Für die Besten gab es Gutscheine
91 Schüler der Realschule Weilheim hielten nach Wochen des Lernens und der Prüfungen ihre Abschlusszeugnisse in den Händen – und ließen sich mit ihren Lieblingssongs nochmal so richtig feiern.

Es ist schon etwas paradox: Da feiert die Realschule Weilheim die Mittlere Reife ihrer Absolventen in der Aula des benachbarten Gymnasiums – weil die eigene Schule einfach nicht genug Platz bietet für alle Schüler samt Familien. Und weil die Sanierung der Weilheimer Stadthalle, eigentlich der traditionelle Ort für die Verabschiedung der Jugendlichen, immer noch nicht abgeschlossen ist. Ab und zu musste man sich also schon in Erinnerung rufen, wer da gerade Abschluss feierte – der Stimmung tat der realschulfremde Ort aber keinen Abbruch.
Und noch etwas war anders bei dieser Abschlussfeier: Die Jugendlichen mit den besten Noten wurden zwar namentlich genannt und bekamen als Belohnung für ihre guten Schulleistungen auch einen Gutschein – im Mittelpunkt standen aber andere Schüler. Jene nämlich, so hatte es die Schulleitung um Armin Thefeld bestimmt, die sich in ihrer Zeit an der Weilheimer Realschule durch ihr Engagement hervorgetan haben – und zwar als Schulsanitäter, Schülerlotsen, Poetry-Slammer, in der Schulband, in der Schulschwimmmannschaft, im Schulgarten oder als Schülersprecherinnen. Ein Foto der Schüler mit den besten Noten sowie einer Veröffentlichung der Namen aller Absolventen hatte die Schulleitung im Vorfeld dagegen nicht zugestimmt.
„Ihr seid viel mehr, als eure Noten“
Stolz ohne Ende waren aber freilich alle Realschüler, die endlich ihr Abschlusszeugnis in Händen hielten. Landrätin Andrea Jochner-Weiß konnte es ihnen nachfühlen – hatte sie doch selbst 1977 die Mittlere Reife an der Weilheimer Realschule gemacht. „Und ich habe nur positive Erinnerungen“, sagte sie in ihrer Rede. Sie werde sich aber hüten, gute Ratschläge zu geben. Nur so viel: „Ich wünsche mir, dass ihr glück㈠lich werdet.“
Hier schloss sich Weilheims zweite Bürgermeisterin Angelika Flock an. „Ihr seid viel mehr, als eure Noten“, rief sie den Schülerinnen und Schülern ins Gedächtnis. Und angesichts der Tatsache, dass das „Leben eher ein Escape-Room“ ist, seien die Jugendlichen nun bestens vorbereitet. „Jeder Tag hat euch stärker, schlauer und schlagfertiger gemacht.“
Darauf setzte auch Schulleiter Thefeld in seiner Rede. In den über drei Millionen Minuten, die die Realschüler bis zum Abschluss in ihrer Schule verbracht hätten, hätten sie viele, unterschiedliche Situationen erlebt. „Und genau dafür war die Schule da.“ Und sie hätten, so hoffe er, die Schüler darin geschult, „eure eigene Meinung zu bilden“ – auch angesichts der Parolen, die manche engstirnige Leute in diesen Zeiten bieten.
Klassenweise riefen die Lehrkräfte die Absolventen anschließend auf die Bühne und überreichten ihnen die Zeugnisse. Beim folgenden letzten Klassenfoto liefen die Songs, „Highway to Hell“, „Forever young“ und „Geile Zeit“, was für Gänsehautmomente voller Stolz und Freude bei den Jugendlichen, Angehörigen und Lehrkräften sorgte. Und nachdem auch der Schulchor die Absolventen feierlich in die „Zeit dazwischen“, wie zweite Bürgermeisterin Flock es nannte, entlassen hatte, richteten die zwei Schülersprecherinnen Karolina Kronas und Amara Willneff ihre abschließenden Worte an die Mitschüler: „Viele unserer Wege trennen sich an diesem Punkt. Aber das Beste daran ist: Wir wissen jetzt, wer wir sind.“