12 Milliarden Euro jährlich fürs Ausland - Wenn wir nicht aufpassen, sind wir bald selbst Entwicklungsland
Bislang fließen aus der Staatskasse rund 12 Milliarden Euro jährlich in Entwicklungsprojekte weltweit. Warum es höchste Zeit ist, diese Investitionen besser zu planen und die heimische Wirtschaft und Infrastruktur nicht aus dem Blick zu verlieren, analysiert Unternehmer und Investor Martin Limbeck.
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Um die Lücke im Bundeshaushalt zu schließen, hatte Christian Lindner bereits im Dezember Einsparungen in Bereichen wie Soziales und internationaler Hilfe angekündigt. Seine Begründung: Deutschland sei bei der Entwicklungszusammenarbeit und der internationalen Klimafinanzierung weit vorne. „Wir können gerne auf Platz eins bleiben. Aber vielleicht lässt sich der Abstand zu Platz zwei reduzieren.“ Auch diese Woche hat er seinen Sparkurs im Bundestag verteidigt, trotz teils heftiger Kritik.
Gibt es nicht genug Projekte im eigenen Land?
Aus unternehmerischer Sicht kann ich Herrn Lindner hier nur zustimmen. Wir müssen an allen Ecken und Enden sparen – und wenn es um internationale Projekte geht, ist der Hahn weiterhin voll aufgedreht? Das kann nicht sein. Und mit Blick darauf, was von unseren Steuergeldern so alles finanziert wird, kann ich verstehen, dass nicht wenige fassungslos sind: Deutschland unterstützt unter anderem die Entwicklung grüner Kühlschränke in Kolumbien, den Aufbau eines „Gender Data Labs“ in Ruanda und den emissionsarmen Anbau von Reis in Thailand.
Über den Experten
Martin Limbeck ist Gründer der Limbeck® Group, Mehrfachunternehmer, Investor, Wirtschaftssenator (EWS), Mitglied des BVMW Bundeswirtschaftssenats und einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa. Neben seiner Unternehmertätigkeit hält Martin Limbeck Vorträge und engagiert sich als Botschafter von Kinderlachen e.V. für kranke und hilfsbedürftige Kinder in Deutschland. Sein Wissen aus 30 Jahren Unternehmertum gibt er in seiner Mastermind-Gruppe „Gipfelstürmer“ weiter.
Natürlich hat Deutschland eine Verantwortung gegenüber der internationalen Gemeinschaft und sich auch vertraglich zu diversen Beiträgen verpflichtet. Doch ist es nicht möglich, ein bisschen genauer hinzuschauen? Und dabei nicht nur in die Ferne zu schweifen, sondern auch das Wohl der eigenen Bürger in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen? Ansonsten wäre das in etwa so, als würde ich als Unternehmer munter Geld an wohltätige Organisationen spenden oder ihnen Kredite geben – und meinen Mitarbeitern dann sagen, dass ich leider ihr Gehalt nicht zahlen kann. Oder dass im Topf nichts mehr für neue PCs, benötigte Tools und so weiter übrig ist. Um es mal überspitzt zu formulieren.
Limbeck. Unternehmer. Das Standardwerk für erfolgreiches Entrepreneurship
Ist unsere Infrastruktur weniger förderungswert?
Wieso geben wir 12 Milliarden Euro für Unterstützung in aller Welt aus, während vor unserer Haustür die Infrastruktur zusammenbricht? Um nur ein Beispiel zu nennen: Fast alle größeren Brücken in Deutschland sind runtergewirtschaftet. Viele weitere sind baufällig, manche gefährlich. Versuch mal, in NRW ohne Stau von einer Stadt in die nächste zu kommen. Kaum möglich, weil du mindestens an einer Dauerbaustelle hängen bleibst, die mit einer instabilen Brücke zusammenhängt. Wieso ist hier nicht schon vor Jahren gegengesteuert worden? Stattdessen werden Förderkredite für Radwege in Peru ausgegeben. Klar sind das Kredite, das Geld soll also zurückgezahlt werden. Doch wann? Und warum muss sowas jetzt sein, wo die Summe hierzulande gute Verwendung finden würde?
