„Die Renten werden sinken“ – Experte entlarvt Mythen um den Ruhestand
Die Rente ist sicherer als gedacht. Ein Experte räumt mit den gängigen Missverständnissen auf und erklärt, worauf es am Ende wirklich ankommt.
München – Geht es ums Thema Rente, kursieren viele Irrtümer. Eines davon ist, dass bei Erreichen der Regelaltersgrenze keine Abschläge für eine vorzeitige Rente mehr gezahlt werden müssen. „Für solche Frührentner ist es ein gefährlicher Trugschluss zu glauben, die Abschläge würden enden, wenn die Regelaltersgrenze mit spätestens 67 Jahren erreicht ist. Tatsächlich gelten die Abschläge ein Leben lang“, erklärt ein Experte auf dem Portal Ihre Vorsorge der Deutschen Rentenversicherung (DRV).
Das ist nur einer von zahlreichen Renten-Mythen, die bei vielen für Verunsicherung sorgen. Genau deshalb räumt Experte Thomas Öchsner mit gängigen Irrtümern auf – etwa mit der weitverbreiteten Sorge, die Renten würden künftig sinken. Die sei laut ihm völlig unbegründet, weil das Gesetz das verbietet.
„Gesetzliche Rente darf nicht sinken“ – Experte erklärt, warum Rente tendenziell höher wird
„Die gesetzliche Rente darf nicht sinken“, erklärt Öchsner bei Ihre Vorsorge. „Das ist durch die Rentengarantie gesetzlich ausgeschlossen. Vielmehr wird Ihre persönliche Rente in Euro und Cent von Jahr zu Jahr höher werden – oder zumindest wie im Corona-Jahr 2021 in den alten Bundesländern gleich hoch bleiben.“ Laut Prognosen des Rentenversicherungsberichts des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) wird bis 2036 sogar eine Steigerung um 43 Prozent erwartet.
Ein weiterer Irrtum betrifft das Rentenniveau. Viele Menschen glauben, es gebe Auskunft über die Höhe der individuellen Rente. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Rechengröße, die das Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittslohn beschreibt. Derzeit liegt das Rentenniveau bei 48,1 Prozent und soll laut Rentenversicherungsbericht bis 2030 auf 46,6 Prozent sinken. Die aktuelle Koalition aus Union und SPD plant, das Niveau langfristig bei 48 Prozent zu sichern.
Experte erklärt das Rentensystem – das müssen Ruheständler wissen
Öchsner zufolge glauben viele Beitragzahler zudem, dass das, was sie an die Rentenversicherung abtreten, für ihre spätere Rente zurückgelegt wird. „Auch das ist nicht richtig“, stellt er klar. Die Rentenversicherung funktioniert nach dem Umlageverfahren: Die Beiträge der heutigen Arbeitnehmer finanzieren die Renten der aktuellen Ruheständler. Aus diesem Grund heißt es immer wieder, dass die Babyboomer mehr Rente als die Gen Z bekommen werden.
Die Höhe der Rente hängt nicht nur von den Arbeits-, sondern vor allem den Versicherungsjahren ab. Jedes Jahr, in dem Beiträge gezahlt wurden, zählt. Renten- oder Entgeltpunkte werden jährlich ermittelt und bestimmen die Rentenhöhe. Es ist also ein Querschnitt des gesamten Berufslebens. Dabei reichen bereits fünf Versicherungsjahre aus, um einen Rentenanspruch zu haben. Auch Zeiten der Kindererziehung zählen dazu. Das müssen Eltern bei der Antragstellung wissen.

Top-Verdiener bekommen mehr Rente – aber nur bis zu einer bestimmten Grenze
Höhere Beiträge führen wiederum zu einer höheren Rente, jedoch nur bis zu einer bestimmten Grenze. Top-Verdiener zahlen nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 100.000 Euro, warnt Öchsner. Er verdeutlicht das mit einem Beispiel: „Angenommen, eine Rentnerin hätte 45 Jahre lang stets über der Bemessungsgrenze verdient und den Höchstbeitrag in die Rentenkasse eingezahlt. Dann hätte sich ihre Rente vom 1. Januar 2022 an auf genau 2961,90 Euro brutto belaufen.“
Fakt ist: In Deutschland bleibt die Rente ein viel diskutiertes Thema. Viele Menschen sind unsicher, ob ihre Altersvorsorge ausreichen wird. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) schlägt daher vor, Selbstständige, Beamte und Politiker in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen. Dieser Vorschlag stößt jedoch auf Kritik, sowohl aus den eigenen Reihen als auch vom Deutschen Beamtenbund (dbb). Ob die Renten-Reform umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. (cln)