„Armutszeugnis für unser Land“: Über 40 Prozent der Rentner haben weniger als 1.250 Euro netto

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Millionen Seniorinnen und Senioren beziehen im Alter nur eine niedrige Rente. Das zeigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes. Für den Linken-Abgeordneten Bartsch ist das ein „Armutszeugnis“.

München – Mehr als sieben Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland müssen mit einer niedrigen Rente auskommen. Sie erhalten laut einer Berechnung des Statistischen Bundesamtes monatlich weniger als 1250 Euro netto gesetzliche Rente. Das sind mehr als 42 Prozent aller Rentenempfänger in Land, wie aus der Erhebung auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch hervorgeht, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Mehr als fünf Millionen der Betroffenen sind demnach Frauen.

42 Prozent der Renten niedriger als 1250 Euro – Bartsch: „Armutszeugnis für unser Land“

Etwa jeder vierte Rentenempfänger erhält sogar noch weniger – sie kommen der Berechnung zufolge auf weniger als 1000 Euro im Monat. Die durchschnittliche Brutto-Rente hierzulande lag laut dem Rentenatlas 2023 der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2022 bei 1728 Euro bei den Männern und 1316 Euro bei den Frauen.

Angesichts dieser Zahlen sprach Linken-Politiker Bartsch von einem „Armutszeugnis für unser Land“. Die Rentnerinnen und Rentner seien die „Hauptverlierer der Inflation“, sagte er dem RND. Bartsch forderte die Bundesregierung auf, tätig zu werden. „Wir brauchen in diesem Jahr eine einmalige und zusätzliche Rentenerhöhung um zehn Prozent, um zumindest die Inflation auszugleichen“, sagte er.

Vor allem Männer sind von dieser Renten-Entwicklung betroffen.
Über 40 Prozent der Rentner haben weniger als 1.250 Euro netto, wie aktuelle Zahlen zeigen. (Symbolbild) © IMAGO/Marina Beilina

Deutsche Rentenversicherung: Zahlen haben nur „nur eine begrenzte Aussagekraft

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) wies allerdings darauf hin, dass die Zahlen der Statistik „nur eine begrenzte Aussagekraft hinsichtlich der Einkommenssituation von Rentnerinnen und Rentnern“ haben. So lägen häufig Einkünfte aus weiteren Quellen vor, etwa Betriebsrenten, Hinterbliebenenleistungen oder sonstige Bezüge. „Die Einkommenslage kann daher immer nur im Haushaltskontext bestimmt werden“, hieß es.

Die DRV verwies stattdessen auf den Alterssicherungsbericht der Bundesregierung. Danach erreichen Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen aus Alterssicherungsleistungen und zusätzlichen Einkommen von 2907 Euro im Monat. Unter den Alleinstehenden ab 65 Jahren beziehen Männer demnach im Durchschnitt ein Gesamteinkommen von 1816 Euro, Frauen von 1607 Euro.

DIW-Studie: Grundrente erhalten weniger Menschen als angekündigt

Allerdings ist das Problem der Altersarmut in Deutschland nicht von der Hand zu weisen: So zeigt eine aktuelle Studie auch, dass weniger Menschen als angekündigt die vor drei Jahren eingeführte Grundrente erhalten. Ende 2022 bezogen nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) insgesamt 1,1 Millionen Menschen Grundrente, wie die Süddeutsche Zeitung vergangenen Woche berichtete. Die Bundesregierung war zur Einführung von 1,3 Millionen Berechtigten ausgegangen, SPD-Chefin Saskia Esken nannte damals sogar eine Zahl von 1,4 Millionen.

„Die Grundrente hilft, aber sie unterstützt zu wenige Leute. Sie reicht nicht aus, um Armut im Alter ausreichend zu bekämpfen“, sagte Peter Haan vom DIW der Zeitung. Nur 4,3 Prozent der etwa 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner bekommen dem Institut zufolge den Zuschlag.

Heil kündigt neues Rentenpaket an

Am Wochenende hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt, das von der Regierung geplante Rentenpaket II solle im Februar ins Kabinett kommen. „Der Gesetzentwurf liegt vor und soll nach dem Haushaltsbeschluss zügig auf den Weg kommen“, sagte Heil der Rheinischen Post am Wochenende. Mit dem Maßnahmenpaket will die Regierung das Rentenniveau bis Ende der 2030er Jahre bei 48 Prozent stabilisieren. „Das ist eine Frage der Leistungsgerechtigkeit, denn es profitieren die Menschen, die heute arbeiten und fleißig sind“, sagte dazu Heil.

Mit Material der AFP

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