„Wir waren zu optimistisch“: Warum dieser Zulieferer trotzdem aufs E-Auto setzt
Vor sieben Jahren gründete der Kunststoffhersteller Konzelmann einen eigenständigen Geschäftsbereich rund um die Elektromobilität. Mit Erfolg: Die E-Sparte entwickelte 2021 ein innovatives Bauteil für Batterien. Dabei machte es die Politik dem baden-württembergischen Familienunternehmen aus Löchgau alles andere als leicht. Im Interview erklärt André Konzelmann, Leiter des Bereichs Elektromobilität, warum das Unternehmen trotzdem weiter auf das elektrische Fahren setzt.
FOCUS online Earth: Herr Konzelmann, mit Ihrem eigens entwickelten Bauteil für Batterien gewannen Sie 2023 den baden-württembergischen Landes-Innovationspreis. Schlägt sich das auch in Ihren Umsatzzahlen nieder?
André Konzelmann: Wir befinden uns noch am Anfang der Wachstumsphase, die zugegebenermaßen länger andauert, als wir es bei der Gründung 2018 erwartet hatten. Damals standen alle Zeichen auf ein schnelles Vorankommen in der E-Mobilität. Es war ein regelrechter Hype. Auch wir haben in diesem Zug erheblich in die Entwicklung von Bauteilen für die Batterie und den elektrischen Antriebsstrang, in deren Testing und in neue Produktionsanlagen investiert, um die erwarteten Stückzahlen erfüllen zu können.
FOCUS online Earth widmet sich der Klimakrise und ihrer Bewältigung.
Faktenzentriert. Fundiert. Konstruktiv. Jeden Freitag als Newsletter.
Doch dann kam es anders?
Konzelmann: Ja. Die Prognosen waren zu optimistisch. Wegen des langsam voranschreitenden Ausbaus der europäischen Ladeinfrastruktur, der stark gestiegenen Stromkosten und der wegfallenden E-Auto-Förderung im Jahr 2023 ist hierzulande das Geschäft mit E-Fahrzeugen regelrecht eingebrochen. Das ging so weit, dass es einige Produkte, die wir zu der Zeit entwickelten, gar nicht in Serie kamen. Auch heute laufen unsere Produktionsanlagen für die Batterie-Komponenten noch deutlich unter ihrer Kapazitätsgrenze.
Haben Sie vor diesem Hintergrund jemals überlegt, Ihre E-Sparte wieder einzustellen?
Konzelmann: Nein, denn der elektrische Antriebsstrang ist schlicht die effizienteste Antriebsform. Ein Zurück zum Verbrenner in vollem Umfang wird es nicht geben. Die Automobilsparte ist ein wichtiges Standbein unserer Firma und soll, im Hinblick auf den von der Europäischen Union gesetzten Verbrennerausstieg zum Jahr 2035, ausgebaut werden. Wir arbeiten an den Lösungen für übermorgen, um sowohl technologisch als auch wirtschaftlich vorne mit dabei zu sein.
Stichwort Wirtschaftlichkeit. Ab wann, glauben Sie, wird sich das Geschäft im Bereich E-Mobilität für Sie rechnen?
Konzelmann: In zwei bis drei Jahren. Dann gehen die E-Fahrzeuge, die durch die Dämpfer bisher verzögert entwickelt werden und in denen unsere Bauteile stecken, in Serie und werden verkauft.
Macht Ihnen die Aussicht auf eine konservativere Bundesregierung da Sorgen?
Konzelmann: Nein, im Gegenteil. Wir gehen davon aus, dass die neue Bundesregierung weniger missionarisch an die notwendige Transformation zur Klimaneutralität herangeht, statt mit vorschnellen Vorstößen Strohfeuer zu legen. Europaweit wurde die E-Mobilität zu Beginn der 2000er-Jahre zu lange vernachlässigt. Schnell aufholen funktioniert nicht, wie man am Einbruch der Zulassungszahlen für Elektroautos vergangenes Jahr sieht. Die Transformation der deutschen Zuliefererindustrie ist gerade erst am Anfang. Sie braucht Zeit, kontinuierliche Forschung und vor allem langfristig planbare Strukturen anstatt eines vorschnellen Aktionismus.
