„Digitaler Avatar“ statt Auto: So kämpft VW auf dem wichtigsten Absatzmarkt ums Überleben

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VW und der Absatzschwund in China: Wie die Aufholjagd gelingen soll, zeigt der Konzern auf einer Automesse - mit einem SUV, bei dem Realität und der virtuelle Raum verschmelzen.

Peking/Wolfsburg - Bis 2023 war Volkswagen in China der populärste Autohersteller, das hat sich jedoch geändert. Angesichts der erstarkten Konkurrenz setzt Deutschlands Nummer eins alle Hebel in Bewegung, um in der Volksrepublik nicht den Anschluss zu verlieren.

Auf der Auto China 2024, einer bedeutenden chinesischen Automesse, gehen die Niedersachsen in die Vollen und präsentieren u. a. ein revolutionäres SUV-Modell, das mit den bisherigen Fahrzeugen von Volkswagen nicht allzu viel gemein hat. 

VW und die Aufholjagd in China - innovatives SUV im Fokus

Schon lange vor dem Messeauftakt kündigte VW eine Aufholjagd auf dem chinesischen Markt an, was Elektroautos betrifft. Für Volkswagen geht es darum, sich technologisch und im Hinblick auf die Kosten auf dem hartumkämpften, chinesischen E-Automarkt besser aufzustellen. 

Die Entwicklung dafür will VW mit den nach wie vor gut laufenden Verkäufen im Verbrenner-Bereich finanzieren. „Wir laufen auf Hochgeschwindigkeit, um uns in diesem Segment zu verbessern“, erklärte Konzernchef Oliver Blume in Peking. Einen wegweisenden Ausblick gewährt Volkswagen in Peking mit dem ID.Code.

VW präsentiert auf der Auto China 2024 eine beeindruckende SUV-Studie mit völlig neuer Designsprache
VW präsentiert auf der Auto China 2024 eine beeindruckende SUV-Studie mit völlig neuer Designsprache. © Volkswagen AG

Es handelt sich um ein eindrucksvolles SUV-Modell, das als „eine Hommage an die chinesischen Kunden“ bezeichnet wird. Das Unternehmen betont, dass der dynamische Crossover bereits für vollautomatisiertes Fahren auf Level 4 ausgelegt ist. Der Haken: Noch handelt es sich lediglich um eine Konzeptstudie.

China: Volkswagen möchte bei E-Autos mit „digitalem Avatar“ aufholen

Mit einem aufregenden Design und innovativer Technologie möchte VW in der Zukunft besser auf die Bedürfnisse chinesischer Kunden eingehen - mit E-Autos gelang das bisher unzureichend

Das Geschäft mit “herkömmlichen Verbrennermodellen ist für VW zwar nach wie vor rentabel und ein Ende dieser Antriebsgattung ist in China nicht absehbar. Was E-Mobilität betrifft, weden in der Volksrepublik jedoch heimische Anbieter oder auch Modelle von Tesla bevorzugt. Das hängt dem Vernehmen nach maßgeblich mit Konnektivität zusammen.

Daher ist es nicht überraschend, dass der experimentelle VW ID.Code über zahlreiche digitale Spielereien verfügt: So handelt es sich um den ersten Volkswagen, der aktiv mit seiner Umgebung kommuniziert und sich “nicht nur als Auto, sondern auch als digitaler Avatar versteht”, schwärmt der Autobauer aus Deutschland.

VW plant autonomes Fahren auf Level 4 - Auto als Zweitwohnung

Das autonome Fahren auf Level 4 soll auf Basis von modernsten Sensor-, Licht-, Kamera- und Bildschirmsystemen funktionieren. Das Lenkrad kann derweil in das Cockpit einfahren und den Insassen zusätzlich Platz verschaffen: „... um die Vordersitze um 180 Grad zu drehen, damit sich die Reisenden gegenübersitzen“, erläutert VW. 

Weitere technologische Features umfassen ein intelligentes Lichtsystem mit “interaktiven 3D-Augen” sowie ein “Welcome-Szenario für Fahrer und Gäste”. Selbst von einem “Saugroboter” ist die Rede, der im Zusammenspiel mit UV-Licht und antibakteriellen Filtern die Luftzirkulation im Auto regelt. 

Für längere Reisen können die Sitze in eine Schlafposition befördert werden. Das Auto der Zukunft betrachtet man also nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern eine Art Zweitwohnung. Es gibt auch Angaben zum Antriebssystem: Neben einer Lithium-Ionen-Batterie soll die Energie aus einem Photovoltaiksystem auf dem Dach stammen.

VW geht auf dem hart umkämpften Automarkt China in die Offensive und präsentiert den Technologieträger ID.Code
VW geht auf dem hart umkämpften Automarkt China in die Offensive und präsentiert den Technologieträger ID.Code. © Volkswagen AG

VW in der China-Krise: Soll will Volkswagen das Ruder herumreißen

Neben dem VW ID.Code gibt es weitere Pläne für China: So soll die ID-Familie in der Volksrepublik bis 2030 auf 16 Modelle wachsen. Als erstes Modell der neuen Submarke VW ID.UX ist noch für 2024 der ID.Unix geplant: ein Cupra Tavascan mit VW-Logo, der in der neuen VW-Fabrik in Anhui vom Band läuft. Markenchef Thomas Schäfer spricht im Rahmen der China-Strategie von drei Säulen: 

  • Umfassendes Produktportfolio mit beschleunigter Elektrifizierung
  • Speziell für China entwickelte Marken- und Designsprache 
  • Lokale technische Entwicklung mit starken Partnern vor Ort, um die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen. 

Bei letzterem soll mitunter die Zusammenarbeit mit dem lokalen Hersteller Xpeng helfen. Jedoch schläft die heimische Konkurrenz nicht, das wird auf der Auto China ersichtlich: BYD beispielsweise, mittlerweile zum Marktführer in China aufgestiegen, stellt eine Reihe neuer Modelle vor, darunter ein E-Auto zu Preisen für umgerechnet unter 10.000 Euro. (PF)

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