Klimawandel und seine Folgen - Wo bleibt denn jetzt der Dürre-Sommer? In Deutschland regnet es so viel wie nie
Seltener, aber heftiger
Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und einzelnen Wetterereignissen lässt sich oft nur schwer nachweisen. Die grundsätzliche Dynamik allerdings ist in der Forschung gut belegt: Der Klimawandel führt nicht nur zu wärmeren Temperaturen, sondern auch zu stärkeren Regenfällen . Mehr Dürren, aber auch mehr Starkregen? In der Welt von morgen ist das kein Widerspruch.
Der Effekt ist leicht erklärbar, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der CO2-Ausstoß des Menschen führt zunächst zu einer Erwärmung der Erde, aus den hohen Temperaturen resultieren wiederum Hitzewellen und Dürren - aber paradoxerweise auch Starkregenereignisse. „Höhere Temperaturen führen auch zu mehr Extremniederschlägen, weil warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und dann abregnen kann“, erklärt Rahmstorf. Anders formuliert: Durch den Klimawandel regnet es seltener, aber heftiger.
„Die Klimaforscher warnen seit Jahrzehnten“
Eine führende Studie der ETH Zürich zeigte 2020 eine klare Zunahme von Starkregenereignissen in Mitteleuropa seit den 1990er-Jahren. Erst diesen August belegte eine österreichisch-ukrainisch-deutsche Studie , dass es seit 1960 an 75 Prozent aller gemessenen Flusspegel in Österreich zu mehr Überschwemmungen kam als zuvor. Grund seien „Änderungen in den Wettermustern“, heißt es in der Studie. „Die Frequenz und Intensität von Starkregenereignissen hat seit den 1950er-Jahren zugenommen“, schreiben auch die Autorinnen und Autoren des Weltklimarates IPCC in dessen aktuellem Sachstandsbericht von diesem Frühjahr.
„Vor zunehmender Hitze, Dürre und dadurch Bränden sowie Starkregen und dadurch Überschwemmungen infolge der Erderwärmung durch den Treibhausgasausstoß warnen die Klimaforscher seit Jahrzehnten“, sagt Rahmstorf. „Die Vorhersagen treffen ja auch schon seit vielen Jahren ein, wie die Messdaten belegen.“
Ereignisse, von denen man noch gar nichts ahnt
Die Wetterextreme nähmen seit Jahrzehnten kontinuierlich zu, erklärt Rahmstorf. Dieser Trend könne sich fortsetzen. „Dieselben Extreme, die seit Jahrzehnten zunehmen, werden auch weiter zunehmen, solange die Welt nicht die Klimaneutralität erreicht hat.“ Dabei könnte es künftig sogar zu Ereignissen kommen, die es so in der jüngeren Vergangenheit noch gar nicht gegeben habe.
Aus Sicht von Rahmstorf gilt es zu handeln - und zwar schnell. Es sei wichtig, durch raschen Klimaschutz das Unbeherrschbare zu vermeiden und sich gleichzeitig an den unvermeidlichen Teil des Klimawandels so gut wie möglich anzupassen, erklärt er. Im Pariser Abkommen hatten die Staaten vereinbart, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Doch Rahmstorf befürchtet, dass dieses Ziel verfehlt wird - auch in Deutschland. „Solange fossile Energienutzung noch subventioniert wird, selbst gesetzte Klimaziele zum Beispiel im Verkehrssektor ignoriert werden und auch sofort wirksame Gratismaßnahmen wie ein allgemeines Tempolimit nicht genutzt werden, kann von ernsthaften Anstrengungen in Richtung 1,5 Grad nicht die Rede sein.“