Ausbruch überfällig: Supervulkan in Italien schwillt an, dampft kräftig und spuckt mehr Gas aus
Der Supervulkan bei Neapel in Süditalien sorgt wieder für Unruhe. Neue Schwarmbeben begleiten die Hebung des Areals in neue Rekordhöhen. Und die Krater scheinen wie noch nie zu dampfen.
Pozzuoli – Seit Monaten sorgt der Supervulkan bei Neapel im Süden Italiens für Angst unter den rund 350.000 Bürgern, die in der Roten Zone des Gebiets rund um die Hafenstadt Pozzuoli im Süden Italiens wohnen. Seit Jahresbeginn nehmen die Beben wieder zu. In der Nacht auf Montag (25. Februar) sorgte wieder ein Bebenschwarm von 29 Stößen für Unruhe unter den Einheimischen, das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Auch am Dienstag wackelte die Bucht achtmal. Am 17. Februar hatte es sogar ein Beben der Stärke 3 gegeben.
Schwarmbeben um Supervulkan in Italien: Alarmzeichen für möglichen Ausbruch
Die Erdstöße erfassen den südlichen Bereich des Supervulkans, selbst im Meer werden Erdstöße registriert. Der Schwerpunkt der Beben ist allerdings der Vulkankrater der Solfatara, wo es heiße Quellen gibt. Und die dampfen in diesem Winter sehr stark, viele Einheimische können sich nicht an so große Dampfwolken erinnern, sowohl was die heißen Quellen – die Fumarolen – im Inneren des Kraters betrifft als auch die am äußeren Rand in der Ortschaft Pisciarelli. Auch aus den oberen Seitenwänden der Solfatara dampft es. Selbst über einem Bohrloch hinter einem Möbelhaus, wo man 2020 den heißen Untergrund für Geothermie nutzen wollte, steht eine Dampfsäule – direkt neben einem Wohnhaus. User posten Videos von den Dampfwolken bei Facebook.

Viele Kommentatoren versuchen, zu beschwichtigen: „Die Fumarolen haben schon immer gedampft, an bestimmten Tagen haben sie sogar durch die Gitter der Kanaldeckel gequalmt“, schreibt ein User. „Das hängt von atmosphärischen Bedingungen ab und muss nicht bedeuten, dass Gefahr droht.“ Doch die regelmäßigen Berichte des Vesuv-Observatoriums, das auch die Aktivität des Supervulkans der phlegräischen Felder überwacht, zeigen, dass sich die Aktivität des Supervulkans steigert.
Seit Januar 2011 hat sich dem Nationalen Geologischen und Vulkanologischen Institut (INGV) zufolge das Niveau der Hafenstadt Pozzuoli bis vorige Woche um 115,5 Zentimeter gehoben, zwei Wochen zuvor hatte das Institut noch eine Höhe von 115 Zentimetern angegeben. Zuletzt nannte das INGV eine Hebungsgeschwindigkeit von zehn Millimetern im Monat.
Anzeichen für Vulkanausbruch? Der Boden rund um Pozzuoli steigt und steigt
Ob die von den Beben begleitete Hebung nur von heißem Wasser ausgeht, das von Lava in der Tiefe erhitzt wird oder Lava selbst aufsteigt, darüber streiten sich die Wissenschaftler. Jedenfalls ist das Bodenniveau von Pozzuoli derzeit 27,5 Zentimeter höher als es bei der letzten Krise in den 80er Jahren gewesen ist. Damals wurde die Stadt wegen der Erdbeben und der Bodenhebung evakuiert, da man starke Erdstöße und einen Vulkanausbruch befürchtete. Die Auswirkungen der Bodenhebung kann man im alten Hafen von Pozzuoli sehen, wo mittlerweile Gras wächst.
Und ein weiterer Messparameter ist bemerkenswert: Im Monatsbericht für Januar berichtet das INGV, dass „die Geochemischen Parameter die seit Jahren anhaltenden Trends der Erhitzung und Druckerhöhung des hydrothermalen Systems bestätigen“. Weiter heiß es: „Der CO2-Strom aus dem Boden im Solfatara-Gebiet hat sich als hoch bestätigt und steigt auf etwa 5000 Tonnen pro Tag.“ Im Dezember waren es nur 4000 Tonnen am Tag.
„Das sind Werte, die vergleichbar mit denen sind, die in der Plume aktiver Vulkane mit anhaltender Entgasung gefunden wurden“, schreibt das INGV weiter. 5000 Tonnen pro Tag sind ein Mehrfaches dessen, was der berüchtigte Merapi in Indonesien ausstößt, der immer wieder ausbricht und in jüngster Zeit Hunderte Todesopfer forderte.
Wissenschaftler halten Ausbruch des Supervulkans für überfällig
Der Supervulkan der phlegräischen Felder besteht aus einem riesigen Krater, einer Caldera, mit 16 Kilometern Durchmesser, die vor 39.280 Jahren bei einem gigantischen Ausbruch entstand. Damals wurde alles Leben in einem Umkreis von etwa 80 Kilometern ausgelöscht. Asche flog bis nach Sibirien, sogar das Aussterben der Neandertaler wird von Wissenschaftlern mit der Katastrophe, die einen weltweiten Klimaschock verursachte, in Zusammenhang gebracht.

Vor 29.000 und 15.000 Jahren gab es weitere Großausbrüche des Supervulkans. Seitdem, bildeten sich in dem riesigen Kessel an die 70 neue Eruptionsherde. Beim letzten Ausbruch, der verhältnismäßig klein war, entstand 1538 der Kraterhügel Monte Nuovo westlich von Pozzuoli. Geht man von einem festen Rhythmus bei den Supereruptionen aus, wäre ein Ausbruch des Supervulkans überfällig. Das befürchten manche Forscher, auch beim benachbarten Vesuv. Das INGV hat bereits beschlossen, das Vesuv-Observatorium, das sich in der Gefahrenzone befindet, in sicheres Gebiet zu verlegen.
Derzeit sorgt vor allem der immer wieder ausbrechende Vulkan in Island für Schlagzeilen. Italien selbst kämpft vor allem mit Fels- und Bergstürzen.