Größte Schattenbank ist pleite: Hier droht die nächste Finanzkrise

Die chinesische Schattenbank Zhongzhi ist zahlungsunfähig. Damit wächst die Sorge nicht nur vor einer Finanzkrise, die sich weltweit ausbreiten könnte.

Erst strauchelten große Immobilienkonzerne, jetzt schwankt eine der wichtigsten Banken in China. Nachdem Ende November bekannt wurde, dass die chinesische Schattenbank Zhongzhi insolvent ist, protestierten geprellte Anleger. Auf sozialen Netzwerken kursierten Bilder, auf denen einige von ihnen Schilder in die Höhe halten: "Zhongzhi, gib uns unser Geld zurück."

Doch nicht nur die Bankkunden machen sich Sorgen. Das zahlungsunfähige Bankenkonglomerat schürt international Ängste, dass die Krise des Immobiliensektors auf die Finanzbranche übergreift.

Schwierigkeiten kommen nicht überraschend

Zhongzhi ist einer der wichtigsten Akteure im drei Billionen Dollar schweren chinesischen Schattenbanksektor. Vermögensverwalter, die in diesem Bereich tätig sind, agieren oft außerhalb des Regelwerks, das für Geschäftsbanken gilt. Sie leiten häufig die Gelder aus ihren Anlageprodukten an Immobilienentwickler und andere Branchen weiter.

Die Sorgen um die Bank sind dabei nicht neu. Bereits im Sommer hatten sich die Hinweise darauf gemehrt, dass Zhongzhi in größeren Schwierigkeiten steckt. Der von dem Konzern kontrollierte Treuhandfonds-Anbieter Zhongrong hatte die Fristen für Zahlungen auf Dutzende von Investmentprodukten verstreichen lassen.

Diese Probleme haben auch damit zu tun, dass die chinesische Regierung seit vergangenem Jahr versucht, den Einfluss der Schattenbanken zu begrenzen. Immerhin verwaltete allein Zhongrong Ende 2022 ein Vermögen in Höhe von rund 110 Milliarden US-Dollar (102 Milliarden Euro). Da die Branche lange wenig kontrolliert wurde, hatten Unternehmen diese Banken genutzt, um sich Finanzierungen zu sichern, obwohl sie in Schwierigkeiten waren. Eine Gefahr, die über die Bankenbranche hinausgeht.

Experte: Behörden werden aggressiv eingreifen

Dennoch sprangen – wie so oft in diesen Fällen – im September zwei Staatsbanken ein und versuchten die finanzielle Schieflage bei Zhongrong auszugleichen. Wie sich nun zeigt, handelte es sich dabei wohl lediglich um einen Tropfen auf dem heißen Stein. Eine der größten Pleiten in der Unternehmensgeschichte Chinas konnte auf diese Weise nicht verhindert werden. Nun hat sich das Problem auf das ganze Konglomerat ausgeweitet.

Experten gehen aber nicht davon aus, dass China die Bank ihrem Schicksal überlässt, die Gefahr vor Ansteckungseffekten ist zu groß. "Die Finanzaufsichtsbehörden werden mit ziemlicher Sicherheit aggressiv eingreifen, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Probleme von Zhongzhi ausweiten", sagte Christopher Beddor, Analyst bei Gavekal Dragonomics, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Chancen, dass die Investoren ihre Gelder komplett zurückbekämen, seien aber minimal.

Zum aggressiven Vorgehen gehört dabei auch, dass Ermittlungen durchgeführt werden. Strafrechtliche Maßnahmen gegen mehrere Verantwortliche wurden eingeleitet, wie die Finanzbehörden auf sozialen Netzwerken mitteilten. Eine bislang nicht bekannt gegebene Anzahl an Personen wurde festgenommen.

Explizit wurde eine Person namens Xie genannt, der Familienname des vor zwei Jahren verstorbenen Gründers Xie Zhikun. Dessen Angehörige sind weiterhin im Unternehmen aktiv. Die Witwe des Gründers ist die bekannte chinesische Sängerin Mao Amin, die das Erbe aber angeblich ausgeschlagen und an ihren Neffen abgetreten hatte.

Chinesische Wirtschaftsziele nur schwer zu erreichen

Das harte Durchgreifen ist auch deswegen nötig, weil die chinesische Wirtschaft insgesamt schwächelt. Nach dem Ende der strikten Corona-Auflagen erholt sie sich nur schleppend. Außerdem steckt der massive Immobiliensektor des Landes in der Krise – allen voran der hoch verschuldete Immobilienkonzern Evergrande –, das Konsumverhalten ist schwach und die ausländische Nachfrage nach chinesischen Produkten ebenfalls.