11 Stunden täglich, kein freier Tag: So sieht der echte Arbeitsalltag auf Kreuzfahrtschiffen aus
Luxus, Sonne, exotische Häfen – Kreuzfahrten gelten für viele Menschen als Inbegriff des Urlaubs. Doch hinter der glänzenden Fassade schuften Tausende Menschen unter Bedingungen, die mit Traumreisen wenig zu tun haben.
Eine Kolumbianerin, die auf einem Kreuzfahrtschiff in einer Boutique arbeitet, beschreibt ihre Situation gegenüber der Zeitung „Le Monde“: Ihre Familie denke, sie habe einen Traumjob – schließlich lebe und arbeite sie auf einem luxuriösen Schiff, reise um die Welt und habe bereits über 16 Länder gesehen. Die Realität sieht jedoch anders aus.
„Traumjob“ auf dem Kreuzfahrtschiff? Was wirklich hinter dem Luxus steckt
Wie „Le Monde“ berichtet, arbeiten viele Crewmitglieder sieben Tage die Woche – oft bis zu zwölf Stunden täglich. Die meisten kommen aus Ländern wie den Philippinen, Indien, Honduras oder Peru und sind auf Zeitverträge zwischen fünf und neun Monaten angestellt. Urlaub während dieser Zeit? Fehlanzeige. Erst danach gibt es ein bis zwei Monate unbezahlte Pause zu Hause, bevor das nächste Schiff ruft.

Die Unterbringung der Mitarbeiter erfolgt meist in engen Kabinen unter Deck – ohne Fenster, häufig geteilt mit Kollegen. Soziale Kontakte außerhalb des eigenen Bereichs sind eingeschränkt, der Kontakt zu Passagieren ist klar reguliert. Viele erleben ihre Familien nur durch einen Bildschirm – wie etwa Vivek aus Indien, der seine Kinder seit Jahren nur per Videoanruf aufwachsen sieht.
Kreuzfahrt-Arbeit: 7 Tage die Woche, 12 Stunden täglich, kaum Rechte
Auch gewerkschaftliche Mitbestimmung fehlt weitgehend, berichtet „Le Monde“. Zwar gilt die internationale Seearbeitskonvention, doch viele Schutzmechanismen greifen kaum. Wer sich beschwert oder Fehler macht, riskiert eine Nichtverlängerung des Vertrags. Eine andere Mitarbeiterin berichtet sogar, dass sie abgemahnt wurde, weil sie mit nassen Haaren zur Arbeit erschien – und dass Vorgesetzte Beschwerden mehrheitlich unterdrücken.
Trotzdem halten viele am Job fest. Denn Unterkunft und Verpflegung sind kostenlos, und das Einkommen – meist zwischen 900 und 1100 US-Dollar (rund 830 bis 1020 Euro) im Monat – reicht in ihrer Heimat oft für wichtige Ziele: ein Haus, das Studium der Kinder oder den Start in die Selbstständigkeit. Der Preis dafür ist hoch: wenig Rechte, viel Arbeit – und ein Leben zwischen Maschinenraum und Meer.

Norovirus-Ausbruch auf Kreuzfahrten nimmt zu
Die harten Arbeitsbedingungen auf Kreuzfahrtschiffen sind nicht das einzige Risiko auf hoher See – auch für Passagiere lauert eine Gefahr: Magen-Darm-Erkrankungen breiten sich an Bord oft rasend schnell aus. Vor allem das Norovirus macht Kreuzfahrten immer wieder zur Gesundheitsfalle.
Norovirus auf hoher See – wie sich Reisende schützen können:
- Gründliches Händewaschen mit Seife für mindestens 20 Sekunden – der effektivste Schutz.
- Desinfektionsmittel ergänzend nutzen, aber nicht als Ersatz für Wasser und Seife.
- Buffets meiden, wenn Speisen nicht heiß oder frisch zubereitet sind.
- Krankheitssymptome sofort melden, um weitere Ansteckungen zu verhindern.
- Kontakt mit Erkrankten vermeiden, besonders bei Symptomen wie Erbrechen und Durchfall.
- Im Krankheitsfall in der Kabine bleiben und niemanden gefährden.
- Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, um Dehydrierung vorzubeugen.
- Schiffsarzt aufsuchen, sobald die Beschwerden stärker oder anhaltend sind.