Bürgermeister Seidl bezieht Stellung zur Bauerndemonstration in Puchheim

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Der Zorn der Landwirte ist groß: Bei Protesten wird sich gegen die Pläne der Bundesregierung, ihnen gewährte Subventionen zu streichen, ausgesprochen. © PantherMedia / Ewald Fröch

Puchheim - Die Proteste der Landwirte sind im ganzen Landkreis nicht zu übersehen. Der Unmut ist groß. Das ist auch dem ersten Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl bewusst. In einem Zwischenruf kommentiert er die Situation.

Gleich zu Beginn stellt Seidl klar: „Wir waren Häusler. Wir waren als Kind selbstverständlich beim Arbeiten eingespannt. Was bei mir hängen geblieben ist: Die Bauern sind ein ganz eigener Schlag. Und ich glaube, dass das die Bauern heute auch noch von sich in Stolz und Würde so sehen. Vielleicht ist das einer der tieferliegenden Gründe für die entschiedenen und machtvollen Proteste zurzeit. Die Kränkung der Bauernschaft, die Missachtung dessen, welchen Wert gute Landwirtschaft für die Gesamtgesellschaft hat, die Geringschätzung der Verantwortlichen, die für gute Lebensmittel arbeiten.“

Es geht ums Leben und arbeiten

Doch nun kam auch noch der berühmte Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Seidls Eindruck nach ginge es jedoch nicht um ein paar Tausend Euro mehr oder weniger beim Agrardiesel. „Was ich aus den Gesprächen heraushöre, ist, dass es den Bäuerinnen und Bauern und ihren Familien ums Leben und ums Arbeiten geht. Lebensmittel herzustellen, das Land zu bearbeiten und als Familie zusammen zu leben, diese Lebensziele geraten unter die Pflüge der Bürokratie, der Auflagen und der Preiskämpfe.“

Forderung nach Neuwahlen geht am Thema vorbei

Er fügt hinzu: „Sozialdemokratische Politik kämpft seit über 150 Jahren für gute Arbeit, die mit gutem Geld entlohnt werden soll. Wenn die Arbeitsbedingungen schlecht sind und der Lohn auch schlecht ist, dann ist die Sozialdemokratie auf die Straße gegangen. Die SPD bricht sich also keinen Zacken ab, wenn sie für die Bauern mit auf die Straße geht. Proteste, Demonstrationen und Streik sind die demokratischen und legitimen Mittel, um gute Arbeit und guten Lohn zu erkämpfen. Der aktuelle politische Umgang mit dieser Protestwelle ist meiner Meinung nach tragisch falsch.“ Ebenfalls betont Bürgermeister Seidl: „Und die Bauern? Wut, Drohungen, Gesamtangriff, Machtgetöse. Gegen wen und gegen was? Egal. Hauptsache weg damit! Die Forderung nach Neuwahlen ist derart am Thema vorbei und eigentlich nur brandgefährlich.“

Kernthemen verhandeln

Doch was ist die Lösung? „Streiten, verhandeln, arbeiten, am gleichen Tisch mit den Kernthemen. Wenn wir als Gesellschaft eine Landwirtschaft wollen, die gesunde Lebensmittel produziert, Land und Boden schützt und mit den Tieren tierwürdig umgeht, dann werden wir wohl unseren Geldbeitrag dazu leisten müssen. Da werden die Bauern sich aber auch in die Augen schauen müssen, ob sie untereinander hier das gleiche Ziel verfolgen. Trotz alledem: nach dem Sturm zurück an den Tisch und einen Weg suchen, bei dem gutes Geld für gute Arbeit bezahlt wird!“

red

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