„Einfach eine geile Sach‘“: In Penzberg hat spezieller Hallen-Ballsport seine Fans
Beim RSV Penzberg hat Fußballtennis Tradition. Jüngst zeigte ein Turnier in der Josef-Boos-Halle, dass der Sport über viele interessante Facetten verfügt.
Penzberg – Der letzte Ball war gespielt, die letzte Sekunde war verstrichen, da hob Sepp Christ mit glücklichem Gesicht die Arme in die Höhe. Ein erfreutes „Ja“ entfuhr dem Spieler des RSV Penzberg, er drehte sich zur Seite und klatschte mit seinem Vereinskollegen Thomas Keller ab.
Fußballtennis: RSV Penzberg ist ein Traditionsstandort
Ihre abschließende Partie bei der bayerischen Meisterschaft hatten die gastgebenden Penzberger erfolgreich gestaltet, den BRSV Schönwald aus Oberfranken besiegt. Dass danach zwei andere Mannschaften in einem, dem Spielplan sei dank, echten „Endspiel“ um den Titel kämpften – geschenkt. Die Penzberger waren laut Vereinschef Christ „sehr zufrieden“, denn sie hatten zum einen das Turnier reibungslos über die Bühne gebracht und zum anderen ihre sportlichen Erwartungen erfüllt.
Der fünfte Gesamtplatz sprang für die Penzberger heraus, drei Mannschaften (BRSV Schönwald, TSV Kümmersbruck, VSV Straubing) ließ der Reha-Sportverein hinter sich. Gegen die zu gewinnen und sich vor ihnen zu platzieren, „war unser Anspruch“, stellt Christ klar. Das schafften die Penzberg recht klar, fünf Punkte Vorsprung hatten sie in der Abschlusstabelle auf die Schönwalder.

Fußballtennis: Alt und Jung spielen zusammen
Noch deutlicher war allerdings der Abstand nach vorn. Die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen „spielen in einer anderen Liga“, sagt Christ. Seine derzeitige Spitzenposition im Freistaat untermauerte einmal mehr der RGSV Moosburg. Im vergangenen Mai holte das Team erstmals sogar den deutschen Meistertitel. Gegen einen solchen Gegner „bist froh, wenn du überhaupt mitspielen darfst“, sagt Christ mit einem Schmunzeln.
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Die Moosburger und der am Ende zweitplatzierte BVS Weiden lieferten sich zum Abschluss des Turniers über 2 x 7 Minuten ein Duell auf hohem Niveau. Beide Teams zeigten, das Fußballtennis ein durchaus rasanter Sport ist, der technische Finesse und Taktik verlangt und zugleich zuschauerträchtig (abseits des fachpublikums) sein kann. Im Vergleich zu den meisten anderen Teams verfügen sowohl die Moosburger als auch die Weidener über zahlreiche junge Spieler im Kader.
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Das Fußballtennis im Freistaat läuft unter dem Dach des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Bayern. Um mitspielen zu dürfen, „ist aber keine körperliche Behinderung nötig“, betont Christ. Der Vereinsvorsitzende ist beim RSV zugleich Übungsleiter für Fußballtennis. Christ, mittlerweile 63, kam vor gut vier Jahrzehnten zum Fußballtennis.
Fußballtennis
Fußballtennis wird auf einem Feld mit 20 Metern Länge und 8 Metern Breite gespielt, das in der Mitte durch eine Linie und ein in ein Meter Höhe gespanntes Band in zwei Felder geteilt ist. Jede Mannschaft (jeweils vier Spieler) hat die Aufgabe, den ihr übers Band zugespielten Ball wieder zurückzuspielen. Ein Fehler oder ein unerreichbarer Ball beendete den Spielgang. Der Ball darf mit dem Fuß, Bein, Kopf und Rumpf (ausgenommen die Arme) berührt werden. Jeder Fehler des einen Teams wird dem anderen als Punkt angerechnet. Gewonnen hat die Mannschaft, die in der Spielzeit die meisten Treffer erzielt.
Damals musste er aufgrund von Kreuzbandrissen seine Laufbahn als Fußballer beenden. Über seinen Schwiegervater kam er damals zu der besonderen Variante, die ein wenig dem Sitz- und Volleyball ähnelt. In den 1980er Jahren waren die Penzberger in Sachen „Fußballtennis“ eine große Nummer, gewannen unter anderem siebenmal in Folge die bayerische Meisterschaft. Damals gab es auch noch mehrere Ligen, der RSV gehörte konstant der höchsten Spielklasse an. Damals „war ich noch das Küken“, erinnert sich Christ. Bei den Turnieren „durfte ich noch nicht mitspielen“, weil es so viele Akteure gab.
Fußballtennis: Gute Trainingsbeteiligung in Penzberg
Zwischendurch, nach den glorreichen Zeiten, machte der Penzberger Klub eine Durststrecke durch, Christ blieb dem Fußballtennis aber immer verbunden. „Es ist einfach eine geile Sach’“, sagt er mit Begeisterung in der Stimme. Als die Sparte kurz vor dem Aus stand, kam der damalige RSV-Vorsitzende Peter Holzmann auf ihn zu. Christ nahm das Heft in die Hand, machte den Übungsleiterschein und kümmerte sich darum, dass es wieder aufwärts ging. Seit mehr als einem Jahrzehnt nehmen die Penzberger „regelmäßig an Turnieren teil“, wie er sagt.

