Diagnose Hirntumor: Sehbehinderte Schwimmerin erlebte nach Paralympics-Gold schweren Schicksalsschlag

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Nach einem triumphalen Sieg, einer schockierenden Diagnose und einer inspirierenden Genesung steht Elena Semechin wieder auf der Weltbühne der Paralympics.

Paris – Elena Semechin, die deutsche Schwimmerin mit Sehbehinderung, hat bereits einen bemerkenswerten Lebensweg hinter sich. Nachdem sie bei den Paralympics in Tokio eine Goldmedaille errungen hatte, wurde sie kurz darauf mit der erschütternden Nachricht konfrontiert, dass sie einen Hirntumor hat. Anstatt sich zurückzuziehen, entschied sie sich jedoch, weiterzukämpfen und steht nun erneut auf der globalen Bühne der Paralympics in Paris.

Nach ihrem Sieg in Tokio begann Semechin über Kopfschmerzen zu berichten. Die Diagnose Hirntumor ließ nicht lange auf sich warten. Semechin ist sich unsicher, ob sie noch ein weiteres Jahr zu leben hat. Doch bevor sie sich einer Operation unterzog, gab sie ihrem langjährigen Partner und Trainer, Philipp, das Ja-Wort. Nur eine Woche nach dem Eingriff war sie schon wieder im Wasser.

Die Therapie war intensiv: 13 Chemotherapie-Zyklen, die sie jedoch nicht davon abhielten, wieder ins Training einzusteigen. Semechin kehrte bereits während der Chemotherapie auf die Wettkampfbühne zurück und errang bei der Weltmeisterschaft 2022 auf Madeira überraschend die Silbermedaille. Etwas mehr als ein Jahr später, sechs Monate nach dem letzten der insgesamt 13 Chemotherapie-Zyklen, erringt Semechin in Manchester ihren dritten WM-Titel.

Die sehbehinderte Schwimmerin Elena Semechin peilt nach ihrem Hirntumor Gold bei den Paralympics in Paris an.
Die sehbehinderte Schwimmerin Elena Semechin peilt nach ihrem Hirntumor Gold bei den Paralympics in Paris an. © nordphoto GmbH/Engler/Imago

Sehbehinderte Schwimmerin kann bei Paralympics auf Familie und Freunde aus Deutschland vertrauen

Die Unterstützung ihrer Familie, Freunde und insbesondere ihres Ehemanns Philipp war entscheidend für ihre Rückkehr. „Zum ersten Mal kommen viele Freunde, die Familie und Partner zum Zuschauen und Anfeuern, das ist für mich besonders aufregend“, sagt Semechin. Diese Unterstützung gibt ihr die Kraft, sich auf die Spiele in Paris vorzubereiten, wo sie nicht nur ihre Goldmedaille verteidigen, sondern auch ihren eigenen Weltrekord brechen möchte.

Die bevorstehenden Paralympics bezeichnet Semechin als einen besonderen Moment: „Gold und Weltrekord wären optimal“, kündigte sie für den am 5. September angesetzten Wettkampf auf ihrer Paradestrecke an. Denn sie möchte sich selbst „beweisen, dass ich mich toppen und noch mehr performen kann als vor der Krankheit.“ Bei der EM im April dominierte Semechin über 100 m Brust die Konkurrenz. Ihr Vorsprung betrug beeindruckende acht Sekunden, und sie verfehlte ihren im Jahr 2019 aufgestellten Weltrekord nur um 67 Hundertstel. Dieser soll in Paris gebrochen werden.

Nach Diagnose Hirntumor: Sehbehinderte Schwimmerin will eigenen Paralympics-Rekord knacken

Trotz ihrer beeindruckenden Rückkehr bleibt die Angst vor einem Rückfall bestehen. Bestimmte Kopfschmerzen erinnern sie an die Zeit vor der Operation. Panikattacken sind die Folge. Doch auch die jüngsten Rückschläge können Semechin, die im Alter von sieben Jahren an Morbus Stargardt erkrankte und mittlerweile nur noch eine Sehkraft von zwei Prozent hat, nicht stoppen. Semechin lässt sich nicht unterkriegen.

„Diese Herausforderungen haben mich nur stärker gemacht und meinen Charakter geprägt“, betont sie. „Eines ist aber klar: Der Krebs hat es nicht geschafft, die Kontrolle über mein Leben zu übernehmen.“ Für Semechin sind die Paralympics in Paris mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Sie sind ein Symbol für ihre unglaubliche Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit. „Sportlich durfte ich schon viele großartige Erfolge feiern, doch mein größter Sieg ist, wer ich heute bin und was ich aus meinem Leben herausgeholt habe“, sagt sie. Auch eine Fechterin trat trotz Tumor-Diagnose bei Olympia an – mitten im Kampf brach sie plötzlich zusammen. (ck)

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