Saharastaub-Partikel können in Lunge eindringen: Ärzte warnen vor „hochgiftiger Mischung“

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Der Saharastaub mag zwar schön anzusehen sein, kann aber zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Experten raten, in solchen Fällen die Luftqualität zu prüfen.

Kassel – Der Himmel über Deutschland war am Osterwochenende gelblich-grau, die Luft trüb. Grund dafür ist, dass Saharastaub von der weltweit größten Trockenwüste in Nordafrika aufgewirbelt und vom Wind Tausende Kilometer in den Norden getragen wurde. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) handelt es sich hierbei um kein seltenes Wetterphänomen: Die Staubpartikel kommen pro Jahr etwa fünf bis 15 Mal nach Europa – was vor allem für Allergiker und vorerkrankte Menschen gefährlich sein kann.

Ist Saharastaub gefährlich? Lungenmediziner warnen vor „hochgiftiger Mischung“

Das Umweltbundesamt betonte in einem Bericht, dass der Saharastaub „einen negativen Effekt auf die menschliche Gesundheit hat“. Demnach könne die Entstehung sowie die Verschlechterung von Atemwegserkrankungen begünstigt werden. Auch in Griechenland wird vor den Auswirkungen des Feinstaubs gewarnt. Der Verband der griechischen Lungenärztevereinigung erklärte, dass sich dieser mit Pollen, gefährlichen Bakterien oder Pilzen vermischen könne. Das Ergebnis sei „eine hochgiftige Mischung“.

Saharastaub trübte den Himmel über Deutschland. Gefährlich soll er laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) nur für vorerkrankte Menschen sein.
Saharastaub trübte den Himmel über Deutschland. Gefährlich soll er laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) nur für vorerkrankte Menschen sein. © Sylvio Dittrich / Imago

Der DWD stuft den Saharastaub wiederum als „nicht toxisch“ ein. Allerdings wird im 2022 veröffentlichten FAQ darauf verwiesen, dass der Staub aus der Wüste größere Mengen an Partikeln mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern enthält, die in die Lunge gelangen können. So können insbesondere bei empfindlichen Personen, welche den Staubpartikeln über mehrere Stunden oder länger ausgesetzt sind, gesundheitliche Probleme wie beispielsweise Atembeschwerden auftreten.

Saharastaub kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, muss aber nicht

Nach Angaben des DWD sind in erster Linie Personen mit asthmatischen Beschwerden und kardiovaskulären Erkrankungen betroffen. Vermischt sich der Saharastaub dann mit Pollen oder Blütenstaub, kann das vor allem für Allergiker zur Belastungsprobe werden. Tritt also ein solches Wetterphänomen auf, ist es für Betroffene ratsam, die Medikamente griffbereit zu haben und gegebenenfalls einen Arzt zu konsultieren. Zu Hause sollten Fenster und Türen möglichst geschlossen gehalten werden.

Wie kommt der Saharastaub in die Atmosphäre?

Durch bodennahe Winde mit entsprechender Windgeschwindigkeit wird der Saharastaub in die Luft getragen. Entscheidend sind hier neben der Windgeschwindigkeit die Bodenfeuchte und die Korngrößen. Je nach Wettersituation – zum Beispiel Tiefdruckgebiet mit Hebungsprozess oder Gewitter mit Fallwinden – gelangt der Staub dann aus der bodennahen Luftschicht auch in größere Höhen bis zu mehrere Kilometer über Grund.

Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)

Der Professor für Lungenheilkunde, Thodoris Vasilakopoulos, empfahl gefährdeten Menschen, Sonnenbrillen und Masken zu tragen – wobei sich über letzteres die Meinungen spalten. Meltem Kutlar Joss, Leiterin der Dokumentationsstelle Luft und Gesundheit beim Schweizer Tropeninstitut, hält das Tragen einer Maske nämlich für wenig sinnvoll. Da die individuellen Risiken des Saharastaubs gering seien, leite sich „keine allgemeine Empfehlung zum Maskentragen“ ab, erklärte sie dem Portal Nau.ch.

Worüber sich die Experten einig sind: Wenn Saharastaub in der Luft ist, sollte die Luftqualität durch aktuelle Wettermeldungen überprüft werden. Dort wird in den meisten Fällen auch informiert, wann der Staub vorbeigezogen ist oder sich abgesetzt hat. Gerade Autofahrer können davon profitieren, denn so wissen sie, wann der sogenannte Blutregen einsetzt und sie ihr Fahrzeug waschen können. Der ADAC warnt allerdings vor einem Reinigungspatzer, der zu Schäden am Auto führen kann. (cln)

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