Der Held der Ukraine wankt: General Saluschnyj beklagt Missachtung durch Selenskyj

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Hat Ärger mit Präsident Selenskyj: Ukraine-Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj. © Ukrainian Presidency/dpa

In der Ukraine genießt Walerij Saluschnyj einen Heldenstatus. Doch der Oberbefehlshaber hat sich den Unmut von Präsident Selenskyj zugezogen. Kommt es zum Bruch?

Kiew – Ein Interview mit Folgen: Mitten im Ukraine-Krieg soll es ein Zerwürfnis in der obersten Führung der Verteidigungsarmee geben. So verdichten sich die Anzeichen, dass es zu einem Vertrauensbruch zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und seinem Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj gekommen sein könnte. Das berichtete die Ukrainska Pravda am Montag. Bereits seit geraumer Zeit galt das Verhältnis als gestört, doch nach offener Kritik an politischen Entscheidungen soll der Bruch immer offener zutage treten.

Ukraine: Berichte über Bruch von Walerij Saluschnyj mit Wolodymyr Selenskyj machen die Runde

Dem Medienbericht zufolge hat sich Walerij Saluschnyj gegenüber dem amerikanischen Verteidigungsminister Lloyd Austin während dessen Besuch vor zwei Wochen beklagt, dass sich das Präsidialamt in Kiew in seine Kompetenzen einmische. Die Zeitung zitierte mehrere Stimmen aus dem Umfeld des Generals, wonach dieser von der politischen Führung übergangen werde. Statt mit ihm als Oberbefehlshaber kommuniziere Präsident Selenskyj derzeit direkt mit dem Kommandeur der Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyi, und mit dem Chef der Luftwaffe, Mykola Oleshchuk.

Vor diesem Hintergrund soll Saluschnyj sauer sein. Jedoch ist es nicht das erste Mal, dass es Gerüchte um ein Zerwürfnis der beiden Männer gibt. Im Sommer wurden diese Spekulationen aber stets zurückgewiesen. Diese Fake-News, so hieß es, würden vor allem nur von Russland gestreut, um Verwirrung und Unsicherheit zu stiften.

Saluschnyj: Sein Interview mit „The Economist“ sorgte für Furore im Ukraine Krieg

Unabhängig überprüfen lassen sich im Ukraine-Krieg viele Informationen nicht. Dennoch gilt es derzeit nicht als unwahrscheinlich, dass die Stimmung zwischen Selenskyj und Saluschnyj gereizt sein könnte. Ausschlaggebend ist vor allem ein Interview, dass der Oberbefehlshaber vor zwei Wochen dem „Economist“ gegeben hatte. Darin hatte der General zugegeben, dass der Ukraine-Krieg in einer Pattsituation steckt und die seit Monaten versuchte Gegenoffensive gegen Russlands Angriffskrieg den Durchbruch an der Front noch nicht erbracht hat.

In Kiew soll dieses Interview sauer aufgestoßen sein. Denn Selenskyj will hauptsächlich die Erfolge betonen – auch um den Durchhaltewillen in der ukrainischen Armee zu stärken. Saluschnyj hingegen gilt als erfahrener Militärstratege. Es gilt vor allem als sein Verdienst, dass die erste Angriffswelle zu Beginn des Krieges gebrochen und die Ukraine sich seit fast zwei Jahren der russischen Übermacht entgegenstellen kann. Vor einigen Monaten wurden dem „Held der Ukraine“ deswegen auch schon eigene Präsidentschaftsabsichten unterstellt.

Patt im Ukraine-Krieg: Klitschko springt Saluschnyj bei

Ob sich die beiden Männer in Kiew auch deswegen kritisch beäugen, bleibt unklar. Fest steht nur: Mit seiner Einschätzung eines festgefahrenen Ukraine-Krieges steht Saluschnyj nicht alleine. Mittlerweile hat er auch prominente Fürsprecher. Am Wochenende hatte sich auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko der Einschätzung des Generals angeschlossen. „Er hat die Wahrheit gesagt. Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören“, sagte Klitschko der Schweizer Zeitung „20 Minuten“. (jeki)

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