Ende einer Ära

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Vorstand und Geehrte in Leutstetten (v.l): Kreisbrandrat Helmut Schweickart, Martin Rupprecht, Christl Schiedermeier, Klaus Pinegger, Doris Baur, Danil Fröse, Philipp Goroll, Markus Sperber, Jutta Hasenclever, Michael Rattelmüller, Xaver Klingler und Thomas Rattelmüller © Photographer: Andrea Jaksch

Nach 28 Jahren im Amt ist Michael Rattelmüller nicht mehr Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Leutstetten. Der 64-Jährige stellte aus Altersgründen den Posten zur Verfügung. Zu seinem Nachfolger wählten die Kameraden am Freitagabend den 29 Jahre alten Florian Klingler.

Leutstetten – Die Freiwillige Feuerwehr Leutstetten hat einen neuen Kommandanten. 21 anwesende von aktuell insgesamt 32 aktiven Mitgliedern wählten in der Jahreshauptversammlung am Freitagabend Florian Klingler in das Amt. Der 29-Jährige entstammt einer engagierten Feuerwehrfamilie in dem Starnberger Ortsteil. Er erhielt 13 Ja-Stimmen bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen. Klingler ist damit Nachfolger von Michael Rattelmüller, der nach 28 Jahren als Kommandant aus Altersgründen nicht mehr angetreten war. Rattelmüller feiert heuer seinen 65. Geburtstag. Sein Ausscheiden bedeutet in Leutstetten das Ende einer Ära. Rattelmüller hatte sich stets für die Belange der Feuerwehrleute eingesetzt und auch mit klaren Worten nicht gespart, wenn er es für erforderlich fand.

Das war am Freitagabend nicht anders. „Die Menge der Fehlalarme hat eine Größenordnung erreicht, dass sie ehrenamtlich nicht mehr abgearbeitet werden kann“, sagte er in seinem letzten Jahresbericht als Kommandant. Im vergangenen Jahr sei das Einsatzaufkommen „aufgrund der notwendigen Unterstützung der Starnberger Feuerwehr in eine extreme Höhe angestiegen“. Die Leutstettener Wehr wurde demnach zu 122 Einsätzen alarmiert – davon lediglich 31 im Ortsteil. 91 Einsätze seien dagegen überörtlicher Natur gewesen, erklärte Rattelmüller. Das Hauptaufkommen davon seien Alarme durch automatische Brandmeldeanlagen gewesen.

Die momentane Anzahl der Fehlalarmierungen ist destruktiv und schädigt Einsatzbereitschaft und Stimmung.

Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um Fehlalarme, immer wieder konnten die Leutstettener bereits auf der Anfahrt umdrehen. „Unsere Aktiven bekommen über kurz oder lang massive Probleme mit den Arbeitgebern. Denn auch bei einer abgebrochenen Einsatzfahrt geht jedem Aktiven mindestens eine Stunde von seiner Arbeitszeit ab“, sagte Rattelmüller und wurde deutlich: „Für ernst zu nehmende Alarmierungen, bei denen die Feuerwehr tätig wird, ist jeder bereit, zu kommen. Aber die momentane Anzahl der Fehlalarmierungen ist destruktiv und schädigt Einsatzbereitschaft und Stimmung.“

Genau in diesem Punkt setzen Überlegungen des Leiters der Münchner Berufsfeuerwehr, Wolfgang Schäuble, an. Er hatte erst am Donnerstag dem Starnberger Projektausschuss für Feuerwehr- und Rettungsdienstangelegenheiten seine Überlegungen zum Feuerwehrbedarfsplan präsentiert. Wie berichtet, schlägt Schäuble neben einer Ertüchtigung der freiwilligen Feuerwehren in Starnberg und den Ortsteilen eine 15 Personen starke hauptamtliche Einheit vor, die während der Kernarbeitszeiten (montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr) das Gros der Alarme abdecken soll. „Es bleibt zu hoffen, dass diese Lösungsansätze von der Stadt umgesetzt werden“, sagte Rattelmüller dazu. Wenn die vielen kleinen Einsätze wegfielen, sei die Einsatzbereitschaft gewährleistet, war er sich sicher.

Ich gehe davon aus, dass wir die Vorschläge von Herrn Schäuble zeitnah umsetzen. Bürgermeister Patrick Janik zu den Überlegungen, künftig 15 hauptamtliche Feuerwehrleute in Starnberg einzusetzen.

Bürgermeister Patrick Janik äußerte sich am Freitag zuversichtlich, nachdem die Signale aus Reihen der Stadträte am Donnerstag positiv gewesen waren. „Ich gehe davon aus, dass wir die Vorschläge von Herrn Schäuble zeitnah umsetzen“, sagte er in der Versammlung. Ziel sei es, den freiwilligen Feuerwehrleuten so viele hauptamtliche Kräfte zur Seite zu stellen, „dass das Ehrenamt wieder erträglich gestaltet wird“, sagte Janik und appellierte an die Gemeinsamkeiten: „Wir sind eine Feuerwehr, die sich aus verschiedenen Ortsteilen zusammensetzt.“ Die Stadt wolle den Brandschutz durch ehrenamtliche Kräfte so weit wie möglich erhalten.

Neben dem Bürgermeister waren auch seine Stellvertreterinnen Angelika Kammerl und Christiane Falk sowie Kreisbrandrat Helmut Schweickart und Starnbergs federführender Kommandant Markus Grasl am Freitag nach Leutstetten gekommen. Janik sprach „jede Menge Dank“ an Michael Rattelmüller und alle Aktiven aus, „im Namen der Stadt wie auch persönlich“. Auch Rattelmüller nutzte die Gelegenheit, sich zu bedanken – bei seiner Mannschaft („man hat sich immer auf euch verlassen können“), bei seinen Stellvertretern und bei Ordnungsamtsleiterin Kathrin Spielbauer, die auch einmal unbürokratisch helfe, wenn es nötig sei. Seinem Nachfolger wünschte er ein glückliches Händchen, auf dass die Feuerwehr Leutstetten weiter funktioniere und „ein guter Haufen“ bleibe.

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