Sabotage-Verdacht: Millionen-Schaden an Gas-Pipeline in Schleswig-Holstein
Nachdem Schäden an der LNG-Pipeline „ETL 180“ entdeckt wurden, ermittelt jetzt die Bundesanwaltschaft. Der Schaden beläuft sich wohl auf 1,6 Millionen Euro.
Hamburg – Der Schaden an einer LNG-Trasse in Schleswig-Holstein ist wohl größer als bisher erwartet. Die Pipeline „ETL 180“ vom niederländischen Energiekonzern Gasunie sollte eigentlich ab Ende 2023 Gas vom Terminal für flüssiges Erdgas in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) in das bundesweite Netz einspeisen. Tatsächlich entdeckte das Unternehmen bei einem elektronischen Test Schäden an der Pipeline und meldete diese Ende November der Polizei vor Ort. Die Pipeline wurde an mindestens acht Stellen, im vierten Abschnitt angebohrt, berichtet das Nachrichtenmagazin der Spiegel. Der Schaden soll sich auf rund 1,6 Millionen Euro belaufen.
Nach Ermittlungen des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamts verwendeten die Täter professionelles Equipment: Unter anderem einen kleinkalibrige Bohrer, schreibt der Spiegel. Die Löcher sollen einen Durchmesser von rund zehn Millimetern haben, berichtete der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (shz). Sie seien von außen schwer zu erkennen gewesen, denn: Die Löcher seien in der stählernen Gasleitung und die darüber liegende Kunststoffschicht habe sich nach dem Bohren wieder zusammengezogen, berichtet die Zeitung aus Sicherheitskreisen.

LNG-Pipeline in Schleswig-Holstein: Besetzt und verklagt
Inzwischen interessiert der Fall nicht nur die Ermittler in Schleswig-Holstein. LNG-Pipelines gehören zur „kritischen Infrastruktur“ für die deutsche Energieversorgung. Anfang Januar schaltete sich deswegen die Bundesanwaltschaft ein. Die Karlsruher Behörde habe Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage aufgenommen, wie eine Sprecherin am 4. Januar mitteilte. Weitere Auskünfte würden aktuell nicht erteilt.
Die Gas-Pipeline ist seit Beginn des Baus umstritten. Schon 2022 besetzten dutzende Aktivisten die Baustelle und forderten den „vollständigen Gasausstieg, sowie den Rückbau bestehender Gasinfrastruktur“. Nach Spiegel-Informationen entdeckte man im Frühjahr 2023 ein angesägtes Rohr – die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden jedoch eingestellt, weil keine Tatverdächtigen ermittelt werden konnten. Im August vergangenen Jahres blockierten Aktivisten der Gruppe „Ende Gelände“ den Bau der Gasleitung: „Mit dem Bau der Pipeline findet ein Klimaverbrechen statt“, sagte eine Sprecherin der Aktivisten dem shz. Auch bei einigen Anliegern war die Pipeline unbeliebt: Zwei Landwirte gingen gegen den Bau gerichtlich vor und zogen vor das Bundesverwaltungsgericht, berichtete die Lokalzeitung. Ihre Klage wurde allerdings abgewiesen.