Die Krippenausstellung „Das Christkind kommt“ im Diözesanmuseum Freising: Eine himmlische Schau!
Das Diözesanmuseum Freising lädt zur Krippenausstellung „Das Christkind kommt“. Die ist auch über Weihnachten hinaus ein Fest. Unser Ausflugstipp.
Man kann sich ja nur wiederholen: auf, auf nach Freising! Ein Besuch im dortigen Diözesanmuseum unter der leidenschaftlichen Leitung von Christoph Kürzeder wirkt Wunder. In diesen Tagen: Weihnachtswunder. Denn das Christkind ist schon da. In etlichen Ausführungen sieht man das Büblein im Kripperl liegen. Wobei „Kripperl“ – was Kürzeders Team hier auffährt, das ist höchste Schnitz- und Modellierkunst. Krippenbauer aus aller Welt haben dem Jesuskind seit dem Spätmittelalter die ganz große Bühne bereitet. Und, Stichwort Wunder, wie wunderbar, dass der Zauber auch in unserer reizüberfluteten Welt noch immer wirkt.
Ein gigantisches Theater geht vor sich. Besonders eindrucksvoll gleich in Schaukasten Nummer eins. Die neapolitanische Krippe aus dem 18. Jahrhundert mit rund 1000 Figuren, Tieren, Accessoires in italienischer Landschaft ist das pralle Leben. Ein stummes Theater zwar, doch man scheint sie zu hören, die Klänge der Musikanten, das Hühnergegacker und Besteckgeklapper, das Kinderlachen und die Lieder der Zecher. „Ein Fest des Lebens. Wie die Geburt eines Menschen immer ein Fest des Lebens ist“, schwärmt Kürzeder.

Und weil er und sein Team immer gern um die Ecke denken, sollte man als Zuschauer hier auch um die Ecke schauen. Dann entdeckt man, ganz am Rand, hinter der Wand noch eine wohlbekannte Figur aus der Gegenwart. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, blickt von dort aus durch seine schwarz umrandeten Brillengläser aufs Geschehen. „Ursprünglich hat man in den Krippen die Jetztzeit gespiegelt und aktuelle Bezüge eingebaut, diesen Spaß haben wir uns auch erlaubt“, kommentiert Kürzeder schmunzelnd. Der lokale Bezug sollte klar machen: Bethlehem ist nicht im Jahre 0, Bethlehem ist jetzt. Die Verkündung der Engel von Frieden und Versöhnung, sie soll im Heute wirken.

Von Neapel landen wir mit dem nächsten Schaukasten in Tirol. Eine viel ärmere Region als die reiche italienische Hafenstadt mit ihrer kaufkräftigen Adelsgesellschaft. In Neapel ließ man die prächtigen Krippenfiguren aus edelsten Materialien fertigen. Welch ein Kontrast dagegen die Tiroler Werke von Georg und Felix Haller. Auf ihrem Bergbauernhof stellten Vater und Sohn Krippen aus einfachem Papier her. Bewusst werden die Krippen aus dem üppigen Kampanien und die aus dem kargen Tirol einander gegenüber präsentiert. Oh Wunder: die Papierkrippe ist nicht weniger eindrucksvoll. „Hier macht man aus ganz wenig unheimlich viel.“ Der Effekt ist derselbe: Als Besucher ist man mit einem Mal wie in einer anderen Welt. Ob klein oder groß – man kann sich kaum sattsehen an diesen individuellen Figürchen mit ihren fein ausgearbeiteten Gesichtchen, die so viel über die jeweiligen Charaktere erzählen. „Krippen sind Sehnsuchtswelten. Die Vision einer besseren Welt, einer heilen Welt. Es kommen Menschen aus allen Erdteilen zusammen, arm und reich, dunkel- und hellhäutig. Unterschiede spielen keine Rolle.“
Im Diözesanmuseum Freising spürt man das Weihnachtswunder
Zur Zeit der Aufklärung wurden die Krippen trotzdem verboten – die Offenbarung sollten vernunftbegabte Menschen bitteschön intellektuell und über das Wort erfassen, nicht über irgendwelche Püppchen. Was für ein Irrtum. Dass das hier kein reines Puppentheater ist, sondern mit größter Hingabe geschaffenes religiöses Betrachtungs- und Andachtsmaterial, wird in den Ausstellungsstücken deutlich. Sämtlich aus dem Bestand des Museums, das seine Sammlung ständig erweitert. Nicht immer sind es ganze Krippen, manchmal „nur“ Einzelfiguren, die in den Vitrinen stehen. An ihnen lässt sich besonders genau bestaunen, wie fein gearbeitet wurde. Durch ihre Glasaugen treffen uns die Blicke der Engel, Hirten, Tiere direkt ins Herz. Das Wunder der Weihnacht – in Freising spürt man’s. Nicht nur zur Weihnachtszeit. Bis 2. Februar 2024 Di.-So. 10-18 Uhr; 23., 26. Dezember geöffnet, 24., 25., 31. Dezember geschlossen; 1. Januar 2024 ab 12 Uhr geöffnet.