Kurz vor Merz-Trump-Telefonat gibt sich Vance plötzlich zahm – „im selben Team“

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US-Vizepräsident J. D. Vice teilte in den letzten Monaten zu kräftigen Seitenhieben gegen Europa aus. Nun scheint die Stimmung plötzlich versöhnlich.

Berlin/Washington D. C. - Alle Augen sind am Donnerstag gebannt auf den frisch gewählten Bundeskanzler Friedrich Merz gerichtet. Es steht das erste persönliche Telefonat mit Donald Trump an. Der US-Präsident und der Kanzler kennen sich bislang nicht persönlich, und die Beziehungen zwischen den Ländern haben angesichts der Verhandlungen im Ukraine-Krieg und der neuen US-Zollpolitik in den vergangenen Wochen immer wieder gelitten.

Fast schon versöhnliche Worte fand am Mittwoch im Vorfeld US-Vizepräsident J. D. Vance - und könnte damit einen überraschenden Vorgeschmack für das bevorstehende Telefonat zwischen Merz und Trump geliefert haben. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Vereinigten Staaten und Europa im selben Team sind“, betonte Vance direkt zu Beginn eines Interviews, das im Rahmen eines Meetings der Münchner Sicherheitskonferenz, das in Washington D. C. stattfand.

US-Vizepräsident sieht Europa und die USA plötzlich als enges „Team“

Die europäische und amerikanische Kulturen seien eng miteinander verbunden, fuhr der Vizepräsident fort. „Ich halte es für völlig lächerlich zu glauben, dass man jemals einen tiefen Keil zwischen die Vereinigten Staaten und Europa treiben kann.“ Man werde immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten haben oder sich gegenseitig kritisieren. Dennoch sei Vance der Meinung, man müsse im gleichen Team sein.

US-Vizepräsident J. D. Vance während des „Munich Leaders Meeting“ in Washington D. C.
US-Vizepräsident J. D. Vance während des „Munich Leaders Meeting“ in Washington D. C.. © Kevin Dietsch/Getty Images/AFP

Anfang des Jahres hatte J. D. Vance noch deutliche Seitenhiebe gegen Europa verteilt. Am Donnerstag sagte er hinsichtlich des „Team“-Gedankens hingegen vorsichtig: „Der Präsident und ich glauben natürlich, dass dies ein bisschen mehr europäische Lastenverteilung auf der Verteidigungsseite bedeutet.“ Seiner Meinung nach habe man es sich „offen gesagt“ auf beiden Seiten des Atlantiks etwas zu bequem gemacht in den letzten 20 Jahren.

J. D. Vance gibt versöhnlichen Ton mit Europa an - und kritisiert Russland

Der Kurs, den Vance am Mittwoch einschlug, passte eigentlich so gar nicht mit seinen vergangenen Aussagen über Europa überein. Statt auf Konfrontation zu gehen und wie auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar unter anderem die europäische Meinungsfreiheit zu kritisieren, wirkte der US-Vizepräsident mit seinem Ansatz am Donnerstag eher... zahm.

Besonders für Friedrich Merz dürfte das Interview von J. D. Vance ein Grund zur Hoffnung sein, in dem Telefonat mit Trump eine ähnlich positive Stimmung zu erreichen. Im Hinblick auf die Verhandlungen im Ukraine-Krieg sagte der Vizepräsident ebenfalls offen: „Wir sind der Meinung, dass (Russland) zu viel fordert.“

Er räumte ein, dass man Russland nicht vorwerfen könne, grundsätzlich nicht an Frieden interessiert zu sein. Die geforderten Bedingungen auf russischer Seite seien derzeit aber schlichtweg zu viel. Nun müsse man sich auf den nächsten Schritt konzentrieren: Eine gemeinsame Grundlage finden, auf der die Ukraine und Russland zu Gesprächen einwilligen. (nz)

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