Beim Wettkampf am vergangenen Wochenende in der Josef-Boos-Halle konnte der RSV sogar zwei Mannschaften aufbieten. Die zweite Garnitur spielte allerdings außer Konkurrenz. Christ wollte möglichst vielen Mitgliedern die Chance zum Spielen zu geben. Das wöchentliche Training der Sparte am Donnerstag (18 bis 19.30 Uhr) in der Josef-Boos-Halle ist in der Regel gut besucht. Rund ein Dutzend Spieler sind immer da, das heißt, es können drei Mannschaften gebildet werden. Überwiegend wird – nach einem entsprechenden Aufwärmprogramm – gespielt, wenngleich Christ auch mehr individuelles Training einbauen würde.
Fußballtennis: Körperliche Behinderung ist keine Voraussetzung
Der Altersdurchschnitt der Penzberger bewegt sich im Bereich „55 plus“, wie Christ sagt. Der jüngste Spieler ist 16 Jahre alt (er war bei der bayerischen Meisterschaft verhindert), die ältesten zählen 75 und sogar 80 Lenze. Mehrere Akteure haben – gemäß dem Rehasport-Faktor – künstliche Hüft- oder Kniegelenke und halten sich so fit.
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Die Corona-Zeit bedeutete für viele Rehasportvereine einen großen Einschnitt. An der Meisterschaft, die an zwei Spieltagen (im Oktober in Weiden und nun im März in Penzberg) ausgetragen wurde, kamen diesmal acht teams. Früher, sagt Christ, waren es deutlich mehr. Einige Fußballtennis-Teams haben sich aber während der Pandemie aufgelöst.

Die Penzberger sind noch da. Und sie sind als Ausrichter gefragt. Schon länger hatte der RSV kein Turnier mehr ausgerichtet, weil der Aufwand doch beträchtlich ist. „Es bleibt halt doch an ein, zwei Leuten hängen“, sagt Christ. Am jüngsten Verbandstag beknieten ihn die anderen Vereine, Christ ließ sich überreden. Bei den Penzbergern, sagen sie in der Szene, klappt die Organisation bestens, auch für Übernachtungsmöglichkeiten wird gesorgt. „Ich hab’ mich überreden lassen“, sagt Christ. Gelohnt hat sich’s: „Es hat alles wunderbar gepasst.“
Platzierungen: Endstand der bayerischen Meisterschaft: 1. RGSV Moosburg (39 Punkte/+152 Bälle), 2. BVS Weiden (36/+116), 3. VSG Zirndorf (33/+87), 4. BVS Fürth (24/+17), 5. RSV Penzberg (15/-45), 6. BRSV Schönwald (10/-64), 7. TSV Kümmersbruck (10/-123), 8. VSV Straubing (0/-140). Weitere Infos zum RSV Penzberg gibt es unter www.rsvpenzberg-ev.de.