Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Bei schwächelndem Stahl-Riesen kommt der Kahlschlag
Thyssenkrupp reagiert mit einem Stellenabbau auf die schwache Nachfrage bei seiner Stahlsparte. Die Produktionskapazitäten müssten zurückgefahren werden.
Duisburg – Thyssenkrupp reagiert auf die schwächelnde Nachfrage und will Stellen abbauen und die Produktionskapazitäten seiner Stahlsparte zurückfahren. Kern der Neuaufstellung sei eine Reduzierung der im Verbund installierten Kapazitäten auf etwa neun bis 9,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr. Das teilte der Konzern am Donnerstagabend, 11. April, nach einer Sitzung des Vorstands und des Strategieausschusses des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Steel Europe mit. Derzeit seien die Kapazitäten auf rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt.
Die geplante Absenkung der Produktionskapazitäten werde zu einer Konsolidierung der Rohstahlkapazitäten in Duisburg führen, hieß es. „Mit diesen Maßnahmen wird auch ein noch nicht bezifferter Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein, der auch die nachgelagerten Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen wird.“ Der Konzern will betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter, die meisten davon am größten europäischen Stahlstandort in Duisburg.
Wie viele Arbeitsplätze vom Stellenabbau bei Thyssenkrupp betroffen sind, ist unklar
Wie viele Stellen Thyssenkrupp abbauen will, ist jedoch noch unklar. Das Management nannte keine Zahlen. Auch einen Zeitplan für die Umsetzung der Pläne gibt es nicht. Diese würden nun konkretisiert und mit den Vertretern der Arbeitnehmer besprochen. Die IG Metall hatte nach Bekanntwerden der Gerüchte um den Stellenabbau betont, um jeden Arbeitsplatz und Standort kämpfen zu wollen. Hierzu gehöre ein Konzept, das auch die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) einbeziehe, an denen Thyssenkrupp mit 50 Prozent beteiligt ist. Dort sind rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt.

Thyssenkrupp Steel Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel hatte die Debatte um den Stellenabbau durch ein Interview mit der WAZ angestoßen. „Wir haben Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp 12 Millionen Tonnen ausgelegt sind, aber wir verkaufen derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen – Tendenz möglicherweise sogar fallend“, erklärte Gabriel. Das lasse sich eine gewisse Zeit überbrücken, „aber nicht auf Dauer“.
Stellenabbau als Reaktion auf schwächelnde Nachfrage bei Stahlsparte von Thyssenkrupp
Thyssenkrupp Steel Europe kämpft zudem mit der schwachen Nachfrage der Automobilindustrie, die der wichtigste Kunde ist. Konzernchef Miguel Lopez hatte in den vergangenen Monaten mit der EPH-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky über die Gründung eines Stahl-Joint Ventures verhandelt – bislang ohne Ergebnis.
Die Schwerindustrie insgesamt mit Branchengrößen wie ArcelorMittal und Salzgitter machen seit Jahren hohe Energie- und Rohstoffkosten und die Konkurrenz aus Fernost zu schaffen. Zudem muss die Stahlindustrie Milliardensummen für einen klimafreundlichen Umbau der Produktion stemmen.
Mit Material von Reuters