Trinkwasser in Peißenberg muss noch lange gechlort werden
Nach der Keimbelastung vor ein paar Monaten möchten die Peißenberger Gemeindewerke die Trinkwasserversorgung nachhaltig und sicher aufstellen. Der Einbau einer UV-Anlage in das Leitungssystem wird sich aber zeitlich verzögern. Die Chlorung des Brunnenwassers bleibt deshalb als Präventivmaßnahme bis auf Weiteres bestehen
Ende Juni wurde bei routinemäßigen Kontrollen eine Keimbelastung im Peißenberger Trinkwasser festgestellt. Die Kontamination war zwar sehr gering, aber den zuständigen Gemeindewerken blieb nichts anderes übrig, als ein Abkochgebot zu verhängen (wir berichteten). Um die Trinkwasserqualität sicherzustellen, wurde eine chemische Reinigung in Auftrag gegeben. Die Chlorung des Wassers sollte als Präventivmaßnahme bis zum Oktober aufrecht erhalten bleiben. Bis dahin, so der ursprüngliche Plan, sollten die Brunnen an der Böbinger Ammerbrücke und an der Burg mit Anlagen zur UV-Behandlung ausgestattet werden – so wie es am Brunnen in Paterzell bereits Usus ist.
Doch wie Stefan Ziegler nun bei einem Pressegespräch berichtet, lässt sich der Zeitplan nicht einhalten: „Entgegen unserer eigenen Erwartungen hat es sich als falsch herausgestellt, dass die Anlagen leicht zu installieren sind“, räumt der Vorstand der Gemeindewerke ein. Das Kommunalunternehmen hatte das Ingenieurbüro „Wipfler-Plan“ damit beauftragt, technische Lösungskonzepte aufzuzeigen. Dabei wurde klar, dass eine einfache Standardlösung im „Plug & Play“-Modus nicht umsetzbar und unwirtschaftlich wäre.
Statt an den beiden Brunnenstandorten separate UV-Anlagen zu installieren, soll nun am Hochbehälter unterhalb von St. Michael beim „Schweiber“ ein Zentralsystem eingebaut werden – und zwar jeweils mit UV-Anlagen an den beiden direkten Brunnen-Zuflüssen. Am erst neu errichteten Hochbehälter steht für den Einbau der UV-Anlagen genügend Platz zur Verfügung – auch für den eventuell zusätzlich noch notwendigen Filtereinbau.
Hochkomplexe Thematik
Die Verzögerung der Umsetzung hat handfeste Gründe. Zum einen handelt es sich, wie es beim Pressegespräch hieß, um eine „hochkomplexe Thematik“. Unter anderem müssen Wasserparameter eruiert werden, um die Einstellung der UV-Anlage optimal an die Gegebenheiten anzupassen. Allein das dauert mehrere Wochen. Zum anderen ist es aktuell schwer, entsprechende Dienstleister zu bekommen: „Die Fachfirmen, die so etwas bauen, haben dicke Auftragsbücher“, berichtet Ziegler. Als Zielmarke für die technische Aufrüstung hat der Chef des Kommunalunternehmens (KU) „Sommer 2025“ ausgegeben: „Wir hoffen aber, dass wir es vielleicht schneller schaffen.“
Bis die zentralen Anlagen zur UV-Behandlung eingebaut sind, wird das Peißenberger Trinkwasser weiter präventiv gechlort. „Das ist leider alternativlos. Wir wollen den sicheren Weg gehen“, erklärt Ziegler – wobei die Chlor-Konzentration (0,1 mg/l) „im völlig unbedenklichen Bereich liegt“. Ein Absetzen der Chlorung würde bei einer erneuten Keimbelastung das übliche Prozedere auslösen – mit sofortigem Abkochgebot und anfangs stärkerer Chlorung. Das wollen die Gemeindewerke vermeiden und hoffen auf Verständnis. Die „sensorischen Vorbehalte“ gegenüber gechlortem Wasser seien verständlich, da die Gesellschaft über Jahrzehnte nur bestes Trinkwasser ohne chemische Aufbereitung gewohnt gewesen sei.
Wasser wird wohl teurer werden
„Die Probleme mit der Trinkwasserversorgung sind eine Auswirkung des Klimawandels“, analysiert Ziegler. Peißenberg sei da kein Einzelfall. Die zunehmenden Starkregenereignisse führen zu einer Sättigung der Böden, die dadurch ihre Filterfähigkeit verlieren. „Wir müssen uns deshalb auf die Veränderungen einstellen – und der Klimawandel wird Kosten verursachen“, so Ziegler. Die UV-Aufrüstung schlägt vermutlich mit einem Betrag zwischen 300 000 und 500 000 Euro zu Buche. „Das wird sich irgendwo auch im Wasserpreis niederschlagen“, so der Vorstand.