Ostermontag abschaffen? Damit löst man kein einziges Wirtschaftsproblem

Der Ostermontag soll abgeschafft werden, damit Deutschland wieder im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger wird. Das fordert nun die Chefin des deutschen Lasertechnologieunternehmens Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller. Aber tatsächlich führt das am eigentlichen Problem vorbei, denn Deutschland hat zwei andere Kernprobleme.

Kishor Sridhar ist angesehener Berater, Keynote-Speaker und Autor, spezialisiert auf Change Management, Führung und Digitalisierung. Er unterstützt Führungskräfte bei Transformationsprozessen und lehrt an der ISM in München. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Wir sind einfach zu teuer

Erstens sind die Produktionskosten in Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch, und das liegt vor allem daran, dass die Lohnnebenkostenentwicklung in den letzten Jahren drastisch aus dem Ruder gelaufen ist. Also müsste man hier ansetzen und diese Kostenspirale stoppen oder zumindest reduzieren. Ein Tag mehr im Jahr zu arbeiten würde nur bedeuten, dass man einen Tag mehr im Jahr zu exorbitanten Kosten produziert. Das löst nicht das Wettbewerbsproblem.

Produktivität: Schluss mit Zeit absitzen

Zweitens stagniert die Produktivität in Deutschland. Der Sachverständigenrat der Wirtschaft sagt, dass wir bei der Produktivitätssteigerung um 5 % hinten anliegen. Das heißt, die Verantwortung liegt bei den Unternehmen selbst. Und genau das erlebe ich immer wieder in der Zusammenarbeit im Change Management mit Unternehmen. Es gibt jene, die nicht verstehen, Digitalisierung, KI und Robotertechnik in Zusammenarbeit mit den Menschen so einzusetzen, dass die Produktivität steigt. Und dann gibt es die anderen, die genau das hervorragend beherrschen und im internationalen Vergleich auch keine Effizienzprobleme haben. Diese Unternehmen bemessen Leistung weniger nach der Anzahl der aufgewendeten Stunden, sondern danach, dass Prozesse zeiteffizient erfolgen und mit Hilfe von digitalen Medien und Digitaltechnologie das Maximum an Produktivität herausgeholt wird.

Ein Ostermontag saniert kein Unternehmen

Und wenn die Chefin von Trumpf sich genau hinterfragt, wird sie wahrscheinlich auch die Frage beantworten können, ob ein Tag mehr zu arbeiten wirklich das Problem ist, das ihr Unternehmen hat, nämlich 23 Millionen Euro Verluste. Diese Verluste bei Trumpf werden nicht durch einen Ostermontag aufgeholt, sondern nur durch kluge Effizienzsteigerung.

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  • Kishor Sridhar

    Bildquelle: Kishor Sridhar

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