Über das Schienennetz der Bahn möchte ich eigentlich gar nicht sprechen. Da fällt jetzt, kurz vor der Fußball-Europameisterschaft auf, dass wahrscheinlich viele Fans mit dem öffentlichen Nahverkehr zwischen den einzelnen Spielorten hin- und herpendeln werden. Was für eine Überraschung! Leider hat keiner dran gedacht, frühzeitig das Schienennetz in Ordnung zu bringen. Die Deutsche Bahn setzt dem Ganzen noch die Krone auf: Plant eine größere Baustelle für genau den EM-Zeitraum zwischen Dortmund und Gelsenkirchen, beides Austragungsorte. Das kannst du dir echt nicht ausdenken.
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Geht es nach Cem Özdemir sollen wir weniger Zucker, Fett und Salz essen, um gesünder zu leben - vor allem Kinder. Ernährungsforscher Uwe Knop diskutiert den Plan und bespricht dabei auch Probleme und Herausforderungen von Essen in Schulen und Kantinen in Deutschland.
Von Februar bis Mai 2024 wird die Nato unter dem Motto „Steadfast Defender“ ein Manöver durchführen, an dem bis zu 90.000 Soldaten teilnehmen. Eine derart große Übung des Bündnisses hat es seit den Zeiten des Ost-West-Konfliktes nicht mehr gegeben. Politik-Professor Joachim Krause ordnet das Manöver ein.
Geld allein reicht nicht – es braucht auch langfristige Konzepte
Natürlich möchte ich Entwicklungshilfe nicht schlecht reden. Ich unterstütze selbst verschiedene Stiftungen und finde es großartig, dazu beitragen zu können, das Leben von Menschen in benachteiligten Ländern zu verbessern. Doch genau darauf kommt es für mich auch an: Dass die Hilfe auch Früchte trägt und nicht nur ein Tropfen auf dein heißen Stein ist. Und das funktioniert nur, wenn nicht nur die Symptome mit Geld gelindert werden. Sondern das Geld auch genutzt wird, um die Ursachen zu bekämpfen. Radwege und ein besseres Straßennetz sind sicher wichtig für die Menschen in Peru. Doch in ein paar Jahren werden die Wege wieder marode sein, weil keiner dran gedacht hat, auch vor Ort Organisationen ins Leben zu rufen, die Menschen ausbilden, um diese instand zu halten. Und so verhält es sich leider mit sehr vielen Projekten im Bereich der Entwicklungshilfe.
Was zerrüttete und benachteiligte Länder neben Frieden unbedingt brauchen, ist Ahnung von Ökonomie! Wie wäre es, wenn Entwicklungshilfe künftig bedeuten würde, den Menschen zu vermitteln, wie sie Geschäftsideen entwickeln und auf die Straße bringen? Wenn wir dieses Wissen unter die Leute bringen, können wir sie auch langfristig dazu befähigen, sich selbst zu helfen. Und vielleicht ist dann für viele das nächste politisch und wirtschaftlich stabile Land nicht mehr tausende von Kilometern entfernt und nur durch eine lebensgefährliche Reise zu erreichen, sondern vielleicht einfach das Nachbarland.
Das wäre zumindest meine Wunschvorstellung. Die Realität ist leider, dass wir in Deutschland nicht mal in der Schule überhaupt lehren, was eine Geschäftsidee ist und wie sie auf die Straße kommt.
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Martin Limbeck
Gründer der Limbeck® Group, Mehrfachunternehmer, Investor, Wirtschaftssenator (EWS), Mitglied des BVMW Bundeswirtschaftssenats und einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa.
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Martin Limbeck
Gründer der Limbeck® Group, Mehrfachunternehmer, Investor, Wirtschaftssenator (EWS), Mitglied des BVMW Bundeswirtschaftssenats und einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa.
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Martin Limbeck
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