Zahl der Firmeninsolvenzen in Hessen steigt weiter – eine Branche besonders betroffen

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Im ersten Quartal 2025 sind 38 Prozent mehr Unternehmen in die Insolvenz gegangen als ein Jahr zuvor. Die IHK fordert Reaktionen von der Politik.

Wiesbaden – Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Hessen ist im ersten Quartal dieses Jahres deutlich angestiegen. Wie das Statistische Landesamt in Wiesbaden mitteilte, haben in den ersten drei Monaten 494 hessische Firmen ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt. Gegenüber demselben Zeitraum des vorigen Jahres entspricht das einem Anstieg um gut 38 Prozent.

Nach Angaben der Statistikbehörde war von den Insolvenzen besonders das Baugewerbe betroffen. Insgesamt 92 der im ersten Quartal beantragten Insolvenzverfahren betrafen demnach Bauunternehmen. Mit der erneut hohen Zahl von Betrieben, die ihre Rechnungen und Beschäftigten nicht mehr bezahlen können, setzt sich in Hessen ein Negativtrend fort: Bereits Anfang des Jahres war bekanntgeworden, dass es im vorigen Jahr rund 23 Prozent mehr Firmeninsolvenzen gegeben hatte als noch 2023.

ARCHIV - 22.03.2022, Bayern, Landsberg am Lech: Handwerker arbeiten am Neubau eines Mehrfamilienhauses.  (zu dpa: „Mehr Aufträge für den darbenden Wohnungsbau“) Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Besonders in der Baubranche müssen aktuell viele Firmen in Hessen aufgeben. © Karl-josef Hildenbrand/dpa

Das Baugewerbe leidet ganz besonders

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 1655 hessische Betriebe pleitegegangen, davon waren laut dem Statistischen Bundesamt mindestens 6000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen gewesen. Bereits unter diesen insolventen Firmen waren solche aus dem Bausektor mit 316 besonders stark vertreten. Sollten im Verlauf dieses Jahres ähnlich viele Unternehmen aufgeben müssen wie im ersten Quartal, würde diese bereits angestiegene Zahl vom vorigen Jahr noch einmal übertroffen.

Ulrich Caspar, der Vizepräsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK), nannte die zunehmende Zahl von Insolvenzen in einer Mitteilung eine „dringliche Mahnung“ an die Politik. „Wir brauchen jetzt Tempo bei der Entlastung der Wirtschaft“, forderte Caspar. Insbesondere das Baugewerbe müsse verstärkt unterstützt werden.

Eine Reform der Bauordnung ist bereits in Arbeit

Lobend hob der HIHK-Vize hervor, dass eine Reform der Hessischen Bauordnung bereits in Arbeit ist, das Gesetzesvorhaben müsse aber zügig umgesetzt werden. Darüber hinaus fordere man die schwarz-rote Landesregierung auf, „weitere, politisch mutige Schritte zu gehen“.

Im Haus von Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori wird seit Monaten mit Hochdruck an einem Gesetzespaket zur Reform der Hessischen Bauordnung (HBO) gearbeitet. Schon im Juni vergangenen Jahres hatte der SPD-Politiker eine Fachleutekommission einberufen und im November dann ein Eckpunktepapier mit 20 Vorschlägen für schnelleres und günstigeres Bauen präsentiert, die in das Gesetz einfließen sollen. Dabei geht es unter anderem um die Entschlackung staatlicher Vorschriften, vereinfachte Genehmigungsverfahren beim Aufstocken von Wohnhäusern und beim seriellen Bauen sowie einen beschleunigten Abriss alter Gebäude.

Das Gesetz soll bis Ende des Jahres verabschiedet sein

Ende Juni soll die Gesetzesnovelle erstmals im Landtag debattiert und dann möglichst noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Es ist das erste große Gesetzesvorhaben, das Mansoori durch den Landtag bringen will, seit er im Januar vorigen Jahres sein Amt als Wirtschaftsminister angetreten hat.

Parallel arbeitet sein Ministerium an einem Gesetz, das es erschweren soll, Wohnraum leerstehen zu lassen. Bislang liegt der Gesetzentwurf im Landtag aber nicht vor. (Hanning Voigts)

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