Während Diabetiker nach Wegen suchen, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, könnte eine Lösung direkt in der Supermarkt-Getreideabteilung zu finden sein: Hafer. Winfried Keuthage, Diabetologe und Ernährungsmediziner, gibt uns tiefere Einblicke in die Wirkung des Superfoods.
Wie wirkt sich der Verzehr von Hafer auf den Blutzuckerspiegel aus?
Die komplexen Kohlenhydrate, Ballaststoffe und vergleichsweise viel Eiweiß des Hafers lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als einfache Kohlenhydrate. Komplexe Kohlenhydrate werden zu Glukose abgebaut, sodass der Zucker nach und nach ins Blut gelang. So werden starke Schwankungen des Blutzucker- und Insulinspiegels vermieden. Außerdem ist im Hafer der Ballaststoff Beta-Glucan enthalten, der den Blutzuckerspiegel nachweislich senken kann.
Wie viel Hafer sollte man täglich konsumieren, um positive Effekte zu erzielen?
Um diese positiven Effekte zu erzielen, wird empfohlen, täglich 3 Gramm Beta-Glucan zu verzehren. Empfehlenswert sind pro Mahlzeit mindestens 1 Gramm. Bei Haferflocken hat man beispielsweise auf 100g Flocken rund 4,5 Gramm Beta-Glucan.
Kann Hafer allein ausreichen, um Diabetes effektiv zu behandeln?
Das muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Hafer und insbesondere Hafertage können dabei helfen, die Insulinresistenz zu reduzieren. In meiner Praxis habe ich viele Patienten, die durch Hafertage ihre Insulinmengen verringern konnten, da die Zuckerwerte deutlich sanken. Eine Studie hat außerdem gezeigt, dass der tägliche Verzehr von 2 Portionen Vollkorngetreide das Risiko für einen Typ-2-Diabetes halbieren konnte. Somit ist Hafer vor allem in der Diabetes-Prävention geeignet.
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen, die mit dem Verzehr von Hafer verbunden sind?
Patienten, die Insulin spritzen, sollten aufgrund der Unterzuckerungsgefahr die Hafertage unter ärztlicher Beobachtung durchführen. Außerdem sollten Sie nicht akut erkrankt sein und sich gesundheitlich fit fühlen. Die Senkung der Blutzuckerwerte hält bis zu vier Wochen an. Deshalb empfehle ich die Durchführung der Hafertage mindestens ein Mal im Monat.
Über den Autor
Dr. med. Winfried Keuthage ist Ernährungsmediziner und Diabetologe. Bei der Arbeit in seiner zertifizierten Schwerpunktpraxis für Diabetes und Ernährungsmedizin in Münster/Westfalen hat er täglich mit Menschen zu tun, die an Stoffwechselerkrankungen leiden.
Kann man eine Insulinresistenz wegbekommen?
Ja, eine Insulinresistenz lässt sich gut behandeln. In erster Linie sollte man die Lebensweise optimieren, indem man durch gesunde Ernährung das Übergewicht abbaut und viel Bewegung und Muskelaufbau in den Alltag integriert. Dabei sollte man nicht ausschließlich die Kohlenhydrate reduzieren, sondern auf komplexe Kohlenhydrate und viel Ballaststoffe umsteigen. Unser Körper braucht Kohlenhydrate, damit die Vorgänge im Organismus und ganz besonders das Gehirn funktionieren. Komplexe Kohlenhydrate halten uns länger satt und verhindern Heißhungerattacken. Hilfreich dabei sind zum Beispiel die Rezepte aus dem HAWEI-Buch, da sie alle komplexe Kohlenhydrate aber auch viel Eiweiß, Ballaststoffe und Vitamine enthalten.
"Das große Haferkorn-Kochbuch: Mit dem Nährstoffwunder jedes Gericht auf gesund drehen / 60 einzigartige Genussrezepte mit GANZEN HAFERKÖRNERN" von Dr. med. Winfried Keuthage
Was macht den Hafer so besonders?
Wir bezeichnen Hafer gerne als Inhaltswunder, weil er neben komplexen Kohlenhydraten und einem hohen Ballaststoffanteil auch noch viele wertvolle Mineralstoffe und Vitamine enthält. Und damit ist die Liste noch lange nicht beendet!
Alle diese guten Inhaltsstoffe können sich positiv auf Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Adipositas, Fettstoffwechselstörung und eben auch auf den Diabetes auswirken. Dafür gibt es übrigens auch die Hafertage.
Vor allem das Beta-Glucan, ein Ballaststoff, welcher im Hafer in großen Mengen enthalten ist, wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit, sowie den Blutzucker- und Cholesterinspiegel aus. Der langsamere Blutzuckeranstieg kommt durch die großen, im Hafer enthaltenen Mengen an komplexen Kohlenhydraten, die Ballaststoffe und vergleichsweise viel Eiweiß zustande.
Alle diese Effekte sind außerdem mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Sogar so gut belegt, dass Hafer sich 2017 den Titel der „Arzneipflanze des Jahres“ holen konnte.
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