Keine Spur von Reue: Bewährungsstrafe für Vergewaltiger in Bayern

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Roman R. wartet auf den Beginn der Berufungsverhandlung. © Stefan Aigner

Eine Zahlung von 5.000 Euro und eine Entschuldigung, zu der er überredet wurde, bescherten einem Vergewaltiger in zweiter Instanz eine Bewährungsstrafe.

Regensburg - Er war gerade Vater geworden, doch seine Ehe zerbrach. Kurz vor der Geburt ihrer Tochter im März 2022 zog Roman R.s (Name geändert) Frau aus der gemeinsamen Wohnung aus. Seitdem lebten sie getrennt.

Auf dem Parkplatz des Mietshauses sprach der 34-Jährige eine jüngere Nachbarin, Mitte 20, an und drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand. Sie solle sich melden, sagte er.

Nachbarin wollte nicht mehr - da vergewaltigte er sie

Wenige Tage später, nach einem erneuten zufälligen Treffen, gingen die beiden spazieren. Es kam zu Zärtlichkeiten, doch die Nachbarin wollte nicht mehr. „Ich glaube, du musst dir jemand anderen suchen“, schrieb sie ihm per WhatsApp, als er mehrfach nachfragte, ob sie ihn vergessen habe. Auch eine Einladung zum Kaffee lehnte sie ab.

Roman R. ließ jedoch nicht locker. Er redete auf sie ein, klopfte an ihre Tür – schließlich ließ sie ihn herein. Nur auf einen Kaffee, betonte sie. In der Wohnung versuchte er, sie zu umarmen. Als sie ihn wegdrückte, drängte er sie auf die Couch, legte sich mit seinem vollen Gewicht auf sie, hielt ihre Hand fest und zwang sie, ihn zu befriedigen. Er drückte seinen Finger zwischen ihre Beine. Eine Vergewaltigung.

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Erstes Urteil bescheinigt keine Einsicht und Gefahr erneuter Taten

Im November 2023 verurteilte das Amtsgericht Regensburg Roman R. zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis. Eine Entschuldigung oder eine finanzielle Entschädigung, den sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich, lehnte er ab. Das Gericht stellte fest, dass er weder Reue noch Einsicht zeigte und es wahrscheinlich sei, dass er erneut straffällig werde.

Sowohl Roman R. als auch die Staatsanwaltschaft legten Berufung ein. Inzwischen lebte er in Italien, wurde jedoch per EU-Haftbefehl gesucht, festgenommen und ausgeliefert. Seit April sitzt er in Untersuchungshaft.

Berufungsverhandlung: Hitzige Diskussion ums Geld

Nun verhandelte die 9. Strafkammer des Landgerichts Regensburg über ein mögliches Geständnis, eine Entschuldigung und einen Täter-Opfer-Ausgleich. Ziel seines Verteidigers Michael Haizmann: eine Strafmilderung auf zwei Jahre, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.

Nach einem Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen beriet Haizmann mit seinem Mandanten und dessen Verwandten, wie schnell das Geld für den Täter-Opfer-Ausgleich aufgebracht werden könne. Die Diskussion wurde teils laut. Haizmann stellte klar: Ohne Zahlung seien alle Gespräche hinfällig. Es ging um 5.000 Euro.

Opfer zog um und verlor den Arbeitsplatz

Die junge Frau, die Roman R. vergewaltigt hatte, verfolgte das Geschehen teilnahmslos. Mal saß sie neben ihrer Anwältin Susanne Karl im Gerichtssaal, mal wanderte sie mit ihrer Mutter während der Pausen auf dem Gang. Seit der Tat ist sie in Therapie, hat ihre Wohnung aufgegeben und ihre Arbeitsstelle verloren.

Schließlich einigte man sich auf einen Vergleich. Roman R. gestand die Tat, entschuldigte sich bei seinem Opfer und zahlte ihr 5.000 Euro – die Hälfte sofort, den Rest binnen zehn Tagen. Außerdem übernahm er ihre Anwaltskosten in Höhe von 1.289,37 Euro, davon 1.000 Euro sofort. Im Gegenzug akzeptierte die Frau die Zahlung als „friedensstiftende Maßnahme“. So steht es im Vergleich.

Geflüsterte Entschuldigung

Michael Haizmann überreichte der Anwältin zwei Umschläge. Die Banknoten wurden auf dem Tisch gezählt. „Stimmt“, sagte sie. Danach folgte die Entschuldigung. Das müsse man noch „erledigen“, so Richterin Christina Bierhenke.

Roman R. sah sein Opfer dabei nicht an. Er sprach leise, fast flüsternd: „Es tut mir leid, was passiert ist.“ Er entschuldigte sich auch bei seiner Frau. „Es war wirklich nicht so gemeint und beabsichtigt. “

Die Sitzung wurde kurz unterbrochen. Dass Roman R. noch am selben Tag auf Bewährung freikommen würde, galt bereits vor dem Ende der Verhandlung als sicher.

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