Ein BMW 750 mit 489 PS und 250 km/h Spitzengeschwindigkeit: Ein SPD-Landrat aus Mecklenburg-Vorpommern sorgt mit seinem Luxus-Dienstwagen für Aufsehen.
Parchim – Stefan Sternberg ist Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim und fährt den imposantesten Dienstwagen aller sechs Landräte in Mecklenburg-Vorpommern. Sein BMW 750 mit Hybrid-Antrieb bringt es auf beeindruckende 489 PS, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und wiegt leer fast 2,5 Tonnen. Doch die Frage ist: Muss es unbedingt so ein Bolide sein?
Die Kreistagsfraktion aus Linken und Freien Wählern wollte das wissen. Sie fragten, warum der SPD-Politiker auf ein umweltfreundlicheres Elektrofahrzeug verzichtet, schließlich sollten Politiker in der Dienstwagen-Wahl Vorbilder sein. Doch Sternberg fährt bewusst ein klimaschädliches Fahrzeug. Seine Begründung dafür ist bemerkenswert. Auch Markus Söder geriet bereits in die Kritik. Der bayerische Ministerpräsident nutzt ebenfalls einen umweltschädlichen Benziner.
SPD-Landrat verzichtet wegen Kriegsgefahr bewusst auf E-Auto als Dienstwagen
Schon im Sommer bekamen die Abgeordneten eine erste Erklärung. Als Angehöriger der kritischen Infrastruktur stellte Sternberg die Krisentauglichkeit eines E-Autos infrage. Diese Antwort genügte der Fraktion jedoch nicht, sie forderte eine ausführlichere Erläuterung. Die ist nun da. Sternberg listet auf drei Seiten abenteuerliche Argumente auf.
Laut NDR rechtfertigt der Sozialdemokrat seine Ablehnung eines elektrischen Dienstwagens mit einem denkbaren Kriegsfall und den damit verbundenen Stromausfällen. „Der Spannungs- oder Verteidigungsfall ist für Deutschland das größte Krisenszenario“, erklärt Sternberg, der die Notwendigkeit betonte, als Landrat im gesamten Kreisgebiet mobil zu sein, wobei lange Ladezeiten unzweckmäßig seien.
In seiner Stellungnahme argumentiert Sternberg zusätzlich, dass im Kriegs- oder Verteidigungsfall mit dauerhaften und großflächigen Stromausfällen zu rechnen sei. Weiter schreibt er, dass in solch einer Situation „in der größten Katastrophe der Strom für E-Fahrzeuge durch Dieselaggregate erzeugt werden“ müsste.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Aussagen des SPD-Politikers scharf. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nennt dessen Argumentation „die bislang absurdeste Begründung für den Einsatz eines klimaschädlichen Verbrenner-Dienstwagens“.
Umwelthilfe kritisiert Scheinargumente zu Dienstwagen-Wahl scharf
Sternbergs Haltung sorgt auch bei seinen Kollegen für Erstaunen. Tino Schomann (CDU), Landrat in Nordwestmecklenburg, erklärt, dass er im Notfall auf ein spezielles Führungsfahrzeug mit Blaulicht setzen würde. Im Gegensatz dazu verwendet Timo Gaarz, ebenfalls CDU-Landrat aus Ostholstein, ein reines Elektrofahrzeug als Dienstwagen. Er betont, dass diese Entscheidung auf dem Klimaschutzkonzept des Kreistags basiert, „und nicht auf Erwägungen zu einem eventuellen Spannungs- oder Verteidigungsfall“.
Resch hebt hervor, dass moderne Elektrofahrzeuge in Krisensituationen Vorteile bieten, da sie als mobile Stromquelle für wichtige Geräte dienen können. „Stefan Sternberg möge doch einfach ehrlich sein und zugeben, dass es ihm darum geht, sein Schaufahren gegen den Klimaschutz fortzusetzen.“ Laut der DUH setzen immer noch zu viele Bundesminister auf umweltschädliche Dienstwagen. (Quellen: Deutsche Umwelthilfe, ndr.de) (mt)