Keine Kapazitäten für Ortsmitte-Planung

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Die Schlierseer Ortsmitte, hier der Blick aus Richtung Bahnhof aufs frühere Schulhaus, soll aufgewertet werden. Doch das Thema kommt nicht voran. © Thomas Plettenberg

Schwere Zeiten im Schlierseer Rathaus: Nicht nur der Bürgermeister fiel mehrere Wochen krankheitsbedingt aus, es fehlt auch Personal. Das hat Auswirkungen auf die Projekte.

Schliersee – Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) ist zurück in seinem Büro. Wochenlang hatte er es gar nicht betreten. „Noch nicht einmal Autofahren war möglich“, berichtet er. Dann nur stundenweise und ein bisschen Homeoffice. Ein Bandscheibenleiden hatte den 61-Jährigen außer Gefecht gesetzt. Deshalb gibt es auch noch keinen Termin für die Bürgerversammlung, die eigentlich immer in der zweiten Novemberhälfte stattfindet. Dieser Tage entscheidet Schnitzenbaumer abhängig vom ärztlichen Ratschlag, ob es zeitnah noch etwas werden kann.

Zweiter Bürgermeister legt Mandat nieder

Eine Vertretung seitens des Vize-Bürgermeisters Peter Sprenger (Die Schliersee) war zuletzt schwierig. Neben Landwirtschaft und Baggerbetrieb wollte er seine Frau pflegen und begleiten, und es galt, deren Tätigkeiten auf dem Hof mit Zimmervermietung aufzufangen. „Das letzte Jahr war schon hart“, sagt Sprenger. Er möchte sein Gemeinderatsmandat niederlegen – nun, da seine Gattin gestorben ist und er privat mehr Aufgaben übernehmen muss. Wenn er in der Vergangenheit im Rathaus weilte, konnte er daheim weder auf der Baustelle noch im Pferdestall arbeiten. Die Aufwandsentschädigung für den Zweiten Bürgermeister fängt dies kaum auf.

Dritter Bürgermeister musste einspringen

Der zwischenzeitliche Ausfall beider Bürgermeister bescherte Pius Kieninger (CSU) seine erste Sitzungsleitung. Den Dritten Bürgermeister hatte der Gemeinderat bei seiner konstituierenden Sitzung 2020 neu installiert und eher mit repräsentativen Aufgaben betraut, und wer Kieninger kennt, weiß, dass er der richtige Mann für solche Verpflichtungen abseits des Tagesgeschäfts eines Rathaus-Chefs ist. Doch auch die Leitung des Bauausschusses ging dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden in Neuhaus locker von der Hand.

Mit der Verwaltung über Details der Landschaftsschutzverordnung in Schliersee zu sprechen, fällt dann aber doch in die Zuständigkeit des Rathaus-Chefs. Die Schutzgebietsverordnung, die derzeit in allen kommunalen Gremien besprochen wird, muss also bis Dezember warten. In dieser Sitzung soll dann auch ein Nachfolger von Sprenger gewählt und dieser als Zweiter Bürgermeister vereidigt werden.

Großprojekte verdrängen Ortsmitte-Planung

Apropos warten. Bei der Zukunft der Ortsmitte ist in Schliersee nichts vorwärts gegangen, wie Schnitzenbaumer einräumt. Dieses Thema hatte der Gemeinderat in seiner Klausursitzung im Sommer 2021 eigentlich als Priorität Nummer eins identifiziert. Zwei Gründe nennt der Bürgermeister für den Aufschub. Zum einen sei das Rathaus unterbesetzt. „Ich habe niemanden darauf ansetzen können.“ In der Bauverwaltung sei eine von drei Stellen unbesetzt, und drei Großprojekte gebe es obendrein zu stemmen. Neben der Fertigstellung der Turnhalle in Neuhaus sind dies der Neubau des Feuerwehrhauses in Neuhaus sowie die Sanierung und Aufstockung des Wohngebäudes Miesbacher Straße 16 für kommunale Wohnungen. Beides werde „mit Macht vorangetrieben“, so Schnitzenbaumer.

Nicht zuletzt würden auch die Finanzen eine Rolle spielen. „Ich sehe keinen Sinn darin, jetzt einen Planer hinzusetzen, dessen Arbeit dann in der Schublade verschwindet, damit wir sie erst in zwei, drei Jahren wieder rausreißen“, sagt er zum Thema Ortsmitte. Eine Aufwertung des Bereichs rund um Bahnhof und altes Schulhaus steht seit vielen Jahren auf der Agenda des Gemeinderats. Nennenswerte Ergebnisse – vom Kindergarten-Anbau ans Heimatmuseum mal abgesehen – fehlen bislang.

Kandidat für Vakanz in Bauverwaltung in Aussicht

Denn zurzeit heißt die Devise: Die Kräfte bündeln, wo sie gebraucht werden. An Themen mangelt es Schliersee auch abseits der genannten nicht: große wie das Feuerwehrhaus Schliersee, das dringend eine energetische Sanierung braucht, und kleinere wie die Begrüßungstafeln an den Ortseingängen oder die geplante Kamera-Überwachung des Kurparks. Immerhin: Für die Vakanz in seiner Bauverwaltung hat Schnitzenbaumer einen Kandidaten in Aussicht.

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