„Und alles schön farbig und bunt“: Austin Eddy trifft Campendonk - neue Ausstellung

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Die Kuratoren vor Austin Eddys „Sea Calm“ (2024): die Penzberger Museumsleiterin Annette Vogel und Matthias Kunz von der Münchner Galerie „Knust Kunz“. © Thilo Härdtlein

100 Jahre und der Atlantik liegen zwischen Heinrich Campendonk und dem US-Amerikaner Austin Eddy. Beiden Malern ist ab Sonntag im Penzberger Museum eine Ausstellung gewidmet, die Parallelen aufzeigt. Zugleich werden sechs Campendonk-Bilder gezeigt, die in Penzberg noch nie zu sehen waren.

Austin Eddy, 1986 in Boston geboren, kam im vergangenen Frühjahr nach Penzberg. Er besuchte die Münchner Galerie „Knust Kunz“, die ihn in Deutschland vertritt. Dabei nutzte er die Chance, seinen nächsten Ausstellungsort und das „Blaue Land“ kennenzulernen. Er sei begeistert gewesen, erzählt Museumsleiterin Annette Vogel. Daraus entstanden zwei Zeichnungen, eine von der Hubkirche mit den Bergen im Hintergrund, die Austin Eddy, wieder daheim, in seinem Atelier in Brooklyn aus der Erinnerung zeichnete.

Über 60 abstrakte Werke - darunter zwei Penzberger Zeichnungen

In Penzberg sind ab Sonntag in der Ausstellung „Austin Eddy X Campendonk“ über 60 abstrakte Werke des US-Amerikaners zu sehen, einige großformatig, andere postkartengroß, darunter auch die zwei Penzberger Zeichnungen. Möglich sei die Ausstellung nur durch die Unterstützung der Galerie „Knust Kunz“, so Annette Vogel. Man hake sich unter, um sie gemeinsam für die Öffentlichkeit zu realisieren, sagt Galerist Matthias Kunz.

Verlorene Harmonie von Mensch und Natur

Die abstrakten Bilder Austin Eddys wirken auf den ersten Blick manchmal banal, fast wie Kinderzeichnungen. Es stecke aber sehr viel dahinter, sagt Vogel. Es gehe darum, wie der Mensch mit seinen Mitmenschen und der Natur umgeht, es gehe um Gesellschaftspolitik, Zukunftsfragen und Ängste, „aber alles schön farbig und bunt“. Die Bilder zeigen Vögel im Sturzflug ebenso wie Fische in Zweisamkeit, mal heiter, mal düster, mal humorvoll, mal bedrohlich. Mit Linien, Punkten, Textur und Farbe erzeugt er Bewegung und Emotionen. Deutlich zu spüren sei die schmerzliche Sehnsucht nach der verlorenen Harmonie von Mensch und Natur, wie sie der „Blaue Reiter“ formuliert hat, erklärt Vogel.

Nähe von Austin Eddy zu Campendonk

Die Ausstellung stellt Austin Eddy dem 1889 geborenen und 1957 gestorbenen Campendonk gegenüber. Austin, sagt Vogel, stehe für eine europäisch-amerikanische Malergeneration, die die Tradition des „Blauen Reiter“ und der Avantgarde des 20. Jahrhunderts einfließen lasse. „Man fühlt sich an etwas erinnert, auch wenn man es nicht gleich benennen kann.“ Es bleibe geheimnisvoll, erklärt sie. Beide seien zudem durch das Kunsthandwerk inspiriert gewesen. Weitere Parallelen seien, wie sie Farbe mit Warm und Kalt verbunden und wie sie Tiere betrachten.

Gezeigt werden in der Ausstellung auch Campendonk-Werke, die seit 2016 zum Museumsbestand gehören, aber noch nie zu sehen waren, darunter die frühen Werke „Zwei Fische“ (um 1905) und „Das gelbe Tier (um 1913). Später entstanden „Entwurf mit Kühen“ (um 1933), „Lofotenlandschaft“ (1933), „Die Singvögel“ (um 1947) und das undatierte Bild „Vogel und Schmetterling“.

Ausstellung

Eröffnet wird die Ausstellung „Austin Eddy X Campendonk“ am Sonntag, 13. Juli, 15 Uhr, mit einem Sommerfest (Eintritt frei) und Musik von Saxophonist Thomas Bouterwek. Ab 16.30 Uhr liest Schauspielerin Michaela Steiger aus Austin Eddys „Selected Poems“.

Austin Eddy selbst kommt am Sonntag, 21. September, 15 Uhr, zu einem Künstlergespräch ins Penzberger Museum (Anmeldung per E-Mail an museum@penzberg.de).

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