Elon Musk? Am reichsten Mann der Welt muss Satire scheitern
Jetzt einfach mal im Ernst: Ist die Welt nicht völlig verrückt geworden? Der mächtigste Mann der Welt ist ein Mensch, der nur in Superlativen spricht – und damit am liebsten von sich.
Der reichste Mann der Welt hat ihn mit seiner 250-Millionen-Dollar-Sänfte und der Macht der Sozialen Medien auf den Präsidentenstuhl getragen. Und jetzt? Benehmen sich Donald Trump und Elon Musk wie ein pubertierendes Teenager-Paar. Liebe und Hass wechseln im Sekundentakt. Man beschimpft sich, oberhalb und sehr gerne unterhalb der Gürtellinie.
Trump gegen Musk: Was für ein Wahnsinn
Der US-Präsident droht, den Fördergeldern den Stecker zu ziehen. Der Tesla-Chef plant, mit einer Partei nach dem eigenen Bild das Zwei-Parteien-System der USA zu zerstören. Was für ein Wahnsinn.
Und manchmal denke ich mir: Hätte ein Drehbuchautor diese Geschichte zu seinem Fernsehsender getragen, wahrscheinlich hätte man ihn vor die Tür gesetzt mit der sehr freundlich gemeinten Empfehlung, künftig besser deutlich weniger Drogen zu konsumieren. Doch der Wahnsinn ist Wirklichkeit – eine Realität, die unsere Wirtschaft, unseren Wohlstand, unsere Sicherheit gefährdet.
Lässt sich so ein Stoff, der in sich schon so satirisch ist, tatsächlich noch in einer Fernsehsatire verarbeiten? Die Freitagabend-Satire des ZDF macht sich an den Versuch. Kann der gelingen?
Kleines Bildungsprogramm: Was Satire ist
„Die unglaubliche Geschichte von Elon Musk“, will das ZDF nacherzählen. Schalten wir zwischendurch noch kurz ins Bildungsprogramm und schlagen nach in der Bibel der deutschen Sprache, im Duden.
„Satire“, lesen wir da, ist eine „Kunstgattung, die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt“. Valerie Niehaus ist die ZDF-Moderatorin, die sich an diesen Versuch wagt – und das ausgerechnet bei der personifizierten Realsatire Elon Musk.
Sie wirft sich zu Beginn gleich zweimal in Pose, um sich an die Übertreibung heranzutasten: „Elon Musk, ein großer Visionär, ein gottgleicher Weltverbesserer“, sagt sie. Um hinzuzufügen: „Wenn man Elon Musk fragt. Das machen wir aber nicht.“ Das Rezept? Es ist einfach. Zu einfach.
„Bumsen, um die Menschheit zu retten“
Die „heute-show“ mixt eine Handvoll Dokumentarszenen mit gespielten Analysen. Zu Wort kommt beispielsweise ein „Heilpraktiker für Psychotherapie“. Ihn tauft das ZDF auf den Namen Gunther von Brauhart. Und der steuert dann seine Ferndiagnose bei über die „oszillierende Vater-Sohn-Beziehung“.
Eingespielt wird auch eine „Freundin von der Freundin der Ex“. „Ein Fucking-Rich-Kid mit Vater-Komplex“, hören wir über Elon Musk. Zwischendurch assistiert die Moderatorin.
Dann ergänzt Valerie Niehaus, dass Elon Musk seine Produktionsmethoden auch aufs Privatleben überträgt „Die Produktion läuft gut“, sagt die Moderatorin, „er hat die Maschinen – Elons Frauen –, und die liefern Produkte – seine Kinder – wie am Fließband. Das nennt man übrigens Pronatalismus: Schlaue Leute bumsen, um die Menschheit zu retten.“
Und dann erklärt er seinen Sohn, der eine Tochter wird, für tot. „Was für ein Arschloch“, kommentiert die Moderatorin. Gleich danach wird’s moralisch. Musk kauft Twitter, erinnert die „heute-show“ – und zwar für 44 Milliarden Dollar.
Die Wirklichkeit ist längst Satire
„Dafür“, erfahren wir, „könnte man die weltweit 123 Millionen akut hungernde Menschen ernähren – und das für mehr als zweieinhalb Jahre.“ Elon Musk hatte kein Herz für Hungernde. Er spendierte sich selber ein Sprachrohr, eines für Milliarden Doller – und für Milliarden Menschen.
Wie oft haben Sie bisher gelacht? Oder zumindest geschmunzelt? Satire lässt sich nicht machen, wenn Satire längst Wirklichkeit ist.
Wenn Elon Musk über seine Staatsverflechtung selbst sagt: „Ich rechne fest damit, genau inspiziert zu werden, quasi mit einer täglichen proktologischen Untersuchung“ – wie soll das noch satirisch überzeichnet werden? Die Wirklichkeit ist längst Satire. Und das ist nicht komisch.