Krankenhaus-Pflegehelfer müssen gehen: „Diktat des Defizits“
Bis zu 290 Mitarbeiter der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH werden in den nächsten Tagen ihre Kündigung erhalten. Das hat auch direkte Auswirkungen auf die Arbeit derjenigen, die im Unternehmen bleiben.
Landkreis – In den vergangenen Jahren betonten die Verantwortlichen bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH immer wieder ihre großen Erfolge im Werben um neue Pflegekräfte.
Das lag weniger an den Gehältern, die bei der GmbH bezahlt wurden – Tarif ist Tarif. Stattdessen konnte man mit den Arbeitsbedingungen punkten. Maßgeschneiderten Dienstzeiten, bei denen auf die persönlichen Bedürfnisse der Bewerber eingegangen wurde. Und auch dem Umstand, dass examinierte Pflegekräfte bei der Krankenhaus GmbH, wie immer wieder betont wurde, nur Arbeiten erledigen, die ihrer Qualifikation entsprechen. Den Rest übernahmen Hilfskräfte. Sie transportierten beispielsweise Patienten in den OP oder teilten Essen aus. Selbstbewusst verteidigte die GmbH-Führung immer wieder die Beschäftigung der Hilfskräfte. Selbst dann noch, als diese nicht mehr finanziert wurden.
Ausgebildete Pflegekräfte müssen zusätzliche Arbeiten übernehmen
Während andere Krankenhäuser in der Region den Hilfskräften daraufhin anboten, sich zu qualifizieren oder das Unternehmen zu verlassen, setzte man bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH weiter auf das Modell. Bis jetzt. Unter den rund 290 Mitarbeitern der GmbH, die bis Ende des Jahres ihre Kündigung erhalten sollen, seien viele Hilfskräfte, so Geschäftsführer Thomas Lippmann im Rahmen der Pressekonferenz zum Sozialplan. Für die examinierten Pflegekräfte, die bei der GmbH verbleiben, bedeutet das, dass sie in Zukunft auch wieder die Arbeiten übernehmen müssen, die bislang von Hilfskräften erledigt wurden.
Lippmann stellte in diesem Zusammenhang klar, dass es zwar einen Sozialplan gebe, man diesen allerdings in verschiedenen Altersgruppen anwende. So solle verhindert werden, dass am Ende nur noch die älteren oder behinderten Mitarbeiter im Unternehmen verbleiben, weil diese die meisten Sozialpunkte gesammelt haben.
Stattdessen gibt es ihm zufolge jeweils eine Sozialauswahl bei den Mitarbeitern bis 30, zwischen 30 und 40 und so weiter. Somit soll eine zukunftsfähige Altersstruktur innerhalb der GmbH erhalten bleiben.
„Muss nach Kreistagsbeschluss alles dem Diktat des Defizits unterordnen“
Der Geschäftsführer betonte: „In den Krankenhäusern Weilheim und Schongau unterliegt alles dem Diktat des Defizits. Dem muss ich als Geschäftsführer nach dem Kreistagsbeschluss alles unterordnen.“ Wiederholt unterstrich er, dass die Entlassung nötig geworden seien, weil die GmbH auf Beschluss des Kreistags ab 2026 nur noch einen jährlichen Zuschuss von acht Millionen Euro erhalten soll.
Der Kreistag war bei diesem Beschluss freilich dem Vorschlag der Krankenhaus-Geschäftsführung gefolgt, die die Variante 5, die nun umgesetzt wird, als Vorzugsvariante benannt hatte (wir berichteten). Sie beinhaltet die Umwandlung des Schongauer Krankenhauses in ein Ambulanzzentrum und den sukzessiven Aufbau des Weilheimer Krankenhauses zum Schwerpunktversorger.
Zuschussbedarf im kommenden Jahr bei bis zu 30 Millionen Euro
Bis 2026 übernimmt der Landkreis das Defizit in der Höhe, in der es entsteht. Für das kommende Jahr geht man von einem Zuschussbedarf aus, der bei bis zu 30 Millionen Euro liegen könnte. Darin verbergen sich auch zwölf Millionen Euro „Transformationskosten“, von denen ein Großteil für die Abfindungen aus dem Sozialplan verwendet wird, die durch die Entlassungswelle nötig werden. Noch nicht entschieden ist darüber, ob und in welcher Höhe der Landkreis auch die geplanten baulichen Investitionen von rund 45 Millionen Euro finanziert.