Forscher zeigen - Mangel an Testosteron kann Adipositas begünstigen
Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt haben Adipositas. Fettleibigkeit geht einher mit vielen Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Erkrankungen des Muskel- und Skelett-Systems, Atemwegserkrankungen und bestimmten Krebsarten.
In den letzten Jahren wurde der Zusammenhang zwischen Adipositas und einem Testosteronmangel (Hypogonadismus) zunehmend diskutiert, allerdings mit widersprüchlichen Studienergebnissen. Testosteron wird beim Mann in den Hoden und bei Frauen in geringerem Maße in den Eierstöcken und Nebennieren gebildet. Das Hormon kann Protein- und Fettstoffwechsel regulieren und so Muskelqualität und Fettverteilung beeinflussen.
Testosteron kann Protein- und Fettstoffwechsel regulieren
Eine aktuelle Studie aus China hat nun den Zusammenhang zwischen Testosteron und Adipositas näher beleuchtet. Hierzu analysierten die Wissenschaftler die Korrelation zwischen Testosteronspiegel und Körperfettanteil anhand von Daten aus der langjährigen, USA-weiten NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey).
Folgende Parameter wurden betrachtet:
- Gesamtfettanteil
- Android-Fettanteil (Körperfett am Bauch, „Apfel-Typ“)
- Gynoid-Fettanteil (Körperfett an der Hüfte, „Birnen-Typ“)
- Android-Gynoid-Verhältnis (A/G)
- Fettfreie Körpermasse
Die Körperzusammensetzung wurde mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) bestimmt.
Männer mit niedrigem Testosteronspiegel neigen zu mehr Körperfett und weniger Muskelmasse
Die Studie umfasste Daten von insgesamt 5.959 Probanden aus der NHANES-Datenbank, die sich die Wissenschaftler über einen Zeitraum von fünf Jahren ansahen. Bei männlichen Teilnehmern wurde eine signifikant negative Korrelation zwischen Testosteronspiegeln und dem Gesamtfettanteil gezeigt, entsprechend einem geringeren Testosteronspiegel in Zusammenhang mit mehr Körperfett. Ebenso konnte eine negative Korrelation zwischen Android-Fettanteil, Gynoid-Fettanteil und Android-Gynoid-Verhältnis beobachtet werden.
Männer mit niedrigerem Testosteronspiegel neigten demnach stärker zum Apfel-Typ der Körperfett-Verteilung, bei insgesamt höherem Fettanteil sowohl in Bauchmitte als auch an der Hüfte. Zwischen fettfreier Körpermasse und Testosteronspiegeln beobachteten die Autoren hingegen eine positive Korrelation, entsprechend einer relativ geringeren Muskelmasse bei niedrigerem Testosteronspiegel.
Kein Zusammenhang zwischen Testosteron und Körperzusammensetzung bei adipösen Frauen
Bei Frauen gab es eine positive Korrelation zwischen Körperfett und Testosteron. Zudem wurde eine negative Korrelation zwischen Magermasse und Testosteronspiegeln festgestellt. Frauen mit höherem Testosteronspiegel wiesen somit mehr Körperfett und geringere Muskelmasse auf.
Bei adipösen Frauen konnte allerdings kein signifikanter Zusammenhang zwischen Testosteron und der Körperzusammensetzung gezeigt werden.
Testosteronspiegel sinkt im Alter
Die Ergebnisse der Studie konnten zeigen, dass niedrigere Testosteronspiegel speziell bei Männern mit einem höheren Gesamtfettanteil und einem geringeren Muskelmasseanteil assoziiert sind. Dies kann besonders mit zunehmendem Alter eine Rolle spielen, da die Testosteronbildung bei Männern im Alter typischerweise sinkt.
Bei Frauen schien Testosteron hingegen einen geringeren Einfluss auf die Körperzusammensetzung auszuüben. Die zugrundeliegenden Mechanismen müssen in zukünftigen Studien weiter untersucht werden, so das Fazit der Autoren.