„East Shield“ - Eiserner Vorhang soll unpassierbar sein - Polen baut Schutzschild gegen Russland

Polen hat Pläne für eine neue Verteidigungslinie entlang seiner Grenzen mit Belarus und Russland bekannt gegeben. Das Projekt, das als „East Shield“ bezeichnet wird, soll laut dem polnischen Premierminister Donald Tusk dazu dienen, die östliche Flanke der NATO gegen einen potenziellen Angreifer „unpassierbar“ zu machen, meldet der „Telegraph“.

Polens Verteidigungsminister kündigt massiven Ausbau der Ostgrenze an

Polens Verteidigungsminister beschrieb das Vorhaben als „die größte Operation zur Stärkung der östlichen Grenze Polens, der östlichen Flanke der NATO, seit 1945“. Es soll eine Kombination aus Panzergräben, Bunkern, Minenfeldern und moderner Technologie sein. Die Arbeiten an diesem Projekt sollen noch in diesem Jahr beginnen und voraussichtlich bis 2028 abgeschlossen sein.

Die Grenze zwischen Polen und Belarus ist in jüngster Zeit zu einem Sicherheitsbrennpunkt geworden, mit Tausenden von Migranten und Flüchtlingen, die diese Grenze nach Europa überquert haben. Tusk hat diese Situation als „hybriden Migrationskrieg“ bezeichnet, der von Alexander Lukaschenko, dem Präsidenten von Belarus, erleichtert wird.

Das „East Shield“-Projekt, auch „Tusk-Linie“ genannt, dient als Abschreckung gegen Angriffe aus Russland und entstand in Kooperation mit Estland, Lettland und Litauen.

Polen investiert in hochmoderne US-Raketen im Wert von 677 Millionen Euro

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs im Nachbarland Ukraine investiert Polen in hochmoderne US-Marschflugkörper im Wert von 677 Millionen Euro. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, „wie wichtig es ist, Raketen auf weit von der Frontlinie entfernte Ziele abfeuern zu können“, erklärte das polnische Verteidigungsministerium am Montag. Mit dem Waffenkauf will Warschau demnach seine Verteidigungskapazitäten zur Abwehr einer möglichen russischen Bedrohung stärken.

Die neuen Raketen haben eine Reichweite von rund 1000 Kilometern. Die Luft-Boden-Marschflugkörper vom Typ JASSM (Joint Air-to-Surface Standoff Missile) sollen demnach zwischen 2026 und 2030 von Washington an Warschau geliefert werden. Polen verfügt bereits über JASSM-Raketen mit einer Reichweite von 370 Kilometern, die an Bord seiner F-16-Kampfjets eingesetzt werden. 

Polen beschleunigt Armee-Modernisierung

Das Rüstungsgeschäft soll offiziell am Dienstag unterzeichnet werden. Es ist Teil einer von Warschau angestrebten raschen Modernisierung seiner Armee angesichts der russischen Bedrohung. Das Verteidigungsbudget des Nato- und EU-Landes Polen liegt bei rund vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und ist damit prozentual eines der höchsten aller Nato-Länder. Die Regierung in Warschau hatte zuvor bereits eine Reihe von Waffenkäufen veranlasst, insbesondere in den USA und in Südkorea.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 zählt Polen zu den stärksten Unterstützern Kiews. Polen grenzt nicht nur an die Ukraine, sondern im Nordosten auch an die russische Exklave Kaliningrad und an den russischen Verbündeten Belarus. Polen befürchtet, ebenfalls zu einem Ziel der russischen Aggression zu werden.