verletzten Kriegskameraden zu unterstützen“, begründete der russische Präsident Wladimir Putin diesen Schritt. Familien gefallener Soldaten erhielten ab 2023 noch eine Einmalsumme über 55.112 Euro im Todesfall, plus nicht näher spezifizierte monatlichen Zahlungen.
Drei Jahre später hat sich dies gründlich geändert. Putin hat die Kompensationssumme zurückgefahren und in ein Klassensystem überführt. So haben lediglich „schwer“ Verletzte Anspruch auf eine volle Summe über drei Millionen Rubel (33.000 Euro), „leicht“ Verletzte erhalten immerhin noch eine Million Rubel (11.000 Euro) und für „andere geringfügige Verletzungen“ gab es noch 100.000 Rubel, umgerechnet in etwa 1.100 Euro.
Geld statt Ideologie – so vergrößert Russland seine Armee im Krieg
Und obendrein führte Russland im Jahr 2025 noch eine zusätzliche Schuldenregelung ein, die ebenfalls zur Teilnahme im Militäreinsatz antreiben soll. Diese erlaubt es, Schulden in Höhe von bis zu zehn Millionen Rubel (etwa 110.000 Euro), die ein Rekrut oder ein Ehepartner aufgenommen haben, getilgt werden, falls der Rekrut der russischen Armee beitritt. Das berichtete das Foreign Military Studies Office in den USA. Dieses erwähnte auch eine spezielle Zahlung über umgerechnet 4.400 Euro, die allen Rekruten gezahlt wird, die sich für die russische Nationalgarde (Rosgvardiya) verpflichten.
Dass Putin die Entschädigung für getötete Soldaten bereits heruntergefahren hat, ist kein Wunder: Die russischen Verluste sind gewaltig. Dem russischen Blatt Kommersant zufolge beliefen sie sich allein bis Herbst 2024 auf rund 615.000 Truppen, darunter 115.000 Gefallene und 500.000 Verwundete. Gesetzt den Fall, dass alle diese Getöteten die fünf Millionen Rubel kassierten, bedeutet das schon eine Summe von 575 Milliarden Rubel (6,3 Milliarden Euro).
Aktuellere Zahlen sprechen gar von Verletzten und Gefallenen in Höhe von 900.000 Soldaten. Es häufen sich bereits die Anzeichen dafür, dass Russland diese Summen nicht langfristig stemmen kann. Die Kyiv Post berichtete davon, dass der Kreml russische Soldaten auch öfters als vermisst anstatt gefallen vermeldet, um die hohen Kompensationen nicht zahlen zu müssen.
Vergleich zu Kreml-Millionen – so viel erhalten Bundeswehr-Soldaten
Wie sieht das bei der Bundeswehr aus? Diese bezahlt Soldaten nach einer festen Soldtabelle, die auf der Webseite der Bundeswehr einzusehen ist. Hier steht für neue Mannschaftssoldaten (Schütze) ein Sold über 2.700 Euro pro Monat (32.400 Euro im ersten Jahr) auf dem Papier. Hauptgefreite mit einer geleisteten Dienstzeit von zwölf Monaten erhalten 2.770 Euro. Stabsgefreite (drei Jahre) erhalten 2.900 Euro (im Jahr 34.800 Euro).
Um mit dem russischen Sold für Neulinge im Ukraine-Krieg mitzuhalten, müssten deutsche Soldaten mindestens 4.700 Euro im Monat verdienen – ein Gehalt, das ein Kapitänleutnant ab 8,5 Jahren Dienstzeit erhält. Reguläre Mannschaftssoldaten und sogar Unteroffiziere kommen da nur schwer heran.