„Das wäre scheinheilig“: Warum Münchens OB Dieter Reiter keinen Wahlkampf für Kanzler Olaf Scholz machen will
Münchens OB Dieter Reiter (SPD) lehnt es ab, Wahlkampf für Kanzler Olaf Scholz zu machen. „Das wäre scheinheilig“, sagte der Rathaus-Chef.
München – Münchens OB Dieter Reiter (SPD) wird bei keiner Wahlkampfveranstaltung der Genossen auftreten. „Das wäre scheinheilig“, sagte der Rathaus-Chef am Dienstag (11. Februar) im Presse-Club. Er könne ja nicht auf der einen Seite eine Debatte lostreten, ob der Kandidat der richtige ist, und sich dann auf die Bühne stellen und „Wählt Olaf“ rufen. „Das heißt allerdings nicht, dass ich Olaf Scholz nicht unterstütze“, sagte Reiter. Der sei ihm immer noch lieber als ein Merz oder eine Weidel.
Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD: Reiter hatte sich im November für Boris Pistorius ausgesprochen
Reiter hatte sich im November für Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kandidat ausgesprochen. „Ich glaube, Politik entscheidet sich immer mehr an Personen. Und weil ich das glaube, sage ich, dann müsste man als SPD zumindest überlegen, ob man nicht alternativ einen Boris Pistorius ins Rennen schickt“, so der OB damals nach dem Aus der Ampel-Regierung zwischen SPD, Grünen und der FDP.
Nicht nur in München – auch in der SPD-Spitze gab es offenbar mehrere Versuche, Kanzler Scholz von einer erneuten Kandidatur abzubringen. Noch im November sollen mehrere aus der Führungsriege der Partei den Kanzler eindringlich gebeten haben, nicht mehr anzutreten.
SPD in Berlin im Zwiespalt: Mehrere Parteimitglieder hatten versucht, Scholz von einer Kandidatur abzubringen
Laut Recherchen von „Tagesspiegel“ und „t-online“ wurde SPD-Chef Lars Klingbeil mindestens zweimal bei Scholz vorstellig, um ihn vom Verzicht zu überzeugen. Klingbeil, die Co-Vorsitzende Saskia Esken und Generalsekretär Matthias Miersch seien überzeugt gewesen, mit Scholz die Wahl nicht mehr zu gewinnen.
Sonderlich überraschend ist diese Perspektive nicht. Im November war die Ampel frisch zerbrochen, die SPD lag in seriösen Umfragen bei 14 Prozent, hatte mehrere Landtagswahlen verloren. Der ARD-Deutschlandtrend ermittelte 20 Prozent Zufriedenheit mit Scholz, letzter Platz in einem Ranking mit Friedrich Merz, Robert Habeck, ja sogar Alice Weidel, Sahra Wagenknecht und Christian Lindner. Auf Platz 1 mit 61 Prozent damals: Boris Pistorius.